Am 10. Oktober 2016 hat Pater Markus Körber für den Frauenkreis der Gemeinde St. Kunigund einen Vortrag über seine Zeit im Südsudan gehalten. Pater Körber war als Missionar von 2007 bis 2016 in Talí, Südsudan. Dort hat er die Missionsstation quasi mitaufgebaut. Ungefähr dreißig Frauen und Männer waren zum Vortrag gekommen und lauschten gespannt den Erzählungen des Missionars.

Die wechselhafte Geschichte des Südsudans

Zu Beginn seines Vortrags führte Pater Körber die Zuhörerinnen und Zuhörer kurz in die geschichtlichen Hintergründe des Landes ein, welches in seiner heutigen Form erst seit 2011 besteht. Im Jahre 2011 erlangte der Südsudan die Unabhängigkeit vom Sudan, sodass das vormals größte Land Afrikas in zwei Länder geteilt wurde. Pater Körber berichtete, dass die Missionierung des „Zentrums“ Afrikas von der katholischen Kirche ausging und nicht von einem Staat, wie es in Lateinamerika der Fall gewesen ist. Im Jahre 1864 begann die Mission des „Zentrums“ von Afrika, in dem der Papst unter anderem Dr. Ignaz Knoblecher als Missionar nach Afrika schickte. Die Missionare reisten in den darauffolgenden Jahren oft zusammen mit Forschern entlang des Nils oder machten sich gar allein auf die Reise. Damals gab es noch keine Medikamente gegen Tropenkrankheiten wie Malaria, sodass viele Missionare während ihrer Zeit in der Mission starben. Einige Male stand das Missionsunternehmen beinahe vor dem Aus.

Da Pater Körber den Vortrag über seine Zeit im Südsudan am 10. Oktober, dem Gedenk- und Todestag des Ordensgründers Daniel Comboni, hielt, ging er auch kurz auf Combonis Wirken ein. Denn dieser wirkte besonders in den heutigen Ländern Ägypten, Sudan und eben Südsudan. 1857 reiste Comboni zum ersten Mal in die Region, bis in den heutigen Südsudan. Comboni hatte schnell sein Herz an diesen Teil der Welt und die dort lebenden Menschen verloren, sodass er immer wieder zurückkehrte, auch wenn er schwer von Krankheit geplangt wurde und andere Schwierigkeiten sein Missionsvorhaben erschwerten. 1877 ist Comboni zum Bischof von Khartoum ernannt worden, vier Jahre bevor er in Khartoum an Krankheit und Erschöpfung starb. Für die Comboni-Missionare ist der Südsudan deshalb auch heute noch eine wichtige Region und obwohl die politische Situation in dem Land momentan unsicher ist, bleiben sie bei den Menschen vor Ort. Eine ausführlichere Beschreibung von Combonis Leben und Wirken finden Sie hier.

In dem Jahr von Combonis Tod, 1881, begann der „Madhi-Aufstand“ gegen die anglo-ägyptische Herrschaft der Sudan-Provinzen. Muhammad Ahmad, der sich zum „Mahdi“ (einer Art islamischen Messias) erklärt hatte, führte den Aufstand an und wollte den Islam erneuern. Er eroberte große Gebiete und errichtete ein Kalifat. Dieser Aufstand gilt als erster erfolgreicher Aufstand einer afrikanischen Bevölkerungsgruppe gegen den Kolonialismus. Im Jahre 1899 eroberten anglo-ägyptische Streitkräfte die Gebiete zurück, was das Ende des Kalifats bedeutete. Wer mehr über den Mahdi-Aufstand erfahren möchte, erhält im Film „Khartoum“ von 1966 einen guten Einblick in die Zeit.

Mission im Südsudan heute

Nach dem kurzen geschichtlichen Abriss erzählte Pater Körber von der heutigen Mission der Comboni-Missionre in Talí: Talì liegt nordwestlich von Juba im Gebiet der Mundari. Die Mundari sind ein Hirtenvolk. Die Comboni-Missionare eröffneten dort 1954 eine Missionsstation, die aber wenige Jahre später nach der Ausweisung der Missionare aus dem Sudan geschlossen werden musste. Seitdem war Talì ohne Priester. Dem beispielhaften Einsatz der Katechisten ist es zu verdanken, dass der christliche Glaube lebendig geblieben ist. Doch es fehlte an Strukturen und Organisation. Die Comboni-Missionare wurden vom Erzbischof von Juba gebeten, die Mission Talì wieder zu eröffnen. 2008 ging Pater Markus Körber nach Talí und baute die Missionsstation langsam aus. In seinem Vortrag berichtete er: „In den ersten Jahren habe ich in einem Rundhaus aus Lehm mit Strohdach gewohnt, da es keine anderen Gebäude dort gab. Früher dachte ich immer: wenn ich in der Mission bin, baue ich zuerst eine Kirche. Doch das habe ich damals nicht getan: zuerst haben wir ein Wohnhaus gebaut, da dieses nicht nur Schutz vor dem Wetter, sondern auch vor Krankheiten bietet. Und als Missionar ist man nur wirkungsvoll, wenn man auch bei Gesundheit ist – das habe ich schnell gelernt. Die Kirche war der letzte Bau, den wir fertiggestellt haben, da auch das vorhandene Gebäude aus lokalen Materialien zunächst für die Feier der Gottesdienste ausgereicht hat.“ Über die Anfangszeit in Talí können Sie hier mehr erfahren.

Im Laufe der Jahre wuchs die Mission und 2013 kamen auch Comboni-Schwestern nach Talí. Die drei Säulen der Mission in Talí sind laut Pater Körber die Seelsorge, die Bildung der lokalen Bevölkerung in Schule und Ausblindung sowie die Landwirtschaft. Während seiner Zeit im Südsudan wurden 19 Brunnen gebaut, um in der kargen und wasserarmen Region ausreichend Trinkwasser für die Bevölkerung bereitstellen zu können. Diese Brunnen wurden aus Spendengeldern finanziert, wobei das Bohren eines einzigen Brunnens mehrere tausend Euro kostete, da die großen Bohrfahrzeuge aus dem 250km entfernten Juba kommen und die Löcher teilweise mehrere hundert Meter in die Erde bohren mussten.

Ende 2015 wurde bei Pater Körber Nierenversagen einer Niere festgestellt. In seinem Weihnachtsrundbrief 2015 berichtet er genauer davon. Diese Niere musste später operativ entfernt werden, sodass er vorerst nicht in den Südsudan zurückkehren kann. Momentan ist P. Körber in Deutschland und erholt sich, hofft aber, dass er irgendwann zurückkehren kann.

Der Frauenkreis der Kirchengemeinde St. Kunigund trifft sich regelmäßig jeden ersten Montag im Monat. Nächster Termin des Treffens ist der 07. November 2016 mit dem Thema „Liebeserklärungen an mein Nürnberg“, Referentin ist Marlene Koob. Das Treffen findet im Comboni-Saal statt. Weitere Informationen und Termine finden Sie hier: www.sankt-kunigund.de

Brigitte Rolfes