„Zu Bethlehem geboren ist uns ein Kindelein…

Gott, Emmanuel, will immer wieder Mensch werden. Aber nicht nur in Bethlehem, sondern überall auf der Welt.

Doch erst wenn ich zulasse, dass er in mir Mensch wird, so dass sein Geist mich berührt und seine Botschaft mich leitet und verändert, beginne ich dem Geheimnis, das die Geburt Christi an Weihnachten bedeutet, wirklich auf die Spur zu kommen.

Auf diesem Bild aus der Pfarrkirche in Matany in Uganda sind Maria, Josef und das Jesuskind gekleidet wie die Hirten in Karamoja. Das Bild erinnert uns daran, dass die Heilige Familie dort zu finden ist, wo Menschen Gottes Nähe brauchen und alleingelassen werden. Dieses göttliche Kind ist ein Heiland für alle Menschen.


Liebe  Freunde der Comboni-Missionare,

die Karamojong, von denen das Weihnachtsbild stammt, sind die Nachbarn der Pokot, bei denen ich 12 Jahre habe arbeiten dürfen. Auch wenn die einen in Uganda und die anderen in Kenia beheimatet sind, so grenzen ihre Dörfer aneinander an. Beides sind Hirtenvölker und leben in vielerlei Hinsicht heute noch so wie die Heilige Familie vor 2000 Jahren gelebt hatte. Vielleicht würde es auch uns guttun, wieder etwas einfacher zu leben, um die Geburt dieses einfachen Kindes in unserer Mitte wieder den richtigen Wert zu geben.

Vor einigen Wochen durfte ich nach Uganda reisen, um an der Seligsprechung des Comboni-Missionars Pater Giuseppe Ambrosoli teilzunehmen, die am 20. November in Kalongo stattfand. Ambrosoli hat als Arzt und Priester im Missionskrankenhaus in Kalongo, im Nordwesten Ugandas gearbeitet und war vielen Menschen sowohl ein guter Seelsorger wie auch Arzt. (siehe auch Berichte hier auf unserer Webseite – Suche „Ambrosoli“). Es war eine großartige Feier, zu der sehr viele Menschen zu Fuß oder mit Bussen aus den umliegenden Dörfern gekommen waren. Danach hatte ich noch Zeit unsere deutschsprachigen Mitbrüder in Uganda zu besuchen.

So war ich einige Tage bei Bruder Konrad Tremmel in Layibi (Vorort von Gulu), der dort eine Berufsschule leitet, wo viele Auszubildende ihre Lehre und auch ein Diplom machen können. Von Layibi hat mich dann auch Bruder Erich Fischnaller abgeholt, um ein paar Tage in Palorinya, in der Nähe von Moyo, ganz im Nord-Westen Ugandas zu verbringen. Br. Erich hatte im Südsudan eine Berufsschule geleitet, bis der Krieg das Dorf heimgesucht hatte, in dem die Missionsstation war. Sie sind dann zusammen mit den Leuten geflohen und haben in Uganda eine Möglichkeit bekommen, neu anzufangen. Inzwischen hat er dort auch wieder viele junge Menschen, die dort eine Ausbildung zum Friseur, zum Schreiner, zum Bäcker, Maurer oder Schweißer machen. Er hat auch begonnen Sesam und Sonnenblumenöl zu pressen, so dass die Bevölkerung inzwischen diese Samen anbaut, weil sie wissen, dass Br. Erich sie abnimmt und gerecht bezahlt. Es ist fast unglaublich, was er in den wenigen Jahren auf die Beine stellen konnte. Viele der fast 100.000 Flüchtlinge drängen sich darum, eine Ausbildung in der Missionsstation machen zu können.

Nach drei Tagen in Palorinya bin ich über Gulu weiter nach Karamoja gefahren, wo ich Bruder Günther Nährich in Matany einen Besuch abgestattet habe, der dort ein Missionskrankenhaus verwaltet. Diese Missionsstation kannte ich schon von früher, da sie von Amakuriat, meiner letzten Mission in Kenia, nur drei Autostunden entfernt liegt. Ich habe mit den Schwestern, Patres und Brüdern schöne Tage verbringen können. Auch Bruno Frank, ein Malermeister aus der Gegend von Ellwangen, lebt seit etlichen Jahren dort mit und leitet die Werkstatt des Krankenhauses (Bericht in „kontinente“).

Am 1. Dezember bin ich nach Kenia gefahren. An der Grenze holt mich P. Charles Ndagij’Imana ab, der inzwischen Pfarrer in Kacheliba ist. Es ist nach wie vor eine große Herausforderung für drei Mitbrüder, die Pfarrei mit über 50 Kapellen zu führen. Auch wenn heute vieles anders läuft, freue ich mich darüber, wie die Pfarrei heute ist. Als besonderes Geschenk empfand ich es, dass ich am zweiten Adventssonntag in Kacheliba in einer überfüllten Kirche mit vielen Bekannten den Gottesdienst feiern durfte.

In den Tagen in Kacheliba konnte ich auch einige Dörfer der Pfarrei und vor allem Schulen besuchen. Das Bubengymnasium in Kacheliba, Holy Cross, ist zu einer der besten Schulen im Distrikt geworden. Die Mädchengymnasien in Serewo und Karon haben inzwischen wesentlich mehr Schülerinnen, und in Cherangan haben sie noch ein neues Gymnasium für Mädchen aufgemacht. Diese eröffnen den Mädchen Möglichkeiten, die sie traditionell lange nicht hatten. Gott sei Dank scheinen immer mehr Eltern die Bedeutung von Schulen einzusehen und schicken auch Mädchen zur Schule.

Neben der schulischen Ausbildung gewähren diese Schulen den Mädchen auch einen gewissen Schutz vor traditionellen Praktiken, wie z.B. Beschneidung oder früh verheiratet zu werden. Trotzdem ist es Anfang des Jahres 2022 in Cherangan, (die Schule hat noch keinen Zaun) passiert, dass Männer auf Motorrädern kommen und ein Mädchen (16 Jahre alt) mit Gewalt aus der Schule holen, die dann in Uganda verheiratet wurde. Das zeigt nur, dass noch vieles getan werden muss, um Gewalt und Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen.

Zum Schluss möchte ich noch ein herzliches Vergelt’s Gott aussprechen für euer Interesse an uns Comboni-Missionaren. Allen, die uns auch finanziell unterstützt haben, kann ich versichern, dass das Geld den Bedürftigen zugutegekommen ist. Dabei wurde auch vieles getan, den Menschen nachhaltig unter die Arme zu greifen und die Unterstützung in Schule und Ausbildung ist mir dabei immer besonders wichtig gewesen.

So wünsche ich Euch Gottes Segen zu Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr 2023.

Euer P. Hubert Grabmann, Provinzial