Am 2. Februar vor hundert Jahren wurde in Schrezheim bei Ellwangen die erste Hausgemeinschaft der Comboni-Missionare eröffnet, auch wenn diese damals noch einen anderen Namen hatten.

Aus der Chronik von Josefstal

„Der unselige Weltkrieg 1914-1918 brachte für unsere Missionare im Sudan eine Änderung. Verschiedene deutsche Patres, mehrere Jahre als Gefangene Englands in Sidi Bishr (Ägypt.) zurückgehalten, durften nicht mehr nach Zentralafrika zurückkehren. Unter diesen befand sich auch der langjährige Schilluk-Missionar H.P. Isidor Stang aus Klepsau (Baden).

Durch befreundete Geistliche […] veranlasst, fasste P. Stang den Plan, nachdem 1919 das Jesuitengesetz aufgehoben war, auch in Württemberg ein Missionshaus zu errichten. Seine Exzellenz, Bischof Dr. Paul Keppler, den P. Stang persönlich besuchte, gab die Erlaubnis zu einer Gründung für Ellwangen, falls die Stadtväter es genehmigen würden.

Nach verschiedenen Plänen wurde P. Stang auf die eine halbe Stunde von Ellwangen entfernte frühere Schleifmühle in Schleifhäusle aufmerksam. Besagte Mühle hatte binnen kurzer Zeit die Besitzer oft gewechselt. Der häufige Wechsel ließ Grund und Gebäude arg vernachlässigen. […] Weihnacht 1920 kam der Kauf zustande. Vier Frauen hatten mehrere Tage zu tun, um den Schmutz aus dem Haus zu entfernen.

Lichtmess 1921 wurde das Haus bezogen. P. Stang als Oberer, P. Ettl als Präfekt, Br. Friedel als Gebieter über den Stall. Vorhanden waren zwei Kühe und ein Schwein – an Fährnissen heilloses Gerümpel. Ein Holzwagen, dessen Rad bald brach. Geld musste erst erbettelt werden. Als echter Apostel begann H.P. Stang die Gründung, angefeindet von verschiedenen Seiten, bar aller irdischen Mittel; zwei Dinge besaß er: guten Humor und unbegrenztes Gottvertrauen.“

Der Gründer

Pater Isidor Stang war die treibende Kraft bei der Gründung in Ellwangen und damit der ersten Niederlassung in Deutschland. Nach Studium und Priesterweihe in Brixen wurde er 1905 in den Sudan gesandt zum Volk der Schilluk. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte zur Internierung im Lager Sidi Bishr bei Alexandria, Ägypten. Erst 1919 durfte Stang nach Hamburg ausreisen. Sein Auftrag war nun die Suche nach einem geeigneten Standort für die Missionare in Deutschland.

Dank seines Eifers und seines – trotz aller Widrigkeiten – gesunden Humors gelang es P. Stang, das Haus in Josefstal zu beleben und junge Burschen als angehende Priester- und Brudermissionare zu werben.

Die Vorgeschichte

Missionare Combonis gab es 1921 schon seit über fünfzig Jahren. 1867 hatte Daniel Comboni in Verona sein Institut gegründet. Unter seinen Missionaren waren auch Deutsche und Österreicher. Weil es wegen der Kulturkampfgesetze in Deutschland keine Ordensniederlassungen gab, wandten sich Interessenten aus dem Deutschen Reich an Niederlassungen in Österreich. Die Missionare Combonis hatten seit 1895 eine Niederlassung in Brixen in Südtirol.

Es war ein fruchtbares Miteinander der verschiedenen Nationen. Arbeitsfeld war das Gebiet des heutigen Sudan und Südsudan. Der Generalobere in Verona war ein Italiener, der Missionsobere war der deutsche Bischof Franz Xaver Geyer in Khartum.

Dann kam der Erste Weltkrieg, ein Krieg zwischen Deutschland und Österreich auf der einen gegen Italien auf der anderen Seite. Das Missionsgebiet selbst war englische Kolonie. Fast alle Deutschen und Österreicher wurden ausgewiesen. Dazu wurde Brixen, das Mutterhaus der Deutschsprachigen, italienisch. Das führte unweigerlich auch zu inneren Spannungen. Die Missionsbehörde in Rom veranlasste daraufhin die Teilung der Kongregation in eine deutschsprachige und eine italienische.

Die Deutschsprachigen, etwa sechzig Priester, Brüder und zahlreiche Studierende, waren buchstäblich bettelarm und mussten jetzt eine neue Heimat finden. Sie fanden sie in Ellwangen. Klein und bescheiden hat es begonnen, sehr bescheiden. Kurz vor Weihnachten 1920 kauften sie die heruntergekommene Mühle in Schleifhäusle bei Ellwangen. Zu ihr gehörten noch ein angestauter Weiher und eine mittelgroße Landwirtschaft. Am 2. Februar 1921 wurde in den alten Gemäuern die erste Hausgemeinschaft eröffnet. Die Mühle selber wurde abgebaut, der Weiher abgelassen und sein Grund in mühsamer Handarbeit in einem Garten umgewandelt.

Das Jubiläum feiern

Hundert Jahre – tatsächlich ein Grund, zu feiern und Gott zu danken. Doch wegen der derzeitigen Einschränkungen ist dies nur im kleinsten Kreis möglich, so dass lediglich die Mitglieder der Hausgemeinschaft Ellwangen gemeinsam einen Gottesdienst feiern und den Festtag begehen können.

Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wenn die Gegebenheiten es zulassen, soll Mitte Juni, um das Herz-Jesu-Fest herum, gefeiert werden. Mit einem Festgottesdienst, einem Vortrag von Professor Roman Siebenrock, einem ehemaligen Schüler des Josefinums, sowie einer Begegnung von ehemaligen Schülern, Seminaristen und Lehrlingen.

Ergänzend werden wir im Jubiläumsjahr an dieser Stelle über prägende Ereignisse und  interessante Episoden während des vergangenen Jahrhunderts berichten.