Alljährlich am 20. Juni, dem Gründungstag des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), wird der Weltflüchtlingstag begangen. Nach Angaben des UNHCR waren Ende 2020 82,4 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht, davon etwa 48 Millionen im eigenen Land. Sie haben ihre Heimat verlassen und alles verloren, weil Krieg und gewalttätige Auseinandersetzungen herrschen, weil sie Verfolgung erfahren haben oder weil ihre Menschenrechte verletzt wurden.
29 von diesen Flüchtlingen, 19 Männer und zehn Frauen (im Bild), werden das Refugee Olympic Team bilden, das bei den Olympischen Spielen in Tokio unter der Flagge des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) antreten wird.
Es sei „eine Botschaft der Hoffnung“ an die Welt, sagte IOC-Präsident Thomas Bach, und ein Weg, „durch den Sport das Bewusstsein für die Notlage von über 80 Millionen Vertriebenen weltweit zu schärfen“.
Die Athleten wurden aus einer Gruppe von 56 jungen Männern und Frauen aus 13 verschiedenen Ländern ausgewählt, die dank der Stipendien im Rahmen des Olympic Solidarity-Programms in zwölf verschiedenen Disziplinen trainieren konnten: Leichtathletik, Badminton, Boxen, Kanufahren, Radsport, Judo, Karate, Taekwondo, Schießen, Schwimmen, Gewichtheben und Ringen.
Kürzlich wandte sich der IOC-Präsident in einer virtuellen Zeremonie an die Athleten: „Herzlichen Glückwunsch an Sie alle. Ich spreche im Namen der gesamten olympischen Bewegung, wenn ich sage, dass wir es kaum erwarten können, Sie persönlich zu treffen und Sie im Wettkampf zu sehen. Wenn Sie am 23. Juli in Tokio zusammenkommen, werden Sie eine kraftvolle Botschaft der Solidarität, der Widerstandsfähigkeit und der Hoffnung in die Welt senden. Sie sind ein integraler Bestandteil unserer olympischen Gemeinschaft, und wir heißen Sie mit offenen Armen willkommen.“
Das Refugee Team wird nach Griechenland das zweite sein, das bei der Eröffnungsfeier in Tokio in das Stadion einzieht. Einige dieser Athleten waren bereits Teil des Teams, das 2016 erstmals an den Olympischen Spielen in Rio teilnahm. Nach Rio wurde die Olympic Refugee Foundation (ORF) gegründet, um Initiativen für junge Menschen weltweit zu unterstützen.
Die Initiative wird auch vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) unterstützt. UNHCR-Hochkommissar Filippo Grandi sagte: „Ich bin begeistert, jedem der Athleten, die in das Refugee Olympic Team Tokyo 2020 berufen wurden, zu gratulieren. Sie sind eine außergewöhnliche Gruppe von Menschen, die die Welt inspirieren. UNHCR ist unglaublich stolz darauf, sie bei den Olympischen Spielen in Tokio zu unterstützen. Dass sie Krieg, Verfolgung und die Angst des Exils überlebt haben, macht sie bereits zu außergewöhnlichen Menschen, aber die Tatsache, dass sie nun auch als Sportler auf der Weltbühne glänzen, erfüllt mich mit großem Stolz. Es zeigt, was möglich ist, wenn Flüchtlingen die Chance gegeben wird, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.“
Wie alle Teams bei den Olympischen Spielen wird auch das IOC Refugee Olympic Team über einen eigenen Stab verfügen, um die technischen Bedürfnisse der Athleten zu erfüllen. Die Olympionikin und ehemalige Marathon-Weltrekordhalterin Tegla Loroupe wird Chef de Mission des Teams sein und damit ihre Rolle von den Olympischen Spielen Rio 2016 wieder aufnehmen, während Stephen Pattison vom UNHCR und Olivier Niamkey vom IOC als stellvertretende Chefs de Mission fungieren werden. Sie werden eine Delegation von zwanzig Trainern und fünfzehn Mannschaftsoffiziellen anführen, Olympic Solidarity übernimmt für das Team die Reisekosten und die Ausgaben für die Teilnahme.
Das allererste IOC Refugee Olympic Team, bestehend aus zehn Athleten, trat bei den Olympischen Spielen Rio 2016 an. Die Athleten erregten die Aufmerksamkeit der Welt durch ihre begeisternden Leistungen. Sechs dieser Athleten – die Schwimmerin Yusra Mardini, der Judoka Popole Misenga und die Läufer Anjelina Nadai Lohalith (1.500m), James Nyang Chiengjiek (800m), Paulo Amotun Lokoro (1.500m) und Rose Nathike Likonyen (800m) – werden in Tokio wieder Teil des Teams sein.