…fand Bruder Eduard Nagler, als er 1953 mit 17 Jahren bei den Comboni-Missionaren in Brixen eintrat. Nach Einsätzen in Kenia und Halle ist er seit 2001 in Graz, wo er sich vor allem im Afrika-Haus Daniel Comboni engagierte. Er erzählt:
Ich bin Bruder Eduard Nagler, geboren 1936 in Lüsen/Südtirol. In unserer Familie bin ich der achte von insgesamt elf Geschwistern. Da zwei Kinder so früh starben, waren wir neun.
In den 30er-Jahren musste mein Vater den Hof verkaufen. Die Geschwister und auch ich mussten dann mit neun Jahren zu den Bauern, um das eigene Brot zu verdienen. Beim ersten Bauern war ich drei Jahre. Anschließend war ich fünf Monate bei einem großen reichen Bauern in der Nachbargemeinde, der sehr geizig war. Dort musste ich in aller Früh im Stall helfen und dann in die Schule gehen. Frühzeitig befreite er mich von der Schule, damit ich dann auf dem Feld mitarbeiten konnte. Ich erfuhr dann von den Angestellten, dass ich nur für die Kost arbeiten sollte. So fasste ich den Entschluss, an einem Sonntag nach dem Essen heimlich davon zu laufen. Den Rest desselben Jahres verbachte ich dann auf der Alm, um Jungvieh zu hüten. Gegen Jahresende fragte mich dann der Bauer, bei dem ich zuerst war, ob ich wieder bei ihm arbeiten möchte. Ich sagte zu und blieb dann wieder drei Jahre. Schön war, dass diese Bauernfamilie sehr tiefgläubige Menschen waren, wo damals jeden Tag der Rosenkranz gebetet wurde.
Als ich dann im 17. Jahr war, fragte ich mich, was ich nun eigentlich noch werden soll? Nun hatte es sich schon herumgesprochen, dass ein junger Mann von meiner Heimat bei den Comboni- Missionaren in Milland bei Brixen war. Auch einen Mitschüler, der schon im Missionshaus war, konnte ich befragen. Ich wusste nun also, dass man bei der Arbeit in Zivil, und nur bei Essens- und Gebetszeiten den schwarzen Talar tragen soll. Das hat mir sehr imponiert! Ich bekam dann auch eine Broschüre in die Hand über das Ordensleben. Als ich das durchlas, verspürte ich tief in mir, dass dies für mich passen würde.
Dazu kam noch, dass mein drei Jahre älterer Bruder Franz durch ein Krebsleiden todkrank war. Er hielt mich beim Abschied lange an der Hand und sagte: „Probiere es erstmal, wenn es nichts für dich ist, kannst du wieder gehen und du bist sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.“ Ich möchte auch noch erwähnen, dass mein Vater an einem Sonntag durch den Pfarrer die ganze Familie dem Hl. Herzen Jesu geweiht hat, und meine Mutter dem 3. Orden des Hl. Franziskus angehörte.
So trat ich im Februar 1953 bei den Comboni-Missionaren in Brixen ein. Am Anfang fiel es mir schwer, zu arbeiten, ohne ein Geld zu verdienen. Doch nach und nach konnte ich mich damit anfreunden, denn da war wirklich was los: Im Seminar waren über 100 Studenten, dann waren da die Theologiestudenten, die Patres und die Brüder Alt und Jung. Dazu kamen im Laufe der zwei Jahre drei weitere Brüderkandidaten dazu. Das gab mir Auftrieb und stärkte mich! Ich war das erste Jahr wieder in der Landwirtschaft tätig und das zweite Jahr war ich Handlanger bei den Maurern beim Seminarbau.
1955 gingen wir dann zu viert ins Noviziat nach Ellwangen/Jagst in Baden-Württemberg. Da ging es mir von Anfang an gut, denn ich konnte bei einem Mitbruder den Malerberuf erlernen. Im Noviziat waren wir zeitweise 12 bis 14 Novizen. Das geistige Leben sagte mir zu und gegen Ende des zweiten Noviziats-Jahres war es für mich klar, dass dies mein Beruf ist, und ich habe es noch nie bereut. In Ellwangen wurden später neue Werkstätten gebaut, wo viele Lehrlinge einen Beruf erlernen konnten. Ich machte dann auch die Meisterprüfung im Malerhandwerk und bildete Lehrlinge aus.
1980 ging ich nach England, um die Sprache zu erlernen. Anfang 1981 kam ich nach Gilgil in Kenia, wo Mitbrüder eine Handwerkerschule gebaut hatten. Das war für mich eine ganz neue Erfahrung, denn als ich sonntags in der Kirche war und mich umsah, wusste ich, wer der Ausländer war! 1990 wurde ich wieder nach Ellwangen in Deutschland versetzt und ich bin immer noch dankbar für die gemachte Erfahrung in Kenia.
Dankbar bin ich auch für die Erfahrung, die ich in Halle an der Saale – von Anfang 1992 bis 2001 – zusammen mit P. Benno Singer und P. Robert Sottara machen durfte. Dort habe ich jahrelang im sogenannten Jugendwerkstatt-Bauhof in den Franckeschen Stiftungen mitgearbeitet. Der evangelische Kirchenkreis hatte ein Projekt gestartet, schwer vermittelbare Jugendliche in die Arbeitswelt zu integrieren. Da kam mir die englische Sprache zugute, da in meiner Malergruppe mehrere Asylbewerber aus verschiedenen Ländern Afrikas dabei waren.
2001, am 3. Juni, kam ich nach Graz um Br. Manfred Bellinger abzulösen. Er hatte mit den Leuten vorort einen Förderverein gegründet mit dem Namen: Afrika-Haus Daniel Comboni. Damals, 1997, war gerade der Altbau frei geworden. Er konnte hergerichtet werden und diente fortan 20 Jahre lang als Unterkunft für Studenten und Asylbewerber aus Afrika.
Nun bin ich schon 20 Jahre in Graz und schaue dankbar zurück, wo ich vielen Menschen helfen konnte. Zutiefst danke ich dem lieben Gott und den Menschen, die mich durch so viele Jahre in meiner Berufung als Bruder-Missionar begleitet haben.
Br. Eduard Nagler