Gott hat seine Wege, die Menschen zu erreichen und ihnen seinen Willen zu zeigen. Pater Krzysztof Zebik aus Polen spricht über seine missionarische Berufung.

Mein Berufungsweg begann, als mich einer meiner Freunde einlud, Ministrant in unserer Pfarrei zu werden. Damit war ich näher am Altar und erfuhr, was während der Eucharistie passiert. Trotzdem dachte ich damals noch nicht daran, Priester und Missionar zu werden.

Nach der Grundschule besuchte ich die weiterführende Schule mit dem Schwerpunkt auf dem Bereich Computertechnik. Gleichzeitig besuchte ich eine Musikakademie, um meine Leidenschaft für Musik weiterzuentwickeln und Klavier zu spielen. Später ging ich zweimal im Monat in einer Schule in Breslau, um Kirchenorgel zu spielen. Diese Schule lag neben dem Diözesanseminar, und einige Seminaristen kamen dorthin, um ebenfalls Kirchenorgel zu lernen. Ich freundete mich mit ihnen an und nutzte die Gelegenheit, sie auf ein Plauderstündchen und einen guten Kaffee zu besuchen. Ganz allmählich näherte ich mich dem Umfeld der Kirche und der Liturgie und begann, über die Möglichkeit nachzudenken, Priester zu werden. Doch mein Leben ging wie gewohnt weiter, bis ich die Abschlussprüfungen der Sekundarschule ablegte. Dann stellte sich die Frage, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Ich nahm weiterhin Orgelunterricht. Jeden Tag musste ich viel üben, um mich auf die Prüfungen und die nächste Stufe vorzubereiten. Die Orgel war in der Kirche, und oft war ich allein dort. Ich habe natürlich erst geübt, aber später begann ich, Zeit in der Stille zu verbringen, um zu beten.

In diesen Momenten sprach ich mit Gott und teilte alle meine Pläne und Sorgen mit ihm. Ich bat ihn um Erleuchtung, um seinen Willen zu erkennen, und versuchte, wenigstens ein bisschen mehr zu verstehen, wie meine Zukunft aussah und was ich tun könnte. Am Ende wurde mir klar, dass ich mich ihm ganz widmen musste, um Größeres zu leisten und eine bessere Welt aufzubauen. Jede Situation von Ungerechtigkeit und Leid berührte mich tief in meinem Herzen. Ich wollte immer helfen, wo es nötig war, und setzte meine Zeit und meine Fähigkeiten dafür ein. Ich wusste nicht, welchen Weg ich einschlagen sollte, aber schließlich beschloss ich, dass ich irgendwo anfangen musste, und trat ins Diözesanseminar ein. Nach einem Jahr im Seminar zeigte Gott mir, dass er etwas anderes von mir wollte. Ich konnte nicht verstehen, warum es in Polen so viele Priester in den Pfarreien gab, während die Menschen in manchen Teilen der Welt noch nicht wussten, wer Jesus war. Ich fing an, nach einer Kongregation zu suchen, die in der Erstevangelisierung tätig war.

Es war kein Zufall, dass ich eines Tages die Zeitschrift der Comboni-Missionare nahm und ihnen schrieb. Gott hat seine Wege, die Menschen zu erreichen und ihnen seinen Willen zu zeigen. Ich erlebte ein Jahr voller Einsicht während des zweiten Jahres im Diözesanseminar, dann schloss ich mich den Comboni-Missionaren an. Meine Familie und Freunde taten sich schwer, meine Entscheidung zu akzeptieren, aber die Stimme Gottes war viel stärker. Die Zeit der Ausbildung war eine Gelegenheit, meine Berufung zu erkennen und mich auf die Missionsarbeit vorzubereiten. Es war eine Herausforderung für mich, meine Familie und Freunde zu verlassen. Es war hart für mich, nach Kenia zu ziehen und ihnen zu sagen: „Wir sehen uns in drei Jahren“. Glücklicherweise bringen das Internet und elektronische Medien die Menschen zusammen, auch wenn sie weit voneinander entfernt leben.

