Wie bereits letztes Jahr waren die Comboni-Missionare wieder mit einem Stand auf der Consumenta, einer großen Konsumenten-Messe im Messezentrum in Nürnberg, vertreten. Sie gestalteten die „Aktionsfläche“ des Standes der Stadtkirche Nürnberg am Dienstag, 25. November 2016. Thema des Comboni-Standes dieses Jahr waren das Kirchenasyl und das Engagment von Ehrenamtlichen und der Kirche für geflüchtete Menschen. Zusammen mit Anton Absenger, der sehr aktiv in der Flüchtlingsarbeit in Nürnberg ist und selbst persönlich geflüchtete Menschen begleitet, gestalteten Brigitte Rolfes, die für die Öffentlichkeitsarbeit und den Freiwilligendienst MissionarIn auf Zeit (MaZ) für die Comboni-Missionare arbeitet, und Missionsprokurator Bruder Hans-Dieter Ritterbecks den Stand.
Engagement für geflüchtete Menschen: Kirchenasyl und Asylothek
Im Fokus stand die Information der Besucher über die Fluchtproblematik und das Engagement von Ehrenamtlichen und Kirche: Warum fliehen Menschen? Wie sieht es rechtlich mit dem Asyl aus? Was sagen die Menschenrechte zum Thema Flucht und Asyl? Was sagt die Kirche dazu? Auf Plakatwänden waren Fluchtursachen wie Krieg, Verfolgung und die Zerstörung der Lebensgrundlage sowie die allgemeine Erklärung der Menschenrechte abgebildet mit dem Hinweis, dass laut Artikel 14 (1) dieser Erklärung „jeder das Recht [hat], in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen“ (alle 30 Artikel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte können Sie hier nachlesen). Die geflohenen Menschen haben also ein Recht darauf, in einem anderen Land Schutz zu suchen und Asyl zu beantragen (siehe auch GG Art. 16a), sodass es sich dabei nicht um eine Wohltätigkeit der Länder gegenüber diesen geflohenen Menschen handelt, sondern um ihre gesetzliche Pflichterfüllung. Oder wie Kabarettist Georg Schramm treffend dazu Pestalozzi zitiert: „Wohltätigkeit ist das Ersäufen des Rechts im Mistloch der Gnade.“ Der Verweis auf die Menschenrechtserklärung sollte den Besuchern vor Augen führen, dass die geflüchteten Menschen ein Recht darauf haben, hier zu sein und Asyl zu beantragen; ob es dann gewährt wird, steht auf einem anderen Blatt (Wenn Sie sich für den Ablauf eines Asylverfahrens in Deutschland interessieren, bekommen Sie beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) weitere Informationen dazu: www.bamf.de). Gerade jetzt, wo in Deutschland „rechte“ Stimmen immer lauter werden ist es notwendig, dagegen zu halten und für Solidarität und das Recht einzustehen.
Darüber hinaus stellten die Comboni-Missionare das Kirchenasyl näher dar: Warum gibt es Kirchenasyl? Wann und wem geben kirchliche Einrichtungen Kirchenasyl? Wie läuft ein Kirchenasyl ab? Was bedeutet dies für die betroffenen Menschen? Die Geschichten von zwei ehemaligen Kirchenasylanten der Comboni-Missionare in Nürnberg standen stellvertretend als Beispiele für die Geschichten vieler Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nach Deutschland geflohen sind.
In Nürnberg und weiteren Städten in Deutschland gibt es seit einigen Jahren „Asylotheken“ für geflüchtete Menschen. Bei der Asylothek handelt es sich um eine Art offene Bücherei in Asylbewerberheimen, die im Juli 2012 von Günter Reichert in Nürnberg (Kohlenhof) gegründet wurde. Mittlerweile gibt es sie an vielen Standorten in Deutschland. Jeder Standort verfolgt aber die gleichen Ziele: Sprache, Bildung, Kultur und Integration fördern. Anton Absenger, der auch in der Kirchengemeinde St. Kunigund in Nürnberg aktiv ist, stellte die Asylothek und das Engagement der Ehrenamtlichen im Stadtteil Gleißhammer in Nürnberg vor. So bekamen die Besucher nicht nur einen Eindruck von dem Engagement der Comboni-Missionare sondern auch der Ehrenamtlichen und ihnen wurde eine Möglichkeit aufgezeigt, wie sie sich selbst engagieren können. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Website der Asylothek: www.asylothek.de.
Am Dienstagmittag wurden Brigitte Rolfes und Hans-Dieter Ritterbecks von Moderator und Redakteur der Nürnberger Nachrichten Kurt Heidingsfelder auf die Bühne der Nürnberger Nachrichten eingeladen, wo sie den Zuschauern zusammen mit einer Postulantin der Paulusschwestern vom Ordensleben, vom Engagament der Orden in der Stadt und vom Freiwilligendienst MissionarIn auf Zeit (MaZ) berichteten.
Wenige Besucher, aber intensive Gespräche
Leider waren an dem Dienstag nur wenige Menschen zur Consumenta gekommen – das bestätigten auch die Vertreter der Stadtkirche, die an allen Tagen der Consumenta vor Ort waren. Aus diesem Grund kamen nur wenige Gespräche zustande, die dafür aber umso intensiver waren. Für die Comboni-Missionare war es wichtig, die Thematik „Flucht“ auch auf einer Konsum-Messe präsent zu machen, denn auch unser Konsumverhalten ist mit dafür verantwortlich, dass Menschen in anderen Teilen der Welt ausgebeutet und ihre Lebensgrundlage durch Klimaveränderungen oder kriegerische Konflikte zerstört werden. Ein Bewusstsein der Menschen für die Zusammenhänge muss entstehen, damit sich etwas ändern kann. Deshalb war es wichtig, dass sich die Comboni-Missionare und die Stadtkirche zusammen mit anderen kirchlichen Organisationen aus Nürnberg auf der Consumenta präsentierten.
Consumenta: Hintergrund
Jedes Jahr findet eine große Messe für Konsumenten in Nürnberg statt: die Consumenta. Dort präsentieren sich zahlreiche Firmen, stellen ihre neuesten Produkte vor und werben um Kunden. Zum dritten Mal ist nun auch die katholische Stadtkirche Nürnberg mit einem Stand auf der Consumenta vertreten.
Unter dem Motto „Allmächd naa“, welches eine kritische Haltung zum maßlosen Konsumverhalten ausdrücken soll, präsentieren sich jeden Tag verschiedene katholische Träger und Einrichtungen, die in Nürnberg tätig sind. Der Stand ist in vier große Bereiche aufgeteilt: es gibt einen spirituellen Bereich, in dem die ganze Bibel auf einer Seite des Standes abgedruckt ist und Kinder Sprucharmbänder gestalten können, die Karikaturen-Ausstellung „Glänzende Aussichten“ die sich kritisch mit unserem Konsumverhalten und seinen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt auseinander setzt, dem Café „FAIRführung“ in dem Kaffee, Tee, Cocktails und andere Lebensmittel aus dem fairen Handel angeboten werden und in dem Stühle und Tische zum Ausruhen und Verweilen einladen sowie einer täglich wechselnden „Aktionsfläche“, auf der sich jeden Tag ein anderer Träger vorstellt.
Brigitte Rolfes