Divine Mercy Action – frei übersetzt: Aktion Göttliche Barmherzigkeit. Das war der Titel, den die Rechtsanwältin Yasmin aus Juba im Jahre 2017 wählte, als sie das Straßenkinder-Projekt ins Leben rief. Als praktizierende Christin brannte ihr das Herz beim Anblick der vielen verwahrlosten Straßenkinder in Juba, und sie schritt zur Tat. Kurz darauf schloss sich ihr unser Mitbruder, der Comboni-Missionar Paolino Tipo Deng, an.

Ich selbst kam Mitte 2018 damit in Berührung. Ich habe die Kinder regelmäßig besucht. Zunächst galt es einfach da zu sein; mit ihnen zu reden, zu spielen, Kontakt zu halten. Habe auch Bibelunterricht gegeben, im Bedarfsfall logistische Unterstützung geleistet und konnte dank Ihrer Spenden das Projekt auch finanziell unterstützen. Dann war ich von März bis November 2020 wegen Corona „zwangsevakuiert“, fünf Monate in Kenia und vier Monate in Deutschland.

Vor gut einem halben Jahr sind wir von Juba in das etwa 17 Kilometer entfernte ländliche Kabo umgezogen. Augenblicklich versorgen wir 85 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 18 Jahren, wobei der Anteil der Kleinen überwiegt; darunter 17 Mädchen, welche alle im Kindesalter sind. Unsere Schützlinge werden rundum versorgt; wobei Schulpflicht für alle gilt. Die Jugendlichen besuchen fast alle die Mittelschule. Natürlich ist auch unser Schulbetrieb zurzeit von der weltweiten Corona-Plage betroffen.

Neben anderen Aufgaben sorgt Pater Paolino für das spirituelle Wohl. Dabei werden die Kinder zur regelmäßigen Eucharistiefeier und zu täglichen Gebeten eingeladen. Dabei ist wichtig, dass wir eine gute häuslich-familiäre Atmosphäre haben. Hierzu tragen Erzieher und Kinder gleichermaßen bei. Bei kleineren häuslichen Arbeiten helfen die Kinder gerne mit. Gott sei Dank sind wir bisher von schwereren Unfällen und Krankheiten verschont geblieben – und wir hoffen und beten, dass es so bleibt. Im Falle von Krankheit wird das betroffene Kind versorgt und wenn nötig ärztlich behandelt.

Wie ein Unterschied zwischen Himmel und Hölle dazu im Vergleich die Lebenssituation der in den slumartigen Regionen hausenden Straßenkinder. Zweimal wöchentlich fahre ich zum Einkaufen in die Großmärkte und da begegne ich diesen armen Geschöpfen immer wieder. Man kauft hier und da etwas zu essen, aber steht der Situation ansonsten hilflos gegenüber. Dabei kommt es vor, dass wenn man das Zentrum erwähnt und von Stundenplan und Schulpflicht spricht, so manch einer gar kein Interesse zeigt und lieber die „Freiheit“ wählt.

Nicht wenige von ihnen sniffen; d.h. man mischt etwas Benzin und Tischlerleim in Plastikflaschen und schnüffelt daran. Das nimmt das Hungergefühl und man wird richtig „high“, und das kann sich jeder leisten. Die Lebenserwartung ist bei all dem niedrig. Darunter sind auch Mädchen und es braucht nicht extra erwähnt zu werden, wie diese armen Dinger zum Teil ihren „Lebensunterhalt“ bestreiten.

Bei all dem beten wir, dass unser Herr Jesus Christus der extrem sozialen Ungerechtigkeit im Südsudan, von dem besonders die Kinder und alten Menschen betroffen sind, ein rasches Ende bereite.

Bruder Hans Dieter Ritterbecks