GERT, eine Abkürzung für Gruppo Europeo Riflessione teologica, ist eine europäische Reflexionsgruppe von Mitgliedern der Comboni-Institute (Männer und Frauen), die 2002 gegründet wurde mit dem Ziel, über die großen Themen und Herausforderungen der „Mission“ zu reflektieren und Anregungen und Orientierungen zu geben, nicht nur für die eigenen Mitglieder, sondern für alle, die sich in „Mission“ engagieren.

Wichtig war von allem Anfang an die inklusive Zusammensetzung dieser Gruppe von Männern und Frauen, von Mitgliedern aus verschiedenen Ländern Europas und anderer Kontinente, in denen wir Comboni-Missionare tätig sind. Das war auch sichtbar bei dem Treffen vom 4. bis 8. September in unserem Haus in Brixen. Eigens erwähnen möchte ich Herrn Carmelo Dotolo, Professor für Theologie der Religionen an den Päpstlichen Universitäten Urbaniana und Gregoriana in Rom. Seit vielen Jahren begleitet er als theologischer Fachmann diese Gruppe.

Als Einleitung hörten wir ein Referat von Pater Alex Zanotelli, eine prophetische Stimme in unseren Instituten und in der Kirche, in dem er eine aufrüttelnde Botschaft gab zum Thema: Wohin steuert Europa? Bemerkungen zur Wirklichkeit und zu den Herausforderungen für die Mission in Europa. An uns Missionare richtete er die Frage: „Welche Art missionarischer Bewusstseinsbildung und  missionarischer Präsenz haben wir in all diesen Jahren in Europa vermittelt, dass wir uns in einer von wachsendem Rassismus und Xenophobie geprägten Gesellschaft befinden?“ In diesem Sinn und mit dem Hinweis auf die konkrete leidvolle Situation von Migranten und Flüchtlingen machten wir die Höheren Oberen der europäischen Comboni-Provinzen auf ihre Verantwortung aufmerksam.

Wir besannen uns dann auf Grundelemente im Hinblick auf eine Veränderung dieser Situation: unser Zeugnis und Lebensstil, eine auf dem Wort Gottes beruhende und an Jesus orientierte Evangelisierung, die zentrale Rolle der Jugend, die Schaffung von Räumen der Gastfreundschaft, die Pflege der Sprache und der sozialen Kommunikation. Wichtig ist auch eine Bewusstseinsbildung im Hinblick auf die Ursachen des Gefälles zwischen Nord und Süd und das Phänomen der Migrationen, die in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen werden.

Anhand einer neueren Auslegung des Römerbriefs auf dem Hintergrund der Machtverhältnisse im Römischen Reich hat uns Pater Alex Zanotelli wichtige Impulse gegeben für eine kritische Lektüre der heute dominierenden liberalen Marktwirtschaft, die den Reichtum in den Händen eines winzigen Proporzes der Menschheit konzentriert, während Milliarden von Menschen verhungern und in die Flucht getrieben werden.

Diese Anliegen des GERT werden zurzeit von dem „Zwischenkapitel“ der Comboni Missionare aufgegriffen und als die großen Herausforderungen für die „Mission heute“ gesehen. Sollte aber diese Reflexion nicht einen Niederschlag in unserer Praxis finden, haben wir uns umsonst bemüht.

Pater Hans Maneschg