Die Kapelle im Missionshaus Mellatz ist gerade mal etwas über fünfzig Jahre alt und hat schon mehrfach ihr Aussehen verändert. Zum Teil war es der Liturgiereform nach dem Konzil geschuldet, vor allem aber dem geänderten Zeitgeschmack. Die Kreuzwegstationen und die Fenster mit der Darstellung des Pfingstwunders sind immer noch dieselben. Was die letzteren betrifft, erinnere ich mich, hat Pater Hugo Ille uns Novizen 1959 einmal zusammengerufen und gefragt, was wir davon hielten. Er war enttäuscht, dass wir sie für schön und passend fanden.

Über dem Altar hing ein großes Kreuz. Dahinter hatte Bruder Bernhard Mai einen roten Teppich an die Wand gemalt. Das war dann dem Novizenmeister Pater Anton Baumgart doch etwas zu dürftig. Er setzte sich mit dem Maler und Gastwirt Paul Keck aus Lindenberg in Verbindung, der kurz zuvor das große Deckengemälde in der Kirche in Lindenberg gemalt hatte. Er gab ihm ein kleines Andachtsbildchen mit der Muttergottes von Lourdes – unser Haus in Mellatz ist ja der Muttergottes von Lourdes geweiht. Und Keck malte 1962 dieses Bild an die Wand. Es gefiel vielen Leuten sehr gut. Eine Tante von Pater Pfanner sagte begeistert: „Davor kann ich richtig gut beten.“

Doch sechs Jahre später, 1968, kamen 18 junge Präfekten zu einer Tagung nach Mellatz und gaben dem Rektor Pater Pfanner ein von allen unterschriebenes Schreiben, in dem sie schrieben, sie würden keine weiteren Tagungen in Mellatz machen, solange dieses Bild in der Kapelle sei.

Was tun? Schließlich lebte der Künstler noch und war in Lindenberg sehr angesehen, auch Inhaber vom Gasthaus Krone. Man konnte das Bild doch nicht zerstören oder übermalen. Zuerst dachte man daran, einen Teppich vor das Bild zu hängen. Die Schwestern in Dillingen schufen sehr schöne Wandteppiche, aber so einer hätte über 30.000 DM gekostet. So wurde eine andere Lösung gesucht im Zusammenhang mit einem größeren Umbau als Konsequenz der Liturgiereform.

Im Sommer 1971 gestaltete Pater Udo Baumüller zusammen mit Bruder Johann Oberstaller die Hauskapelle neu. Die Seitenaltäre wurden entfernt, der ganze Altarraum neugestaltet. In etwa zwanzig Zentimeter Abstand von der Mauer mit dem Bild wurde paraallel dazu eine neue Mauer hochgezogen. Bruder Johann Oberstaller gestaltete darauf in einem Sgraffito den wunderbaren Fischfang. Er und Bruder Eduard Nagler arbeiteten eine ganze Nacht hindurch. Über dem Sgraffito auf der Decke wurde eine ausrollbare Leinwand installiert für die Gestaltung von Meditationen und Gottesdiensten mit Hilfe von Dias. Seitlich auf der Höhe des oberen Verbindungsanges zwischen den beiden Wohnflügeln wurde ein von Bruder Oberstaller entworfenes farbiges Glasfenster eingesetzt.

Der massive Altar aus Stein wurde durch einen mit afrikanischen Motiven aus Holz gestalteten Altartisch zusammen mit einem entsprechenden Ambo und Sedilien aus Afrika ersetzt. Die Wand wurde von einigen Aktiven aus der Weggemeinde unter Anleitung von Pater Udo und Klemens Geiger, einem Freund von uns Comboni-Missionaren, mit Adinkra-Symbolen aus Ghana gestaltet. Über die ganze Vorderfront hängte Pater Udo einen großen beweglichen Vorhang, um den Altarbereiches variabel nutzen zu können.

Anlässlich einer Ausstellung im Jahre 2007 gab Pater Werner Nidetzky dem Grazer Künstler Adolf Bachler, der schon unsere Kapelle in Messendorf neugestaltet hatte, den Auftrag, ein Triptychon zum Thema „Heiliger Geist – Atem Gottes – missionarische Wirkkraft“ zu schaffen. In seiner für ihn typischen Farbigkeit und Dynamik ist es seitdem das Erkennungszeichen der Mellatzer Weggemeinde. Nur zur Fastenzeit muss es seitdem dem jeweils neuen misereor-Hungertuch weichen.

Vor zwei Jahren, nach der Schließung des Bildungsbereiches, wurden dann auch die festen Bänke entfernt und durch Stühle ersetzt, sodass der Raum beweglicher gestaltet und auch für verschiedene Anlässe, z.B. meditativen Tanz, genutzt werden kann. Wir sind darüber glücklich, dass trotz der Neukonzeption des bisherigen Missionshauses der Raum der Kirche der geistliche Mittelpunkt bleiben wird und weiterhin der Weggemeinde Mellatz zur Verfügung steht.

P. Reinhold Baumann und P. Werner Nidetzky