Pater Manuel João Pereira Correia, ein Comboni-Missionar, lebt seit 13 Jahren mit amyotropher Lateralsklerose (ALS), einer Krankheit, die er mit missionarischem Geist, Gelassenheit und der „Gabe des Lächelns“ zu bewältigen versucht. Pater Tomek Basinski, ein polnischer Comboni-Missionar, führte mit ihm ein kurzes Interview, das wir im Folgenden veröffentlichen.

Wie kam es zu Deiner missionarischen Berufung?

Meine missionarische Berufung … wurde mir in die Wiege gelegt! Seit meiner Kindheit habe ich den Wunsch verspürt, Priester zu werden, vielleicht durch den Einfluss meiner Mutter, die mich, als ich noch sehr klein war, während der Messe fragte: „Manuelino, möchtest du nicht Priester werden?“. Dieser Wunsch wuchs in mir, so dass ich, wenn ich gefragt wurde, was ich später einmal werden wollte, mit Überzeugung antwortete: „Ich will Priester werden!“ Meine Klassenkameraden und einige Familienmitglieder lachten über mich, aber der Traum blieb lebendig.

Als ich zehn Jahre alt war, kam ein Comboni-Missionar zu uns in die Grundschule und berichtete mit Begeisterung von der missionarischen Berufung. Als er geendet hatte, fragte er uns, wer mit ihm nach Afrika gehen wolle. Keiner hob die Hand. Nicht einmal ich, aus Schüchternheit. Der Lehrer, der vielleicht geahnt hatte, dass ich ein „Kandidat“ sein könnte, rief mich in der Pause zu sich und stellte mich diesem Comboni-Missionar, der in der Berufungspastoral tätig war, vor. Einige Monate später wurde ich im Priesterseminar aufgenommen. So entstand meine Berufung zum Comboni-Priester.

Ich muss betonen, dass die Entscheidung, dem Herrn mein endgültiges „Ja“ zu geben, nicht aus der Klärung meiner Zweifel kam, sondern aus der tiefen Überzeugung, dass der Herr meiner Geschichte einen Sinn geben würde, selbst wenn die Zukunft zeigen sollte, dass meine Entscheidung unüberlegt oder sogar falsch war. Diese Überzeugung wurde für mich zu einem „Sinnversprechen“: „Ich werde immer bei dir sein, um deinem Leben einen Sinn zu geben!“. Dieses Versprechen hat mich immer begleitet und die schwierigen Momente meines Lebens erhellt.

Wenige Tage vor meiner Priesterweihe vertraute mir mein Vater an, dass meine Eltern im Moment meiner Empfängnis (ich bin der erstgeborene Sohn) eine Art Gebet oder Weihe gesprochen hatten: „O Herr, wenn unser erstes Kind ein Junge wird, bringen wir ihn dir als Priester dar!“ Er fügte hinzu, dass er mir dies vorher nicht gesagt habe, um mich in meiner Wahl nicht zu beeinflussen. Es gibt noch ein anderes Vertrauen meiner Mutter, das mich zutiefst bewegt hat, aber ich behalte es eifersüchtig nur für mich! In gewisser Weise sehe ich mich selbst in Jeremias Berufung, mit seinen Zweifeln, Ängsten und seiner Schüchternheit, aber von Gott vom Mutterleib an berufen!

Du hast in verschiedenen Gemeinschaften und Ländern gearbeitet, bis 2010 etwas geschah, das Dich zwang, nach Europa zurückzukehren und dort zu bleiben. Was ist passiert?

Es begann damit, dass ich Schwierigkeiten beim Gehen hatte, und ich überlegte, woran das liegen konnte. Zuerst dachte ich an Bewegungsmangel. Abends, nachdem ich mit meiner Arbeit fertig war, begann ich Fahrrad zu fahren. Als mir klar wurde, dass es sich um etwas anderes handelte, suchte ich einen Neurologen auf, der mir riet, sofort zu Untersuchungen in mein Heimatland Portugal zurückzukehren, und mir einen Brief in einem versiegelten Umschlag mitgab, den ich einem Spezialisten vorlegen sollte. Als ich nach Hause kam, öffnete ich ihn und las den Befund. Wahrscheinliche Diagnose: amyotrophe Lateralsklerose (ALS). In Lissabon wurde mir diese Diagnose bestätigt. Als ich den Arzt fragte, wie der Verlauf der Krankheit sein würde, antwortete er: „Ganz einfach: Zuerst werden Sie mit Gehhilfen gehen, dann im Rollstuhl, dann…“.

