Liebe Freunde unserer Mission in Peru,
erneut darf ich Ihnen schreiben und danken für die Spenden, die ich in diesen Tagen erhalten habe, trotz Corona-Virus.
Was meine Situation hier betrifft, die meisten von Ihnen wissen schon, dass ich von meinem Provinzobern nach Trujillo versetzt wurde; mein Freund und für zwölf Jahre Pfarrer dort musste schwer krank nach Italien zurückkehren. Schon Ende März sollte ich dort ankommen, aber nun haben Gott und der Corona-Virus anders gewollt, und ich sitze noch im Haus in Quarantäne bis zum 24.05. So lautet die Verfügung der Zentralregierung in Lima, aber die über 60 – da gehöre ich auch dazu (mit meinen 80 J. Im Juli), müssen sich noch länger „halten“; denn im Alter ist man anfälliger, so die Statistiken, so der Rat. Und so der Anruf, während ich diese Zeilen schreibe, dass eine Frau mit 73 in Lima auch angesteckt ist und wohl kaum mehr zu retten. Wir können nur noch beten HERR ERBARME DICH; ERBARME DICH. Gestern haben wir es ja getan mit allen, die an einen Gott glauben!
Wir sind hier nicht so gut aufgestellt mit dem Gesundheitswesen wie in Deutschland, und noch weniger als in Taiwan, wo man die Pandemie inzwischen als einen Vorteil für diese Insel mit 23 Millionen Einwohnern betrachten kann, weil viele auf dieses Land jetzt aufmerksam geworden sind. Ganz im Gegenteil zum Festlandchina haben sie alles gut in den Griff bekommen; auch die Deutsche Welle hat schon vor Wochen davon berichtet. Hier in Peru das Gegenteil, wir wissen noch nicht was uns bevorsteht. In Palca st noch kein Fall bekannt, aber vielleicht schon von jemand mitgebracht; vielleicht haben Sie erfahren, dass die Leute in Lima massiv (man redet von 200.000 „auswandern“ mussten, d.h. dorthin zurück, woher sie herkommen; denn hier gibt es wenigstens zu essen, wie damals nach dem 2. Weltkrieg die Leute zu uns aufs Land kamen. Wir sind „umzingelt“, ringsum ist die Pandemie schon eingekehrt, und es ist nur eine Frage der Zeit, dass wir auch in Palca damit zu tun haben, so sehr unser Bürgermeister sich auch gekümmert hat und kümmert. Einmal mehr, wir können nur beten und uns an alles halten, was geraten ist, dass wir in der Pfarrei nicht angesteckt werden. Mein Mitbruder wird 85, und er hat seine gesundheitlichen Probleme mit chronischem Husten und Schnupfen und anderen Leiden, da darf nichts kommen. Aber auch ich kann mich nicht sicher fühlen, obwohl ich mich keineswegs „alt“ fühle; habe unseren schönen, so vernachlässigten Garten auf Vordermann gebracht und bin also auch in diesem Sinn wieder Kind geworden, d.h. ich erinnere mich, was ich auf dem elterlichen Hof „gelernt“ habe, und das war vor allem tägliches Gebet in der Familie wie auch den Rosenkranz. Auch dafür haben wir nun Zeit und senden jeden Tag über facebook und Radio die hl. Messe am Abend und die hl Stunde von 3-4 Uhr nachmittags übers Netz in die Welt. Es ist schön zu erfahren, wie viele das dankbar wahrnehmen. Selbst vom Ausland kommen Stimmen, die sich einschalten. Also auch hier ist nicht alles negativ, wenn Familien wieder Zeit haben zu beten und manche den Kindern erst das Beten beibringen.
Ja, „Not lehrt“ beten, und auch das andere Wort, das ich schon von meinem Großonkel, Pfarrer Hitzfelder, gehört habe und mir mein Mitbruder schon oft zitiert hat „der Mensch kann alles ertragen, nur eine Reihe von guten Jahren“. Dafür ist Deutschland und Europa insgesamt nach 70 Jahren Frieden und ständig wachsendem Wohlstand ein sprechendes Beispiel und Bestätigung.
Ja, Ihr lieben Freunde, für Mitte August war mein Heimaturlaub geplant. Ob und wann, das wollen wir auch Gott anheimgestellt lassen. – Ihnen danke ich für Ihre Treue und bleibe in dankbarer Verbundenheit mit meinem Gebetsgedenken und dem täglichen Priestersegen beim Aufstehen und Zubettgehen in alle Himmelsrichtungen,
P. Alois Weiß