Der Nil gilt als die Lebensader Ostafrikas. Im Herzen der Region liegt der Sudan. Dort bekämpfen sich seit April 2023 die beiden Generäle Al-Burhan und Mohamed Dagalo. Man zählt über zehn Millionen Vertriebene und 150.000 Todesopfer. „Das Gefüge der sudanesischen Gesellschaft ist zerrissen, die Menschen sind schockiert, traumatisiert und fassungslos über das Ausmaß an Gewalt und Hass“, so die Sudanesische Bischofkonferenz. Gut ein halbes Dutzend Staaten mischen als Kriegstreiber mit.

Hungersnot droht

Im Schatten der Konflikte in der Ukraine und in Gaza leidet der Sudan unter internationaler Gleichgültigkeit. Weil beide Kriegsparteien humanitäre Hilfe blockieren, drohen bis zum Herbst mehr als zwei Millionen Menschen an den Folgen einer Hungersnot zu sterben. „Die Menschen leiden unter Hunger, Mangel an medizinischer Versorgung und lebensnotwendigen Gütern wie Wasser“. beklagt der Bischof von El-Obeid Yunan Tombe Trille.

Gesundheits- und Schulsystem am Zusammenbruch

„Wir sind noch in El-Obeid, Kosti und Port Sudan; wie lange, wissen wir nicht“, so P. Diego dalle Carbonare, Provinzial der Comboni-Missionare im Sudan. Der ägyptische Mitbruder P. Mina Alber schreibt aus El-Obeid: „Der Ausbruch des Krieges hat die Struktur der Mission mit ihren Schulen völlig verändert. Viele Familien sind in den Südsudan, nach Kosti, Port Sudan und Ägypten geflohen“. Kinder, Jugendliche und Frauen vor Ort sind traumatisiert. Ein Nothilfeprogramm der Pfarrei soll die Not mildern. In einer mobilen Klinik werden täglich für 500 Euro zweihundert Patienten unterschiedlicher Herkunft und Glaubensrichtung medizinisch versorgt.

Das Comboni College wurde von Khartum nach Port Sudan ausgelagert. Studierende, die in Nachbarländer geflüchtet sind, nehmen online an den Lehrveranstaltungen teil. „Mit einem Kurs für Krankenhauspersonal leisten wir hier einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der lokalen Gemeinschaft.“ berichtet Pater Jorge Naranjo, spanischer Mitbruder und Direktor des Comboni College.

Südsudan am Limit

Durch den Krieg im Sudan flieht die arabische Bevölkerung nach Ägypten und Saudi-Arabien, Schwarzafrikaner meist in den Südsudan. Flüchtlinge müssen integriert werden – oft ohne internationale Hilfe. „Katholischen Gemeinden haben tausende von Flüchtlingen aus dem Norden aufgenommen und müssen sie eigenständig versorgen“, sagt der aus Berlin stammende P. Gregor Schmidt, derzeit verantwortlich für die neun Comboni-Missionsstationen im Land. „Die Transportkosten für ein Boot mit etwa 300 Personen belaufen sich auf mehr als 3.000 Euro“, so P. Paolino Deng, der die Rückführung von Familien aus den Flüchtlingslagern im Sudan in den Südsudan mitorganisiert.

Überschwemmungen

In der Mission Old Fangak (Diözese Malakal) im nördlichen Teil des Südsudans müssen die Menschen seit 2020 mit der Überflutung des Nil leben. 80% der Siedlungsfläche sind verloren gegangen. Es hat vier Jahre keine Ernte von Hirse und Mais gegeben. Die Rinderherden sind stark dezimiert. Zehntausende Quadratkilometer Wald sind abgestorben. Die Savanne verträgt keine dauerhafte Flut. Es gibt keine Wildtiere mehr und kaum noch Vögel. Wichtige Nahrungsmittel fehlen. Krankheiten wie Cholera oder Malaria nehmen zu. Das Risiko, an einer Erkrankung zu sterben, steigt. Mit 100€ kann eine Familie wenigstens einen Monat mit den nötigen Nahrungsmitteln versorgt werden. Comboni-Missionare vor Ort halten treu die Stellung, oft unter Einsatz ihres Lebens und ihrer Gesundheit.