Erzbischof Ludwig Schick: „Das Recht ist ein Teilbereich der Barmherzigkeit“
Zur Eröffnung der Misereor-Fastenaktion 2016 in Coburg hat Erzbischof Ludwig Schick zur Nächstenliebe ermutigt, die keine Grenzen kennt. Nächstenliebe fordere: Jesus nachzuahmen in seinem Umgang mit den Menschen. „Nächstenliebe ist kein Gefühl oder gar Gefühlsduselei. Nächstenliebe ist konkret und beginnt mit dem, was das Motto der diesjährigen Misereor-Fastenaktion aussagt: Das Recht ströme wie Wasser.“ Nächstenliebe müsse jedem Menschen seine Rechte garantieren. „Und genau das will die diesjährige Aktion bewirken.“
Jesus nachahmen, so Schick, bedeute, zu Werkzeugen der Barmherzigkeit zu werden. „Wer Jesus nachfolgt, setzt sich für diejenigen ein, die ohne fremde Hilfe nicht bestehen können und auch für die, deren Existenz in Gefahr ist, weil ihnen die Lebensgrundlagen genommen werden.“ Dies gelte insbesondere für die Menschen im Amazonasgebiet Brasiliens. „Der Regenwald ist für die indigene Bevölkerung in Amazonien unabdingbar“, betonte Schick. Staudammprojekte und großangelegte Holzrodungen zerstörten die Lebensgrundlage dieser Menschen. „Unser Konsum von edlen Hölzern aus dem Regenwald unterstützt die Holzmafia vor Ort, die die Menschen vertreibt, um ungestört abholzen und mit den Staudämmen Energie gewinnen zu können.“
Dabei müsse allen klar sein, dass sich durch die Abholzung der Wälder das gesamte Weltklima verändere und somit auch wir selbst davon betroffen sein werden. „Schon allein die Vernunft rät, uns für den Erhalt des größten Wasserreservoirs im Amazonasgebiet einzusetzen.“ Um das zu erreichen, sei es wichtig, die Rechte der Menschen vor Ort zu stärken. „Wenn wir Jesu Worten folgen, dann müssen wir uns für Recht und Gerechtigkeit weltweit einsetzen. Das ist unsere Christenpflicht.“ Das Recht bilde die Basis, auf der man Barmherzigkeit walten lassen könne.
Misereor stellt in diesem Jahr die Menschenrechtssituation in Brasilien in den Mittelpunkt der Fastenzeit 2016. Eröffnet wurde die bundesweite Fastenaktion am 14. Februar in Würzburg.