Der Grund, warum die Comboni-Missionare nach Ecuador kamen, waren die Afroecuadorianer, die Nachkommen der Sklaven, die im 17. und 18. Jahrhundert ins Land gebracht worden waren. Die Provinz Esmeraldas ist vorwiegend von ihnen geprägt. Sie sind fast alle getauft und fühlen sich als katholische Christen. Aber Priester gab es aus ihren Reihen fast keine, und andere Priester aus der Bevölkerung der Weißen oder Mestizen wussten nicht, wie sie mit ihnen umgehen sollten. Ihre Art zu leben, auch ihren Glauben zu leben und zu feiern, ihr Verständnis von Ehe und Familie, waren so ganz anders.
Da kam man auf den Gedanken, einen Orden einzubeziehen, der Erfahrung mit Afrika hat. So kam man auf die Comboni-Missionare und fragte in Verona an. Von dort kamen in den 1950er-Jahren die ersten Missionare und Missionsschwestern. Kurz zuvor waren weit über hundert von ihnen aus dem Sudan vertrieben worden, und von diesen waren viele bereit, eine neue Herausforderung anzunehmen. Und in der Tat, sie kamen sich in der damals fast ganz von Urwald bedeckten Provinz mit tropischem Klima vor wie im Sudan, nur, dass die Menschen Spanisch sprachen.
Neben der Seelsorge und der Entwicklungsarbeit in dieser Provinz, die damals als die Ärmste des Landes angesehen wurde, haben die Missionare vor allem versucht, die Kultur und Religiosität zu verstehen, die Legenden und Überlieferungen und die Bräuche zu erfassen und aufzuzeichnen. In den 80er-Jahren gründete Pater Rafael Savoya zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Bischof Enrique Bartolucci das Institut für afroecuadorianische Kultur mit Zentren in zahlreichen anderen Provinzen und auch in anderen südamerikanischen Ländern. Hauptziel ist, nicht zuletzt den Afroamerikanern selber, aber vor allem der Gesamtbevölkerung, den Wert und den Reichtum dieser Kultur nahezubringen.
P. Reinhold Baumann