Während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen nutzen viele Länder Radio, Fernsehen und Internet, um Schüler und Studenten zu beschäftigen.

Weltweit sind nach Angaben der UNESCO 1,29 Milliarden in 186 Ländern von Schließungen aufgrund von COVID-19 betroffen, das sind 73,8 Prozent aller Schüler und Studenten weltweit. Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent sind schätzungsweise 297 Millionen Schüler von Schulschließungen infolge der Pandemie betroffen. „Noch nie haben wir bei der Bildung Beeinträchtigungen in einem solchen Ausmaß erlebt“, sagte kürzlich UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay.

Trotz der Herausforderungen des eingeschränkten Zugangs zu Internet, Elektrizität oder Computern halten die Länder neben Online-Plattformen und sozialen Medien den Unterricht durch verschiedene Fernlernmethoden wie Radio- und Fernsehprogramme weiter aufrecht. In Ägypten, Ghana, Liberia, Nigeria, Marokko, Ruanda, Südafrika und anderen Ländern haben eine Reihe von Schulen und Universitäten einige ihrer Programme auf Online-Plattformen verlagert und Studenten ermutigt, sich zu vernetzen. Die University of Ghana beispielsweise hat ihre Dozenten darin geschult, online-Kurse zusammenzustellen, während sie mit Telekommunikationsunternehmen verhandelt, um den Studenten kostenlose Internetdaten, die in der Regel auf 5G begrenzt sind, zu gewähren.

Victoria, 21, eine der Millionen von jungen Menschen in Ghana, die von Schulschließungen betroffen sind, sagte: „Ich bleibe in Verbindung, beschäftige mich mit Online-Vorträgen und stehe mit Freunden in Kontakt.“ Victoria betont, dass sie überfüllte Orte meidet und lieber sicher zu Hause bleibt. „Ich versuche auch, neue Dinge zu lernen, die ich noch nie gemacht habe – ich mache mich ans Kochen – und mehr Bücher zu lesen. Manchmal tanze ich, nur um den Stress wegzunehmen und mich zu Hause nicht allzu sehr zu langweilen.“
In Nigeria und Marokko haben die Regierungen Online-Dokumentenspeicher mit Unterrichtsmaterialien für Lehrer und Eltern geschaffen, während der Bildungsrat in Ruanda eine eigene Website eingerichtet hat, um das Lernen zu unterstützen und bildungspolitische Inhalte sowie Bewertungstests bereitzustellen. Die Website ermöglicht auch Lehrern und Eltern miteinander zu kommunizieren.

Aufgrund der schlechten Internetverbindung, der teuren Daten und der digitalen Kluft zwischen Stadt und Land sind Online-Klassen allein jedoch nicht in der Lage, alle Schüler zu versorgen. Dies birgt das Risiko, dass Millionen von Studenten in Afrika auf der Strecke bleiben. In Afrika südlich der Sahara haben nach Angaben der UNESCO 89 Prozent der Lernenden keinen Zugang zu Heim-Computern, und 82 Prozent haben keinen Internetzugang.

Bei der Vorstellung der Global Coalition for Education im März sagte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus: „Wir arbeiten zusammen, um sicherzustellen, dass Kinder überall ihre Ausbildung fortsetzen können, mit besonderer Betreuung für die schwächsten und benachteiligten Gemeinschaften.“ Die Länder fördern zunehmend ferngesteuertes Lernen durch traditionelle Massenkommunikationsinstrumente wie Radio und manchmal auch Fernsehen. Die große Reichweite des Radios und der relativ geringe Bedarf an technischem Know-how machen seine Bereitstellung schneller und einfacher als das Skalieren von Internetverbindungen.

So haben ghanaische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten ruhende Sendungen im Fernsehen und Radio für Gymnasiasten wieder aufgenommen. Ähnliche Programme laufen in Madagaskar und in der Elfenbeinküste. Im Senegal sind die Bemühungen der Regierung in einem eingängigen Slogan eingekapselt: „Ecole fermée, mais cahiers ouverts“, was bedeutet: „Die Schule ist geschlossen, aber die Lehrbücher bleiben offen.“

Radio Okapi, ein von den Vereinten Nationen gesponsertes Radionetzwerk in der Demokratischen Republik Kongo (DRK), startete okapi Ecole (Okapi School) – ein Fernlernprogramm für Grund-, Sekundar- und Berufsschüler, das zweimal täglich gesendet wird. In Ruanda sendet die Ruanda Broadcasting Agency landesweite Basis-Alphabetisierungs- und Rechenkurse. UNICEF ermittelte dazu mehr als hundert Hörfunkbeiträge aus der ganzen Welt, die sich mit Alphabetisierung und Rechenfähigkeit befassten und an Ruandas Lehrplan angepasst werden konnten. Malawi erhielt die gleiche Unterstützung.

Die Association of African Universities (AAU) sieht über COVID-19 hinaus eine Chance für örtliche Universitäten, den Ausbau „technologiebasierter Plattformen für Lehre, Lernen und Forschung“ zu erkunden. Dennoch müssen Herausforderungen wie die Netzinfrastruktur, Datenpreise und der Zugang zu angemessenen digitalen Geräten angegangen werden, damit dies auf dem ganzen Kontinent gelingen kann.

Franck Kuwonu