Der Comboni-Pater Mitiku Habbthe aus Äthiopien arbeitet im entlegenen Nordwesten Kenias in der Halbwüste bei den Turkana. Er berichtet über seine Erfahrungen.

Die Turkana führen ein Nomaden- oder Halbnomadenleben mit ihren Rinder-, Ziegen- oder Eselsherden. Für etwa 80 Prozent der Menschen ist Viehwirtschaft die einzige Lebensgrundlage, 20 Prozent betreiben Agro-Pastoralismus, eine Lebensweise, bei der die wirtschaftlichen Tätigkeiten hauptsächlich auf dem Anbau von Getreide und der Viehzucht basieren. Das Land der Turkana ist für Dürre anfällig, und man spricht oft davon als Bratpfanne der Trostlosigkeit ohne Horizont.

Die katholische Diözese Lodwar ist die Hauptstadt der Turkana und liegt im Nordwesten Kenias an der Grenze zu Uganda, Südsudan und Äthiopien. Die Diözese hat etwa 59 Ordenspriester, 60 Ordensschwestern, 16 Ordensbrüder, 11 örtliche Diözesanpriester und über vierhundert Katechisten und andere pastorale Mitarbeiter. Die Diözese engagiert sich in Evangelisations- und Sozialentwicklungsarbeit, z. B. indem sie Wasserbohrlöcher schafft und die Ernährung und Ausbildung für Jungen und Mädchen sichert. Sie hat auch Gesundheitszentren eingerichtet, hat geholfen Frauen zu stärken, fördert Gerechtigkeit und Frieden und beherbergt körperbehinderte Kinder, wie z. B. Taube und Blinde.

Die Diözese kümmert sich um alle Lebensbereiche der Menschen, besonders in den Gegenden, wo die Regierung dies seit vielen Jahren versäumt hat. Die Turkana erkennen das und schätzen die Diözese als eine Instanz mit der Fähigkeit und der Bereitschaft, die vielfältigen Nothilfe- und Entwicklungsprojekte umzusetzen.

Die Comboni-Missionare kamen 1975 zu den Turkana und in die Diözese Lodwar. In Übereinstimmung mit dem diözesanen Pastoralplan üben sie ihre missionarischen Tätigkeiten aus und leben mit den Turkana. Dies geschieht entsprechend dem Charisma unseres Gründers, des Heiligen Daniel Comboni, der sagte, man solle „Afrika durch Afrika retten“ und gemeinsame Sache für die Evangelisation der Afrikaner machen. Wir folgen also dem Beispiel und Lebenszeugnis unseres Gründers und versuchen, die Frohe Botschaft von Jesus Christus zu den Turkana zu bringen, indem wir ihr Leben teilen und die Herausforderungen mit ihnen tragen, damit sie ein erfüllteres und glücklicheres Leben führen können.

Lokichar, unsere Comboni-Mission im Süden des Turkana-Landes, umfasst etwa 4.536 Quadratkilometer und hat eine Gesamtbevölkerung von etwa 133.913 Menschen. Lokichar wurde im Jahr 2000 von den Comboni-Missionaren eröffnet und hat 22 Außenstationen, zusammen mit einem kleinen Zentrum, wo wir uns einmal monatlich aufhalten können, um alle Stationen zu erreichen, wo wir die Heiligen Messe feiern, und um unsere Katechisten fortlaufend weiterzubilden.

Comboni-Missionare aus Italien, Malawi, der Demokratischen Republik Kongo und Äthiopien bilden die religiöse Gemeinschaft von Lokichar. Als Comboni-Missionare werden wir entsprechend der lokalen Gegebenheiten eingesetzt und dienen somit der Ortskirche.

Unser Pastoralplan und Schwerpunkt ist die Evangelisierung der Turkana, da sie in einem „Erstevangelisationsgebiet“ leben. Wir engagieren uns in folgenden Tätigkeitsfeldern, um die menschliche und geistliche Entwicklung voranzubringen: Wasserlöcher graben, Ausbildung von Katechisten und Leitungspersonal, Gründung Kleiner Christlicher Gemeinschaften, Gerechtigkeit und Frieden, Erwachsenenbildung, Vorschulerziehung, Ernährungsprogramme, ein Zentrum für körperbehinderte Kinder unter Leitung einer der Ordensschwestern, aber finanziert von den Comboni-Missionaren, und Unterhalt für ambitionierte bedürftige Studenten, die ihre Eltern verloren haben. Wir unterstützen auch Mädchen beim Abschluss weiterführender Schulen, besonders wenn sie akademische Fähigkeiten haben, um an eine Hochschulen oder Universität zu gehen.

Die Evangelisierungsarbeit geht Hand in Hand mit der menschlichen Förderung. Deshalb versuchen wir als Gemeinschaft der Comboni-Missionare, die geistlichen, intellektuellen, mentalen, moralischen und gesellschaftlichen Aspekte der Menschlichkeit voranzubringen.

Durch unsere kontinuierliche Tätigkeit bei der menschlichen und geistlichen Förderung versuchen wir bei den Menschen ein Bewusstsein für eine sich selbst tragende und verwaltende Kirche zu schaffen. Inzwischen sind sich die Menschen viel mehr der Notwendigkeit bewusst, eigenständig zu sein und die Abhängigkeit von außerhalb zu überwinden, aber wir erkennen, dass es noch ein langer Weg ist, diesen Maßnahmenplan zu verwirklichen.

Pater Mitiku Habbthe
Quelle: comboni.uk