Der Comboni-Missionar Pater Lwanga Kakule, stellvertretender Herausgeber der Zeitschrift Afriquespoir mit Sitz in Kinshasa (DR Kongo), hat gerade den Osten des Landes besucht. Er hat uns diesen Bericht geschickt.

Die Unsicherheit im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist geprägt von Entführungen und grausamen Morden, die der Rebellengruppe ADF (Allied Democratic Forces) zugeschrieben werden. Diese gilt als eine der gewalttätigsten aktiven Gruppen in der DR Kongo. Ihr Vordringen in die DR Kongo begann 2011 mit der Entführung von drei Assumptionisten-Priestern und einigen Zivilisten, die bis heute nicht wiedergesehen wurden.

2014 geriet die unsichere Situation völlig außer Kontrolle. Die Rebellen agieren bei Tag und Nacht, und wo immer sie Menschen antreffen, sei es zu Hause oder auf dem Feld, metzeln sie sie mit Buschmessern, Äxten und leichten Waffen nieder, egal ob es sich um Frauen, Kinder oder ältere Menschen handelt, und zünden ihre Häuser an. So löschen sie ganze Familien und Dörfer aus. Im Januar 2021 sprach der Bischof von Butembo-Beni von 6.000 Toten in Beni seit 2013 und von über einer Million Vertriebener in den Provinzen Nord-Kivu und Ituri. Nach Angaben des Sicherheitsdienstes Kivu von 2020 sind im Osten der DR Kongo 122 bewaffnete Gruppen aktiv.

Als ich die Straße von Beni nach Bunia entlangfuhr, schmerzte es mich sehr, die verlassenen Häuser und die leere Ortschaft zu sehen, aus der die Menschen vertrieben wurden. Aus Furcht haben sie sich in den umliegenden Dörfern niedergelassen. In Beni, das eine unglaublich ruhige Stadt war, ist der Rückgang des Handels und der Landwirtschaft (letzteres ist die Hauptbeschäftigung in der Gegend) deutlich spürbar: Die Menschen haben Angst, aufs Land zu gehen. Dies führt zu hohen Lebensmittelpreisen und Armut in den Städten um Beni und in anderen Städten wie Butembo, Bunia und Goma.

Beim Versuch, die Ziele der ADF zu verstehen, wird die Hypothese der Islamisierung auf der Straße oder in politischen Debatten und in den Medien nicht oft genannt. Am häufigsten vermutet man die Besetzung durch die Ruander, der Balkanisierung des Landes und die illegale Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, vor allem Kakao und Coltan. Bei einem Treffen mit Vertretern der Zivilgesellschaft sagte jedoch eine Frau: „Derzeit nimmt die ADF eine islamistische Gestalt an, da sie in einigen Städten die Bevölkerung zwingt, mit ihr zu kollaborieren, sich der bewaffneten Gruppe anzuschließen und Muslime zu werden“. Sie forderte den kongolesischen Präsidenten Felix Tshisekedi auf, diese Angelegenheit ernst zu nehmen.

Am 27. April räumte eben dieser Präsident in einer Rede vor Pressvertretern ein, dass es im Osten des Landes Gruppen mit „islamistischen Tendenzen“, „islamistischer Sprechweise“ und „islamistischen Methoden“ gibt, die in der Bevölkerung Schrecken verbreiten. Am 1. April 2021 wurde Ali Amin, Imam der Hauptmoschee in Beni, von einer Gruppe von Menschen getötet, während er in der Moschee betete. Die Täter sind noch auf freiem Fuß. Dies geschah einige Wochen, nachdem der Geheimdienst ihn verhört hatte, weil er verdächtigt wurde, mit der ADF zu kollaborieren. Im Juni letzten Jahres wurde in einem lokalen Medium kommentiert, dass die ADF der Vertreter des selbsternannten Islamischen Staates in der DR Kongo sei, der von einem gewissen Musa Baluku, einem ugandischen Rebellen, angeführt wird.

Die Infiltration der ruandischen, ugandischen und tansanischen Soldaten in die kongolesische Armee, die Komplizenschaft zwischen den bereits bestehenden bewaffneten Gruppen mit der ADF und die Mittäterschaft einiger Offiziere der kongolesischen Armee, die in den Handel mit Kakao und Rohstoffen verwickelt sind, wurden weithin angeprangert. Hinzu kommt die mangelnde Motivation der Militärs, die schlecht bezahlt werden (und daher von den Rebellen leicht zu korrumpieren sind), die Mitwisserschaft der MONUSCO (die UN-Mission in der DR Kongo ist seit über zwanzig Jahren in der Region und verfügt über ausgefeilte Logistik und Kampfmittel, sie schützt aber nicht einmal die Bevölkerung, die zwanzig Meter von ihrer Basis entfernt ist). Die Abwesenheit des Staates führt dazu, dass sich die Bevölkerung der Provinzen Nord-Kivu und Ituri ihrem Schicksal überlassen fühlt.

Wenn man genau wüsste, wo sich dieser Feind aufhält, wer ihn finanziert, wer ihn mit Nahrung, Waffen usw. versorgt, wäre es einfacher, gegen ihn vorzugehen. Aber die ADF ist immer noch geheimnisumwittert, und ihre Vorgehensweise ist nicht an die der kongolesischen Armee angepasst, die es bisher nicht geschafft hat, sie zu zerschlagen. Ich glaube, dass es noch viele Unbekannte gibt und dass alle Hypothesen erforscht werden müssen.

Präsident Tshisekedi, der sagte, er sei „empfindsam für die Angstschreie“ des Volkes, hat am 30. April 2021 einen Ausnahmezustand für die Provinzen Nord-Kivu und Ituri für dreißig Tage verordnet, „um den Frieden wiederherzustellen.“ Dadurch wurden die Gouverneure und Vizegouverneure dieser Provinzen suspendiert und durch Militärgouverneure und Vizegouverneure aus den Reihen der Polizei ersetzt. Die Zivilgesellschaft in der von Unsicherheit geplagten Region hofft, dass diese politische und militärische Strategie zur Wiederherstellung der Sicherheit beiträgt und dass das Militär, das allgemein eine schlechte Presse hat, die Situation nicht noch weiter verschlimmert.

Pater Lwanga Kakule