Die Zeit, die ich in Kenia verbrachte, war sehr fruchtbar, und ich wuchs in meiner missionarischen Berufung. Ich bin dankbar für die drei Jahre, die ich im Slum von Korogocho verbracht habe. Ich habe wirklich gespürt: „Hier gehöre ich hin.“ Jedes Wochenende brachte etwas Neues. Ich traf immer neue Leute: Betrunkene, Straßenkinder, Behinderte, die meistens nur wollten, dass ich mich zu ihnen setzte und ihnen zuhörte. Mit diesen Menschen teilte ich mein Leben. Ich lernte Swahili und war für Halleluja-Tänzer, dann für Ministranten und Jugendliche zuständig. Jede im Slum gefeierte Eucharistie war etwas Besonderes. Ich habe mir die Geschichten vieler verschiedener Menschen angehört, aber alle waren sehr dankbar für ihr Leben und für die Missionare, die das Leben mit ihnen verbrachten.

Ich werde nie vergessen, als ich einem Straßenjungen begegnet bin, der immer eine Flasche mit Klebstoff im Mund hatte. Einmal nahm er ein Stück Brot aus seiner schmutzigen Tasche, das er vermutlich auf der Straße gefunden hatte. Er brach es und teilte es mit mir. In diesem Augenblick erlebte ich die wahre Eucharistie: Opfer bringen und teilen, an kleinen Dingen teilhaben, die wir besitzen, mit anderen der Liebe wegen zu teilen, für jeden Tag als Geschenk Gottes dankbar zu sein. Dort nahm das Fundament meiner Berufung Gestalt an: Dort hörte ich das wahre Wort Gottes, und ich traf Gott in all diesen armen Menschen. Dort konnte ich auch meine Schwächen erkennen und wahrnehmen, dass ich an Grenzen gerate, dass ich nicht alle Fragen beantworten kann, die die Leute stellen. Trotzdem sind die Menschen dankbar: Sie fühlen sich sicher, weil Missionare bei ihnen sind, die ihr Leben und ihren Glauben teilen. Es fiel mir sehr schwer, Korogocho zu verlassen. Wir müssen offen sein für andere Bedürfnisse und andere Menschen, die auf Missionare warten. Ich wurde nach Amakuriat im Norden Kenias geschickt, um neue Missionserfahrungen zu machen, und lebte zwei Jahre beim Volk der Pokot. Es gelang mir, mich sehr schnell an die neue Umgebung anzupassen. Ich traf auf eine neue Sprache, neue Menschen und eine neue Umgebung, in der ich wieder Gottes Gegenwart sehen konnte.

2011 kehrte ich zur Priesterweihe nach Polen zurück. Dann wurde ich gebeten, dort zu bleiben, um an der Zeitschrift zu arbeiten. Ich musste es akzeptieren und verstehen, dass es viele Bedürfnisse gibt und überall Missionsarbeit geleistet werden kann, auch in Europa. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine Erfahrungen in Afrika mit Menschen zu teilen, die nie Missionare kennengelernt haben und nichts von ihnen wissen. Ich spürte die Freude, bei jeder sich bietenden Gelegenheit Menschen zu treffen, um über die Mission zu sprechen.In Polen bereitete ich auch Comboni-Laienmissionare auf ihren Einsatz vor. Es ist schön, einige Früchte dieser Arbeit zu sehen: Junge Menschen, die sich für die Armen und Verlassenen in Afrika oder Lateinamerika einsetzen.

2016 wurde ich in den Südsudan versetzt. Ich kannte dieses Land, weil ich einige Jahre zuvor die Gelegenheit gehabt hatte, zwei Monate in Old Fangak zu verbringen. Ich war froh, an den gleichen Ort zurückzukehren. Ich war überzeugt, dass ich mich in dieser Umgebung problemlos zurechtfinden, die Nuer-Sprache lernen und der Gemeinschaft dienen würde, alles essen, weite Strecken durch Sümpfe waten und Krankheiten überstehen konnte. Ich war gespannt. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eines Tages mein Körper schlappmachen würde. Nach einem Jahr merkte ich, dass ich kein Übermensch bin. Während des Besuchs eines Dorfes erkrankte ich an Hepatitis und wurde zur Behandlung nach Nairobi gebracht. Seit dieser Zeit arbeitet meine Leber nicht mehr wie zuvor, und jedes einheimische Essen verursacht Beschwerden. Einige sagten, dass es mindestens ein Jahr dauern würde, bis ich mich erhole. Diese ganze Situation zwang mich, meine Grenzen zu akzeptieren, und ich musste den Einsatzort wechseln. Vor kurzem bin ich nach Yirol gefahren, wo ich mich nach und nach in die Pastoralarbeit einarbeite.

Pater Krzysztof Zebik