Sr. Gertrud Höggerl, Comboni-Schwester aus Österreich, besucht zur Zeit Bekannte in Nürnberg und verweilt im Comboni-Haus. Sie war selbst neun Jahre lang in der Missionarischen Bewusstseinsbildung und dem Fenster zur Welt in Nürnberg tätig. Aus dieser Zeit hat sie in Nürnberg noch einige Bekannte und Freunde, besonders aus St. Anton, die sie nun während ihres Heimaturlaubes besucht. Nächste Station wird Berlin sein, wo die Comboni-Schwestern die einzige Niederlassung im deutschsprachigen Raum haben.
Eritrea, Äthiopien, Deutschland und nun Italien: Sr. Gertrud Höggerl hat schon einiges von der Welt gesehen
Ursprünglich kommt Sr. Gertrud Höggerl aus Pöls in der Steiermark, wo sie schon während ihrer Schulzeit die Comboni-Missionare kennen gelernt hat, da ihre Schule eine Solidaritätsgruppe zur Unterstützung von Projekten in Brasilien betrieb. Damals war Pater Karl Peinhopf, der auch aus Pöls kommt und heute Provinzial der deutschsprachigen Provinz ist, in Brasilien tätig und seine Projekte wurden von der Schule unterstützt.
Nach dem Abitur fing Sr. Gertrud Höggerl an, in Graz Englisch und Mathe auf Lehramt zu studieren und nahm Kontakt zu unterschiedlichen Ordensgemeinschaften auf um deren Gemeinschaftsleben und Spiritualität kennen zu lernen. Letztendlich entschied sie sich für die Comboni-Schwestern, weil diese in kleinen Gemeinschaften leben, direkten Kontakt zu den Menschen haben, in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig sind und auch für Missionseinsätze ins Ausland gehen. Nach ihrem Studium trat sie 1987 den Comboni-Schwestern bei und absolvierte ein Probejahr (Referendariat) in einer Schule in Graz, bis sie 1988 nach Rom ins Postulat ging. In Verona verbrachte sie das Noviziat und arbeitete im afrikanischen Museum der Comboni-Missionare und der Bibliothek. Während dieser Zeit lernte sie Italienisch, was alle Comboni-Schwestern lernen müssen, da Italienisch als Lingua franca (Verkehrs- oder Kommunikationssprache) auf internationalen Treffen zwischen den Provinzen gilt. Englisch und Französisch wird nicht von allen beherrscht.
Nach ihrem Noviziat ging es für Sr. Gertrud Höggerl dann endlich in „die Mission“ nach Eritrea. Dort blieb sie von 1993 bis 2000 und unterrichtete zunächst in einer Grundschule und dann in einer Secondary School (weiterführende Schule). In Eritrea musste sie auch Tigrinya lernen, um mit den Menschen vor Ort sprechen zu können. Heute ist ihr Tigrinya zwar etwas eingerostet, aber im Alltag würde sie sich noch zurecht finden.
Eritrea erlangte 1993 die Unabhängigkeit von Äthiopien, seit dem regiert Präsident Issayas Afewerki und militarisiert es immer mehr. In den Jahren von 1998 bis 2000 gab es einen Grenzkrieg zwischen Eritrea und Äthiopien, von dem das Gebiet, wo Sr. Gertrud Höggerl tätig war, zum Glück nicht betroffen war, da es sich weiter im Landesinnere befand. Die politische Lage hat dennoch Auswirkungen auf das Leben der Comboni-Schwestern, da Eritrea keine Ausländer mehr aufnimmt und Eritreer erst nach Vollendung des 50. Lebensjahres das Land legal verlassen können. Somit können die jüngeren eritreischen Comboni-Schwestern auch nicht an internationalen Treffen teilnehmen und ein Noviziat musste in Eritrea errichtet werden.
Hier finden Sie Informationen von der Menschenrechtslage in Eritrea, zusammengestellt von Amnesty International: Amnesty Report 2015.
Für Sr. Gertrud Höggerl ging es im Jahr 2000 nach Nürnberg, wo sie bis 2009 blieb und im Fenster zur Welt im Bereich fairer Handel und in der Missionarischen Bewusstseinsbildung tätig war. Nach dieser Zeit in Deutschland schloss sich ein weiterer Einsatz in Ostafrika an, dieses Mal jedoch in Äthiopien, wo sie in der Hauptstadt Addis Abeba zunächst Amharisch lernte und dann in Hawassa im Frauenförderungszentrum mit berufsbildendem Kolleg Englisch unterrichtete und in der Verwaltung tätig war. Danach ging sie zurück nach Addis Abeba und war drei Jahre lang Provinzverwalterin, wodurch sie einen guten Überblick über die Entwicklungen in den einzelnen Projekten der Comboni-Schwestern in Äthiopien erhielt. Eines der Hauptprojekte der Comboni-Schwestern in Äthiopien war der Bau einer Grundschule in Madera, im Westen Äthiopiens im „Gumus-Gebiet“ nahe dem Sudan, wo kaum Kinder in die Schule gingen. Heute gehen dort 320 Kinder zur Schule und 50 Kinder in den Kindergarten.
Seit März 2016 ist Sr. Gertrud Höggerl zurück in Europa, nämlich im Generalsekretariat in Rom, wo sie das interne Archiv der Comboni-Schwestern verwaltet und führt. Von Mai bis August ist sie auf Heimaturlaub und besucht Freunde und Familie und so verschlug es sie eben auch nach Nürnberg. Zwar hat sie sich immer noch nicht vollständig an das Leben in Europa gewöhnt und vermisst ihre Zeit in Äthiopien ein bisschen, aber sie freut sich auch auf ihre neuen Erfahrungen und Erlebnisse in Rom.
Brigitte Rolfes
Hier finden Sie die Website der Comboni-Schwestern mit weiteren Informationen: www.comboniane.org