Ein König, der auf einem Esel kommt,
nicht hoch zu Ross.
Vielmehr auf dem Tier der armen Leute.
Er zieht die Menschen an.

Er reitet in seine Stadt,
und sie erkennt ihn – zunächst.
Sie machen für ihn einen großen Empfang.
Bereiten noch nicht den serienmäßig
bereitgestellten roten Teppich.

Sie nehmen ihre Obergewänder,
legen sie auf die Straße,
ihrem Herrn zu Ehren.

Würden wir wenigstens
den roten Teppich ausrollen,
wenn er käme,
wie damals – ohne großen Pomp?
Würden wir tiefer sehen?
Aber, er kommt ja doch nicht!
Wirklich nicht?
Man schlage nach bei Matthäus,
Kapitel 25.
Und man behauptet nicht,
daran hätte man nicht gedacht.

Und überhaupt – das sei eine Zumutung.

Ist es aber auch!

Aus: Gabriele Miller, Ob du mich hörst. Gebete. Kösel Verlag, München 2002.