Friede ist für mich? ….. war die Einstiegsfrage der Moderatorin Brigitte Kreiter (CLM), Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Lindau. Verschiedene Teilnehmer schrieben einen Gedanken auf Blätter, die dann im aufgespannten Friedens-Orte -Netz fixiert wurden.
Br. Hans, Comboni-Missionar, der in den zurückliegenden Jahren das „Good Shepherd Peace Center“ mithilfe eines guten Bauteams aufbauen konnte, berichtete über die dramatische und verfahrene Situation im Land.
Der Südsudan, das Herz Afrikas, hat lange Jahre von Kriegen erlebt. Sehr viele Menschen sind zu tiefst traumatisiert. Dies zeigt sich nicht immer im „normalen“ Alltag. Sobald aber eine Spannung oder auch nur kleiner Konflikt entsteht, zeigen Menschen irrationales und nicht nachvollziehbares Verhalten. Aus diesem Grund hat die Ordensoberenkonferenz im Südsudan entschieden, ein Zentrum für die Friedensarbeit und die Behandlung von Traumata zu entwickeln. Dieses wurde am 14. Oktober 2016 eingeweiht und wird von fünf Ordensmitgliedern verschiedener Gemeinschaften geleitet.
Bruder Hans ging in seinem Vortag auf die leidvolle Geschichte des Landes ein. Die Befreiungskämpfe mit vielen Toten (1955 bis 1972 und 1983 bis 2005) führten schlussendlich zu einer Trennung des Landes im Juli 2011. Es hat aber nicht lange gedauert, und bereits im Dezember 2013 kam es zu einem Gemetzel zwischen den beiden großen Stämmen, den Dinka und den Nuer. Es folgten Jahre großer Unsicherheit, Vertreibungen bis hin zu ethnischen Säuberungen. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist vertrieben. Viele Flüchtlinge sind in den umliegenden Nachbarländern oder in Lagern (Binnenflüchtlinge), die von UN-Soldaten beschützen werden.
Unzählige internationale und von den Kirchen initiierte Friedensbemühen und Verhandlungen haben bislang keinen Frieden gebracht. Selbst ein Treffen im Vatikan am 12. April diesen Jahres, bei dem der Papst mit ausdruckstarker Geste den Kontrahenten die Füße geküsst hat, hat keine Wege zu einer Übergangsregierung geöffnet. Misstrauen und Feindseligkeit prägen die Beziehungen der Völker untereinander und die vom Stamm der Dinka geprägte Regierung hat ihre Glaubwürdigkeit längst verspielt.
Obwohl die Menschen des Landes religiös sind, ist für viele eine Beziehung nicht möglich, die Stammesgrenzen überschreitend. Staatliches Recht und Gemeinwesen gibt es nicht, und so suchen die Menschen Halt innerhalb ihres Stammes und folgen der Logik der Abgrenzung, der Rache und der Verachtung.
In dieser Situation versuchen die Ordensgemeinschaften im Friedenszentrum eine Begegnungsebene für die verfeindeten Gruppen zu schaffen. Es finden unzählige Kurse und Trauma Heilungen statt von denen Br. Hans berichteten konnte.
Abschließend verwies er noch auf verschiedene Friedensinitiativen und Friedensmusseen im Osten Afrikas als Ausdruck hoffnungsvoller Bemühungen des Kontinents.
Die Aussagen in dem „Friedens-Orte-Netz“ wurden an diesem Abend von einigen der 45 Besucherinnen und Besucher in Beziehung zum Gehörten gesetzt, verbunden mit einem Austausch und Gespräch. Brigitte Kreiter spannte in ihrer Moderation den Bezug von den Friedensräumen in Lindau hin zu den Friedensbemühungen in Afrika.
Bruder Hans Eigner und Barbara Ludewig