Ich dankte ihm für seine Offenheit und ging. Ich kehrte nach Afrika (Togo) zurück, um die letzten Monate meines Dienstes als Oberer der Comboni-Missionare in Westafrika (Togo, Ghana und Benin) zu beenden, und reiste am Ende des Jahres nach Europa zurück.

Wie hast Du reagiert, als Du die Diagnose des Arztes erhalten hast?

In der ersten Nacht habe ich ein wenig geweint, das gebe ich zu, aber dann schenkte mir der Herr eine Gnade, die ich nicht erwartet hatte: eine große Gelassenheit, die mich immer begleitet hat. Natürlich habe ich mich zunächst gefragt, warum gerade mir dieses Unglück widerfahren ist, aber ich habe mir sofort die Antwort gegeben: „Und warum sollte es mir nicht widerfahren? Bin ich privilegiert?“

Ich überlegte oft, wann ich vollständig in meinem Körper gefangen sein würde, aber eine Gewissheit gab mir Frieden: „Ich werde nicht allein sein. Der Herr wird in mir sein!“. Ich dachte auch über die Möglichkeit nach, völlig von der äußeren Realität isoliert zu sein, aber eine andere Überzeugung wuchs in mir: „Ich werde immer die Möglichkeit haben, in der inneren Welt zu leben, die in der Kathedrale meines Herzens besteht!“

Dein Dienst hat sich mit dem Fortschreiten Deiner Krankheit sicherlich verändert….

Ja, absolut. Am Anfang rechnete ich damit, höchstens noch ein paar Jahre zu leben. In der Tat habe ich gesehen, wie Freunde an derselben Krankheit starben. Da der Herr mir noch ein paar Jahre geschenkt hat (es sind schon über zwölf Jahre!), hatte ich die Idee, meinen eigenen kleinen Beitrag zur Weiterbildung der Mitbrüder zu leisten, indem ich einen Blog einrichte und Weiterbildungsmaterial mit ihnen teile. Solange es meine Situation zulässt, habe ich angeboten, mit einigen Gruppen zusammenzuarbeiten, mein Zeugnis abzugeben und Freundschaften zu pflegen.

Du hast einmal gesagt, dass Dein Rollstuhl zu einer Kanzel für Dich geworden ist… Was hast Du damit gemeint?

Ich glaube wirklich, dass mein Rollstuhl die Kanzel ist, die Gott mir gegeben hat, um das Wort Gottes zu verkünden. Ich glaube, dass unser „Kreuz“ der geeignetste Ort ist, um das Wort Gottes zu verkünden. Dabei sehe ich mich als den Propheten Jona im Bauch des Wals, der mich dorthin führt, wo Gott mich haben will. So segle ich auf dem Meer des Lebens, zwischen seinen beiden Ufern. Aus dem einen Auge des Wals sehe ich das Leben an diesem Ufer, aus dem anderen Auge blicke ich auf das andere Ufer, das uns erwartet, im Nebel des Glaubens und der Hoffnung.

Wann immer ich an Dich denke, sehe ich einen heiteren und lächelnden Menschen. Woher kommt diese Freude bei Dir?

Von der Gelassenheit, die mich seit Beginn meiner Krankheit begleitet, und diese Gelassenheit ist ein Geschenk Gottes. Ich bin mir dessen sicher, denn ich war ziemlich besorgt über gesundheitliche Probleme, an denen es mir in der Mission nicht mangelte. Ich bitte den Herrn jeden Tag um ein Lächeln.

Seit 2018 bist Du vollständig gelähmt. Wie gehst Du mit der Abhängigkeit von anderen um?

