Erzählen will ich frank und frei,
was neulich da geschehen sei.
Im Gotteshaus, an heil’gem Ort,
verkündet mutig Gotteswort
Hochwürden, der Herr parrocus,
den Gläubigen, die voll Verdruss.

Warum die Leute aufbegehren,
das will ich gleich euch hier erklären.
Der Pfarrer, was er gut erledigt,
hält jedes Mal die gleiche Predigt.
Doch das den Leuten dieser Welt
durchaus auf keinen Fall gefällt.

Hier muss doch endlich was geschehen !
Wie wär’s wenn wir zum Bischof gehen,
um uns bei ihm frisch zu beklagen
und ihm die Wahrheit frei zu sagen ?

Der Bischof, weil ein guter Mann,
hört seine Schäflein ruhig an,
und hat sich dann ganz unverdrossen
für eine Prüfung kurz entschlossen.

Am Sonntag schickt er, das ist wahr,
nun seinen Generalvikar,
incognito in die Pfarrei,
ob ihre Klage rechtens sei.

Nachdem die Messe nun beendet,
sich der GV zum Pfarrer wendet.
Mit ihm gekommen in der Tat
ist auch der Pfarrgemeinderat.

Mit vollem Ernst mahnt der GV
und will jetzt wissen ganz genau,
ob er dasselbe hab‘ verkündigt,
und sich durch Wiederholen hab‘ versündigt.

Der Pfarrer dem Gen’ralvikar
erklärt energisch, dass sei wahr,
dass das die gleiche Predigt sei,
die er schon oft gehalten frei.

Nun wendet sich mit Hochgenuss
Hochwürden, der Herr parrocus,
recht selbstbewusst und in der Tat
an seinen Pfarrgemeinderat.

„Zählt auf mir bitte ohne Wanken
doch meiner Predigt Grundgedanken!“
Da blieben alle still und stumm
in heiligem Silentium.

„Erkennen Sie jetzt, Herr Prälat,
die Wirkung, die mein‘ Predigt hat?
Sie können sicher selbst jetzt sehen,
dass ich beim Wiederhol’n blieb stehen.“

„Kann Neues ich denn predigen,
und meine Pflicht erledigen,
solange nicht in unsern Landen
die erste Predigt wurd‘ verstanden?“

Der kleine Poet