8. Juni 2025

Gedanken zum Triptychon von Adolf Bachler (Graz 2007) im Altarraum der Kirche des Missionshauses Mellatz

Das Bild ist in seiner Struktur und Farbgebung deutlich dreigeteilt. Im unteren Drittel der mittleren Bahn ist eine Form wie eine Höhle zu sehen, in der Menschengestalten eng gedrängt beisammen sind. Es dominieren die Farben Blau, Blau-Schwarz. Ein weißer Schimmer liegt wie ein Schleier darüber. In das Dunkel der Höhle dringen von oben herab rot züngelnde Farbflecken in das Innere, wie Feuerzungen. Darüber – als Mittelpunkt dieser Bildbahn wie auch des ganzen Bildes – eine silbern-weiß leuchtende Scheibe, von der aus goldfarbenen Streifen explosionsartig nach oben stoßen. Die beiden äußeren Bahnen werden beherrscht von einem feurig-dynamischen  Rot; einige dunkel-blaue Streifen werden nach außen geschleudert. Der obere Teil aller drei Bildteile ist bestimmt von einem leuchtenden Gold. Zum Teil ist darin die Struktur von Mauersteinen zu erkennen.

Das pfingstliche Auferstehungsbild erschließt sich, wenn es mit den Bibelstellen beim Evangelisten Johannes und in der Apostelgeschichte angeschaut wird: Der Künstler greift die Stelle im Johannesevangelium auf, wo berichtet wird, dass der Auferstandene seinen Jüngern erschien: Die Jünger hatten sich versammelt, aber aus Angst vor den Juden ließen sie die Türen fest verschlossen. Plötzlich war Jesus bei ihnen, erfüllte sie mit dem Heiligen Geist und sandte sie in die Welt – wie der Vater ihn selber in die Welt gesandt hat. (vgl. Joh 20, 19 -22)

Und in der Apostelgeschichte wird die Erfahrung der Jünger berichtet: „Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten. Zugleich sahen sie etwas wie züngelndes Feuer, das sich auf jedem einzelnen von ihnen niederließ. Sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt…“ (Kap 2,1-4)

Mit dem Tod Jesu am Kreuz war für die Jünger eine Welt zusammengebrochen. Angstvoll, enttäuscht hatten sie sich zurückgezogen, ja sogar eingeschlossen.  Dunkle Nacht breitete sich aus. Über ihnen die silber-weiße Scheibe; Symbol für den gekreuzigten Auferstandenen. ER ist gegenwärtig, ER ist die Mitte des Geschehens. Die Farben Weiß und Silber symbolisieren das Geheimnisvolle, Unnahbare. Sie stehen in Kontrast zum Dunkel der darunter liegenden Höhle. Von diesem Mittelpunkt geht die Dynamik aus, welche das ganze Bild prägt, die Enge sprengt, in die Weite öffnet. Der Auferstandene beauftragt die Seinen: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet allen Menschen die Freudenbotschaft von Gottes neuer Welt.“ (Mk 16,15)

Die goldene Farbe im oberen Teil der drei Bildbahnen steht für Transzendenz, für den Bereich des Göttlichen, für die göttliche Energie, den Heiligen Geist, sie verweist auf die Herrlichkeit Gottes. Gott, Gottes Geist ist erfahrbar und doch – wie hinter einer Mauer – verborgen, unzugänglich, nicht verfügbar. Dies hat der Künstler mit der “Mauerstruktur“ des goldfarbenen Bereiches andeuten wollen. Heiliger Geist, Leidenschaft Gottes, missionarische Wirkkraft in uns und in aller Welt.

Pater Werner Nidetzky

Sein Ende
am Kreuz
das Ende
aller Hoffnungen.

Seine befreiende Botschaft
vom menschenfreundlichen Gott,
dem Liebhaber des Lebens,
eine bittere Enttäuschung,
Lug und Trug.

Schmach in aller Öffentlichkeit,
Gesichtsverlust,
Rückzug aus Angst,
die Türen fest verschlossen.
In ihnen und um sie
finstere Nacht.

Doch dann plötzlich
unfassbare Begegnung
mit dem gekreuzigten Auferstandenen,
dem LEBEN,
mit seiner Energie,
dem Heiligen Geist.
Beschenkt
mit seiner bleibenden Gegenwart.

Bewegt,
erfüllt,
Feuer und Flamme,
zur Sendung beauftragt:
Wie mich der Vater gesandt hat,
so sende ich euch.
Geht hinaus in die ganze Welt.
Verkündet allen Menschen
die Freudenbotschaft
von Gottes neuer Welt!

Komm,
Heiliger Geist
Mutter Geist
Schöpfer Geist
Leidenschaft Gottes
Feuersglut.
Ermutige zu
Bewegung
Weite
Offenheit.

Komm,
komm  heute,
komm  heute  zu uns!