Es ist meine Art, mein Armutsgelübde zu leben: bedürftig zu sein und um alles bitten zu müssen! Aber es ist auch eine Art, Dankbarkeit für jede Kleinigkeit zu kultivieren. Ich danke nicht nur Gott für all die Menschen, die mir großzügig helfen, sondern versuche auch immer, mich mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Segen im Herzen zu revanchieren. Das ist ja auch ganz einfach, denn alle lieben mich und verwöhnen mich!

Du bist still und schaffst es dennoch, mit anderen zu kommunizieren, so wie Du es jetzt mit mir tust.

Ja, ich kommuniziere hauptsächlich mit meinen Augen, dem einzigen Teil meines Körpers, den ich noch bewegen kann. Mit meinen Augen schreibe ich, dank eines Computers mit einer speziellen Software, die die Bewegungen meiner Augen „liest“. Eines der vielen Wunder der Technik!

Wie lebst Du Deine missionarische Berufung?

Ich liebe das Leben, und ich sage gerne, dass das Leben schön ist! Ich versuche, dieses Gefühl des Staunens an die Menschen um mich herum weiterzugeben. Ich interessiere mich weiterhin für die Welt und verfolge das Leben in der Gesellschaft, in der Kirche und in der Mission. Ich tue dies aus Leidenschaft und um meinen Blog „COMBONI 2000“ ständig zu aktualisieren.

Manchmal empfinden Menschen, die Krankheit und Leid erfahren, Kummer und Zorn gegenüber Gott. Wie ist Deine Beziehung zu Gott heute?

In der Krankheit habe ich Gottes Großzügigkeit entdeckt! Einige Jahre lang war ich beeindruckt, dass der Herr mich wie ein Dieb besuchte. Ich spürte, dass es ein schmerzhafter Besuch war. Spontan bat ich Ihn, mich nicht wie ein Dieb zu besuchen, sondern wie ein Freund zu kommen und an meine Tür zu klopfen, sogar als unbequemer Freund, bis zu dem Punkt, dass er mich zwingt, sie zu öffnen, entweder aus Freundschaft oder aus Zwang! Wenn der Herr mich mit einer weiteren Krankheit besuchte, rief ich spontan aus: „Herr, du bist ein Dieb!“ Jedes Mal hat er mir etwas weggenommen. Dann entdeckte ich, dass Er ein ganz besonderer Dieb ist: Er nimmt uns nie etwas weg, ohne uns etwas Wertvolleres zu hinterlassen!

Was würdest Du Menschen sagen, die die Hoffnung verloren haben und in ihrem Leiden und ihrer Krankheit unglücklich sind?

Ich würde sagen, dass das Leben immer eine Chance ist! Seitdem ich krank bin, begleitet mich eine Überzeugung: Im Leben schließt sich nie eine Tür, ohne dass eine andere sich öffnet. Aber oft halten wir so hartnäckig an dieser geschlossenen Tür fest, dass wir nicht merken, dass sich in der Zwischenzeit eine andere öffnet.

Am Anfang war die Krankheit für mich wie eine dunkle Wand, die mir jede Aussicht auf neue Horizonte nahm. Die Überzeugung, dass das Leben immer eine Chance ist, hat mich dazu gebracht, diese Wand mit anderen Augen zu sehen und eine Tür zu erblicken, die bis dahin für meine Augen unsichtbar war und die mir eine neue Vision des Lebens bot, tiefer, weiter und schöner, wie ich sagen möchte! Natürlich hat mir der Glaube bei diesem Prozess geholfen. Selbstverständlich gibt es besonders tragische Situationen, die schwer zu akzeptieren und zu verarbeiten sind. Für den Gläubigen ist es die Stunde der Hoffnung und des Glaubens an den Triumph des Lebens, für den das Kreuz und der Tod die Vorboten sind. Dem Nicht-Gläubigen möchte ich sagen, dass er seinem Instinkt für die Schönheit des Lebens vertrauen soll. Auch dies ist ein Weg der Hoffnung, der uns, wenn auch unbewusst, zum Leben führt!

Das Interview führte Pater Tomasz Basiński, mccj