Liebe Freunde unserer Mission in Peru,
wir stehen schon im 2. Monat des Jahres 2022, und der Start ins Neue Jahr ist schon längst vergessen. Ich hoffe, Sie haben das Neue Jahr gut begonnen und können zuversichtlich in die Zukunft schauen trotz der drohenden Wolken am Horizont, nicht zuletzt was da sich z.Zt. in der Politik auf Weltebene abspielt und uns Ältere an Zeiten erinnert, die eigentlich für immer der Vergangenheit angehören sollten.
In Peru kommen wir auch nicht aus der Krise heraus. Seit dem 28. Juli 2021 haben wir eine neue Regierung, und inzwischen hat unser neuer Präsident schon zum 4. Mal die Minister gewechselt. Er hat keine Ahnung, was so eine Verantwortung ist; war zuvor Volksschullehrer in einem Dorf in den Anden. Peru braucht Stabilität und Vertrauen, auch auf dem Weltmarkt. Aber wer will in so einer unsicheren Situation etwas investieren. Auch die Kirche ist noch nicht aus dem Tief heraus und verliert weiter an Boden. 69 % Katholiken, 23 % evangelische Christen, Rest Rel. unbekannt… Als ich vor über vierzig Jahren 1981 nach Peru kam, waren noch über 80 % Katholiken.
Gott erhalte uns trotz allem den Glauben an seine weise Vorsehung. Sie hat auch heute noch die Fäden der Geschichte in der Hand und macht aus der Menschheitsgeschichte Heilsgeschichte. Das will ER aber nicht unabhängig von unserer Mitverantwortung tun. Wir sollten uns an das Wort Gottes halten, das sagt: „Denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Guten“.
Dank Ihrer Spenden dürfen wir etwas erfahren, was Vorsehung bedeutet, speziell für die Armen. „Arme habt ihr immer bei euch“, sagt Jesus. Konkret heißt das für mich, in „Santa Isabel“ ist zwar aus dem Elendsviertel ein fast normaler Stadtteil von Trujillo geworden mit Häusern von zwei bis drei Stockwerken. „Santa Isabel“ ist eine der fünf Kapellen unserer Pfarrei, die ich betreue. In „Kumamoto“ heißt die zweite Kapelle. In diesem Stadtteil sieht es fast noch genau so aus wie vor über zwanzig Jahren. Damals habe ich Trujillo zum ersten Mal besucht. Unsere Provinzleitung hatte mich mit zwei Mitbrüdern beauftragt zu erkundigen, wo wir Comboni-Missionare hier im Norden Perus eine Gründung machen können. 2002, also vor genau zwanzig Jahren, kamen dann die ersten vier hier an. Wir hatten uns für die ärmste Zone Trujillos entschieden, weil wir gemäß unserem Charisma als Missionare immer bei den Ärmsten und am Verlassensten sein sollen, weit weg von der Hauptstadt Lima.
Wir wollen aber bei den Armen keine Abhängigkeit erzeugen. Es ist wie im Evangelium, wenn Jesus ein Wunder gewirkt hat und strikt darauf hingewiesen hat, es ja niemand weiterzusagen. Aber… heute im Evangelium mit wenig Erfolg.
Damit will ich andeuten, dass auch wir hier versuchen mit den Spenden, die Sie uns schicken, wirklich die Ärmsten zu erreichen. Auch wir wollen davon kein Aufhebens machen und einen Ansturm von Bittstellern vermeiden.
Persönlich darf ich Ihnen sagen, dass ich dieses Jahr 82 Jahre alt werde und mich so voll von Schaffenskraft fühle dank dem Geschenk einer fast unglaublichen Gesundheit ohne jedes Problem, dass ich mich so jung fühlen darf und mit fast jedem Jungen noch einen Wettlauf machen könnte. Bin mir aber bewusst, dass das von jetzt auf nachher sich ändern kann, auch das weiß ich aus einer leidvollen Erfahrung, so dass ich Gott jeden Tag danke, „aus reiner Gnade und Barmherzigkeit“ noch am Leben zu sein. Wer meine Briefe schon länger bekommt, hat auch davon Kenntnis erhalten. (Wer ist schon mit dem Leben davon gekommen nach einem Sturz von über sechzig Metern in die Schlucht der Zentralstraße nach Lima, ohne ein Bein zu brechen, wo das Auto nur noch als Schrott verkauft werden konnte. Das war am 14. Sept. 2015)
Mein Gott, da sehe ich nun, dass so ein langer Brief schon fast eine Zumutung ist. Ihnen und Euch allen dankbar verbunden, nicht zuletzt im täglichen persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet,
Ihr Perumissionar P. Alois Weiß mccj
P.S.: Corona hat bis jetzt in der Region von Trujillo über 10.000 Todesfälle gekostet und jeden Tag sind noch rund 500 neue Fälle zu verzeichnen.