Liebe Freundinnen, Freunde, liebe Verwandte

Es war für mich eine große Überraschung als ich von Mario, einem Mitarbeiter in unserem Provinzialat in Lima, die Einladung zu seiner Weihe zum ständigen Diakon erhielt. Unser Provinzial gab seine Zustimmung für eine kurze Reise nach Peru, und ein paar Tage später bekam ich das Flugticket aus Lima. Am 4. Dezember erhielt Mario zusammen mit vier anderen Männern in der Kathedrale in Tarma die Diakonenweihe. In Peru gab es bisher größere Widerstände gegen die Weihe von verheirateten Männern zu Diakonen, aber der Bischof von Tarma meinte, dass die Kirche auch neue Wege einschlagen könnte, zumal Papst Franziskus die Bischöfe dazu aufgefordert hat. Es war ein feierlicher Gottesdienst, bei dem auch die Familien der neuen Diakone und Vertretungen der verschiedenen Gemeinden mitgefeiert haben. Aus Chorrillos/Lima, wo Mario wohnt, war eine größere Gruppe gekommen.

Dieser kurze Besuch in Peru hatte noch weitere Überraschungen für mich, und so wurde auch mein Weihnachtsbrief etwas anders als sonst.

In der Pfarrei in Chorrillos arbeiten jetzt drei unserer Patres, Erasmo kommt aus Mexiko, Gianni aus Italien und der dritte, Juan, ist Peruaner. Alle drei haben in Innsbruck studiert und sind nun miteinander tätig; das ist etwas ungewöhnlich in unserer Gemeinschaft, dass man nach Jahren wieder so zusammenkommt. Ich konnte dort sehen, wie sich das Pfarrgebiet immer noch weiter ausdehnt. Die ganzen Sandhänge bis hin zum Meer wurden besiedelt. Die Pfarrei ist sozial stark engagiert und unterstützt die Gemeinschaftsküchen in den neu entstehenden Siedlungen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte Peru weltweit die höchste Sterblichkeitsrate bezogen auf die Bevölkerungszahl. Es fehlte vor allem an Sauerstoff; für die Armen war der Preis unerschwinglich; das allgemeine Gesundheitssystem war zusammengebrochen. P. Juan konnte mit Unterstützung von verschiedenen Institutionen und Wohltätern eine Sauerstoffaufbereitungsanlage installieren, eine große Hilfe für die arme Bevölkerung. So können auch verschiedene Pfarreien, je nach Bedarf, mit medizinischem Sauerstoff beliefert werden. In Peru will man durch Impfungen neue Wellen von Corona-Ausbrüchen verhindern. Überall, auch auf der Straße, muss man Masken tragen. Die Kunsthandwerker in Chorrillos, die früher schöne Weihnachtskrippen und andere Figuren aus gebranntem Ton herstellten, mussten aufgeben, da sie ihre Produkte nicht mehr verkaufen konnten. Staatliche Hilfen oder Überbrückungsgelder gibt es nicht. Andere – nicht nur Bestattungsunternehmen – haben aber mit der Corona-Pandemie auch ihr Geschäft gemacht.

So nebenbei, fast im Vorbeigehen, wurde ich Pate für ein paar Weihnachtsgeschenke für Kinder in einem Dorf nördlich von Lima, die gerade im Pfarrhaus vorbereitet wurden. Mit einer kleinen Spende war ich dabei. Dann hatte ich noch zwei bewegende Begegnungen: Mit einem Arzt, der früher in der Gemeinde, für die ich vor Jahren in Lima verantwortlich war, tätig war, und seiner Frau. Vor ein paar Monaten wurde bei ihm eine besondere Art von Lungenkrebs diagnostiziert. Fast zufällig wurde er in ein Forschungsprogramm einer Universität aufgenommen und bekommt so eine entsprechende Behandlung, die sonst unerschwinglich wäre. Dann die Begegnung mit einer Krankenschwester, die in ihrer Schulzeit Mitglied einer Jugendgruppe in Tarma war. Heuer ist ihre Mutter an Covid verstorben. Sie hat sie bis zuletzt betreut und sich dabei selber angesteckt. Drei Wochen war sie intubiert und hat die Krankheit überstanden, nicht ohne Nachwirkungen. Sie musste an der Luftröhre operiert werden, wodurch auch die Stimmbänder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Bei beiden war ein tiefes Gottvertrauen spürbar, das Hoffnung und neuen Lebensmut weckt.

Auch in Peru träumt man von „Weißen Weihnachten“; das Liedchen „Blanca Navidad“ tönt überall aus den Lautsprechern. Was die „weiße Pracht“ bedeutet, haben wir auf dem Rückweg von Tarma nach Lima erlebt. Kurz vor der Passhöhe des Ticlio (4.818 m) begann es zu schneien, und innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich alles in eine richtige Winterlandschaft. Der Verkehr mit den riesigen Lastern, den vielen Autobussen und den Pkws brach zusammen. Später versuchte man mit einer Planierraupe, die vermutlich einer Minengesellschaft gehörte, wenigstens eine Fahrspur etwas schneefrei zu bekommen. Es dauerte Stunden, bis die Polizei es schaffte, in das Verkehrschaos etwas Ordnung zu bekommen, so dass es weitergehen konnte. Eine abenteuerliche Fahrt, die allen in Erinnerung bleiben wird.

Weitere Überraschungen erlebte ich in Arequipa, wo ich die letzten Jahre vor meiner Rückkehr nach Europa 2007 verbrachte. Auch dort dehnt sich die Stadt immer weiter aus. Am letzten Ende der Pfarrei hat man eine Kapelle errichtet. Zum ersten Mal wurde dort – unter Einhaltung von Corona-Regeln – Erstkommunion gefeiert. Zwanzig Kinder hatten sich über längere Zeit für diesen Tag vorbereitet. Es war eine schöne Feier, die von Jugendlichen mit ihren Instrumenten gestaltet wurde.

Am folgenden Tag machte ich einen Besuch in den beiden Kindergärten der Pfarrei. Zum ersten Mal nach eineinhalb Jahren gab es an diesem Tag wieder, wenn auch in kleinen Gruppen, „Präsenz-Unterricht“. Ich konnte mich auch mit den Verantwortlichen der Gefängnispastoral und einigen früheren Erzieherinnen unserer Kindergärten treffen. Sie haben mir zwei Flaschen des bekannten „Anis Najar“ aus Arequipa geschenkt, da ich aber nur Handgepäck mitnehmen durfte, habe ich nur „el cariño“, „die Zuneigung“ mitgenommen und den Inhalt meinen Mitbrüdern überlassen. Allen, die mit ihren Spenden die Arbeit in Peru unterstützt haben, ein herzliches Vergelt`s Gott.

Unvermutet wurde diese Einladung zu einem großen Adventsgeschenk.

Um in schweren Zeiten wieder Mut zu fassen,
genügt eine gute Nachricht, ein liebes Wort.
Um die trüben Gedanken aus der Seele zu vertreiben,
genügt ein kleiner Funke, ein Hoffnungsschimmer.
Wenig ist oft schon genug.

Petrus Ceelen

So wünsche ich Euch ein frohes, hoffnungsvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen für das Neue Jahr

Pater Herbert Gimpl