Pater Gregor Schmidt war im Juni 2015 wochenlang zu Fuß im Norden seiner Pfarrei unterwegs und später ein zweites Mal. Er schreibt: „Ich wollte einen Bericht darüber schreiben, aber mir gefallen meine Entwürfe nicht. Es ist für mich schon schwer zu begreifen, was das hier für ein Leben ist, und noch schwerer, es für Außenstehende zu beschreiben.

Vielleicht habt ihr mitbekommen, dass der Bürgerkrieg offiziell eine Pause macht. Das bedeutet, dass es keine direkten Kämpfe zwischen Regierung und Opposition gibt, aber nicht, dass das Land befriedet ist. Die gewöhnlichen Kleinkriege um Rinder und Kinder mit hunderten Toten werden weiterhin der Jahreszeit entsprechend ausgetragen.“

Pater Gregor erzählt dann über die Arbeit der Comboni-Missionare in Old Fangak: „Allgemein geht es uns drei Patres gut. Pater Alfred wird bald die Leitung der Pfarrei von Pater Christian übernehmen, weil der nach elf Jahren Arbeit in Fangak versetzt wird. Es kommt an seiner Stelle ein Mitbruder aus Polen, den ich aus dem Noviziat kenne.

Die größte Veränderung der letzten zwei Jahre ist eine Verkleinerung und Verschiebung des Pfarrgebietes. Genaugenommen ist die Pfarrei nicht kleiner geworden, aber es gibt jetzt zwei Comboni-Gemeinschaften, die sich das Gebiet aufteilen. Der wesentlich größere Teil, aber mit weniger Katholiken, wird von einer neuen Comboni-Gemeinschaft betreut. Dabei handelt es sich nicht um ein genau abgegrenztes Gebiet, sondern um die Begleitung aller katholischen Nuer im Norden des Jonglei Staates, ausgenommen Fangak County.

Für meine Gemeinschaft gibt es stattdessen eine klar definierte Region, nämlich Fangak County, drei Mal so groß wie das Saarland. Der nördliche Teil gehörte bis zum Bürgerkrieg zu einer anderen Pfarrei. Die ist aber bis heute geschlossen, und die Katholiken unter dem Volk der Nuer dort haben sich uns letztes Jahr angeschlossen, weil sie auch schon vorher vernachlässigt worden sind. Viele dieser Dörfer hatten für sechs oder mehr Jahre keinen Priesterbesuch.

Was passiert, wenn Christen für viele Jahre abgeschottet leben? Es entwickelt sich einiges anders. So beten sie im Vater Unser nicht „dein Reich komme“, sondern „dein Wort komme“. Gerade in der katholischen Kirche, wo alles hierarchisch geordnet ist, sind diese Basisgemeinden ohne aktiven Kontakt zur Diözese und den Sakramenten ein Sonderfall. Sie sind aber im Glauben stark und haben eine große Anziehungskraft auf Nichtchristen.

Dann habe ich unter anderem in der jüngeren Vergangenheit einem Schweizer Schüler ein Interview gegeben für seine Recherche zur Rolle der UNO im Südsudan im Rahmen von nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit. Darin beschreibe ich die verzwickte politische Situation und warum internationale Hilfe so wenig ändert.“

Pater Gregor hat an seine E-Mail auch ein von ihm erstelltes Handbuch für die Prüfung im Bereich von „Social Studies (soziale Studien)“ angehängt. Angesichts des Mangels an Ausbildungsmöglichkeiten im Land stellt das Handbuch eine sehr gute Hilfe dar und wird mittlerweile an vielen Orten verwendet. Pater Gregor: „Das Bildungsministerium ist dadurch auf mich aufmerksam geworden und hat mir angeboten, an neuen Büchern für den kürzlich erneuerten Lehrplan mitzuschreiben.“

Er setzt noch etwas Positives drauf und sandte kurzerhand zusammen mit der oben erwähnten E-Mail eine Broschüre der Hilfsorganisation Oxfam. „In diesem Heft finden sich zusammengetragene positive Geschichten. Diese kreisen um Menschen, die über Volksgrenzen hinweg geholfen und das Leben anderer gerettet haben.

Allgemein kann es nur besser werden, weil dieses Land in den Jahren 2014 und 2015 in Folge den ersten Platz der gescheiterten Staaten eingenommen hat.“ Diese Feststellung mag provozierend sein. Aber es geht Pater Gregor nicht ums Zündeln. Er verweist auf Fakten und ist offen für Lösungen. Sein eigenes, vielseitiges Engagement für die Menschen im Südsudan ist Beweis genug.