Am 22. November 2020 wird der italienische Comboni-Priester Pater Giuseppe Ambrosoli in Kalongo im Norden Ugandas seliggesprochen. Sein Leben ist eine Geschichte der Hingabe an die Armen als Arzt und Missionar. [Hinweis: Aufgrund der Pandemie wurde der Termin der Seligsprechung auf den 20.11.2022 verschoben.]

Im Sommer 1949 bat ein junger Arzt um Aufnahme in die Kongregation der Comboni-Missionare. In seiner Bewerbung schrieb er: „Ich möchte mich als ausgebildeter Arzt in den Dienst der Mission stellen.“ Bevor er zu uns kam, entschied sich der junge Arzt, nach London zu gehen, um einen Kurs in Tropenmedizin zu absolvieren. Als er nach Italien zurückkehrte, trat er der Comboni-Gemeinschaft bei. Am 9. September 1953 legte er die zeitlichen Gelübde ab, und am 13. Dezember 1955 wurde er vom Erzbischof von Mailand, Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul VI., zum Priester geweiht.

Wenige Monate später, am 1. Februar 1956, reiste er nach Afrika. Sein Ziel: Kalongo im Norden Ugandas. Die Stadt Kalongo liegt auf einer Hochebene, 1.100 Meter über dem Meer. Als Pater Giuseppe dort ankam, hatte es eine Bevölkerung von über 4000. Dort fand er eine kleine Arzneiausgabestelle vor.

Davon ließ er sich nicht entmutigen. Seine Pläne für ein großes Krankenhaus bedeuteten, dass es eine Menge zu tun gab. Mit eigenen Händen grub er Steine aus und transportierte sie auf einem Lastwagen zur Baustelle, wo er sich auch um die Ziegelherstellung kümmerte. Allmählich wuchs die Krankenstation, ein Block nach dem anderen, bis Platz für 350 Patienten war. Es gab Abteilungen für Geburtshilfe, Pädiatrie, Allgemeinmedizin, Chirurgie, Gynäkologie, Radiologie und Infektionskrankheiten. Auch Unterernährte mussten versorgt werden, ebenso an Lepra und Tuberkulose Erkrankte.

Nach wenigen Jahren nannten die Leute ihn Ajwaka Madit (den großen Arzt) oder Doktor Ladit (den großen Geber der Medizin). Seine Friedfertigkeit war sprichwörtlich, obwohl er bei Bedarf auch energisch sein konnte. Er verteidigte die Ehefrauen der Soldaten und ganz allgemein die Menschen im Süden, wenn sie von Guerillasoldaten im Norden ins Visier genommen wurden.

Der Glaube des Volkes an die heilenden Kräfte von Pater Giuseppe kannte keine Grenzen. In der kollektiven Vorstellungskraft des Volkes wurde Pater Giuseppe zum „Mann Gottes mit der Kraft zu heilen“, der nicht nur den Körper, sondern auch den Geist und das Herz heilte. Bei seiner Arbeit als Chirurg schenkte Pater Giuseppe den Frauen als Mütter und Trägerinnen des Lebens besondere Fürsorge. Er erkannte, dass diese Mütter zu heldenhaften Taten fähig waren, um zu gewährleisten, dass ihre Kinder geboren wurden und lebten.

Pater Giuseppe suchte die Zusammenarbeit und übertrug Menschen Verantwortung: Die Ärzte, die an seiner Seite arbeiteten, betrachteten das Kalongo-Krankenhaus als ihr eigenes. Es war ihm ein Anliegen, dass sich das gesamte Pflegepersonal unmittelbar in den Betrieb der komplexen Abläufe im Kalongo-Krankenhauses eingebunden fühlte. Er schätzte den Einblick der Menschen vor Ort und wusste, dass die Leistung jedes Einzelnen von wesentlicher Bedeutung war.

Gegen Ende 1973 begann sich der Gesundheitszustand von Pater Giuseppe zu verschlechtern, aber er gönnte sich keine Ruhe. Sogar die Aufenthalte in Italien waren ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn er von einem Operationssaal zum anderen ging, um die neuesten chirurgischen Techniken zu lernen. Er traf sich mit Unterstützern, die ihn mit medizinischer Ausrüstung versorgten. Zwar war er sich seines prekären Gesundheitszustandes sehr wohl bewusst, doch er hielt es für Verrat, sich in einem solchen Ausnahmezustand in Uganda zurückzuhalten. Für ihn war es die Norm, andere mehr zu lieben als sich selbst.

Das Jahr 1986 war sicherlich das schwierigste Jahr für Kalongo, das abwechselnd von Rebellen und der regulären Armee überrannt wurde. Am 21. Oktober besetzte die Armee Kalongo inmitten unbeschreiblicher Panikszenen: Sogar die Patienten ergriffen die Flucht. Die Beziehungen zu den Regierungstruppen brachen unwiederbringlich zusammen: Die Tatsache, dass man einige Monate mit den Rebellen verbracht hatte, wurde als Mitwisserschaft interpretiert. Das ist das Schicksal eines jeden Krankenhauses in einem Kriegsgebiet. Am 30. Januar 1987 spitzte sich die Situation im Krankenhaus zu. Die Militärbehörden beschuldigten die Missionare und das Krankenhauspersonal der Kollaboration mit den Acholi-Guerillas und ordneten die Evakuierung Kalongos an.

Alles und jeden plötzlich nach Lira zu verlegen, war für Pater Giuseppe eine gewaltige Aufgabe. Seine Sorge galt den Ärzten, den jungen Schülerinnen der Hebammenschule und den für sie verantwortlichen Schwestern. Er befürchtete, dass die Schüler ein Schuljahr verpassen würden, während er wollte, dass sie ihre Kurse mit den Prüfungen und Diplomen beenden konnten. Obwohl er nur eine teilweise funktionierende Niere hatte, bat Pater Giuseppe seine Vorgesetzten um Erlaubnis, seine Rückkehr nach Italien zur Behandlung aufzuschieben. Leider verschlechterte sich sein Gesundheitszustand rapide.

Nachdem er 31 Jahre lang ununterbrochen gearbeitet hatte, starb er am 27. März 1987 im Alter von 64 Jahren in Lira an einem Niereninfarkt. Erst sieben Jahre später wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und in Kalongo, in der Nähe des Krankenhauses, das seinen Namen trägt, beigesetzt.

Am 28. November 2019 ermächtigte Papst Franziskus die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, „unter anderem das Wunder bekannt zu machen, das der Fürsprache des ehrwürdigen Dieners Gottes Giuseppe Ambrosoli zugeschrieben wird“. Das Wunder, das auf die Fürsprache von Pater Giuseppe geschah und das es möglich macht, dass er am 22. November seliggesprochen wird, widerfuhr einer jungen ugandischen Frau. Diese Entscheidung traf im Frühjahr letzten Jahres die von der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse eingesetzte medizinische Kommission, die ihre Prüfung einer aus klinischer und wissenschaftlicher Sicht „außergewöhnlichen und unerklärlichen Heilung“ abschloss. Der Begünstigte heißt Lucia Lomokol.

Am Abend des 25. Oktober 2008 verlor sie mit zwanzig Jahren das Kind, das sie unter dem Herzen trug. Sie lag im Matany-Krankenhaus in Norduganda, wohin sie in einem extrem schlechten Zustand gebracht worden war, wegen einer Septikämie im Sterben. Das Krankenhaus hatte keine Möglichkeit, ihr zu helfen. Dann legte Doktor Eric Dominic ein Bild von Pater Giuseppe auf ihr Kissen und bat die Verwandten dort, zum „Großen Doktor“ zu beten. Am nächsten Morgen ging es Lucia besser, was niemand erwartet hatte.

Heute wird das Werk von Pater Giuseppe von der Stiftung „Doctor Ambrosoli Memorial Hospital“ weitergeführt. Die Stiftung wurde 1998 von der Familie Ambrosoli und den Comboni-Missionaren gegründet, um den Fortbestand und die Zukunft des von ihm gegründeten Krankenhauses und der Hebammenschule zu sicherzustellen. Ihr Ziel ist es, der Bevölkerung den Zugang zu einem qualifizierten Gesundheitsdienst zu bieten, um ihre Gesundheit und ihren Lebensstandard zu verbessern. Die Stiftung fördert gemeinsam mit den Gemeinden vor Ort die medizinische Ausbildung, damit Uganda eines Tages einen eigenen unabhängigen Gesundheitsdienst hat.

Pater Ambrosoli wird der erste Comboni-Missionar sein, der seliggesprochen wird.