Wir Missionare sind oft Zeugen, dass dort, wo Menschen das Evangelium mit Herz und Offenheit in die Hand nehmen, die Gesellschaft und das Miteinander besser und menschlicher werden. So haben wir erfahren, dass Kirche immer wieder neu entsteht und wächst. Ein Beispiel aus Kenia:

Die Armut in den großen Elendsvierteln der Hauptstadt Nairobi hat viele, oft dramatische Gesichter. Trotz alledem gibt es ein Wort, das man praktisch jeden Tag hört: „Mungu yupo“. Das ist Kiswahili und heißt: „Gott ist da“. Dies ist die wunderbare Theologie Afrikas, der Glaube Afrikas. In dieser Haltung kämpfen sich viele durchs Leben. Dadurch erhalten sie die notwendige Kraft, den schweren Alltag zu meistern.

Die Pfarrei Kariobangi mit ihren 300000 Menschen hat eine große Hauptkirche, aber sie ist aufgebaut auf 75 sogenannten „Small Christian Communities“, SCC (Kleine Christliche Gemeinschaften). Darunter muss man sich Nachbarschaftskreise von 20 bis 50 Personen vorstellen, die sich neben dem Sonntagsgottesdienst wöchentlich zum Bibelgebet in ihren Hinterhöfen oder Straßenzügen treffen. Die Menschen lesen das Evangelium des kommenden Sonntags und sprechen dann darüber, was in ihrer unmittelbaren Umgebung schief läuft oder besser werden soll. Sie fragen sich:

  • wo Kranke auf einen Besuch warten,
  • wo Arme eine Hilfe brauchen, egal welcher Volksgruppe oder Religion sie angehören,
  • wo Familien hungern oder die Kinder nicht in die Schule schicken können, da das Schulgeld fehlt,
  • wo Jugendliche eine Führung brauchen, damit sie nicht als Straßenkinder auf den Müllhalden verschwinden.

Im obenstehenden Foto vom Wandbild an einer Kirche ist eine solche SCC dargestellt: In der Mitte die versammelte Runde. Darum herum die verschiedenen sozialen, katechetischen und liturgischen Dienste. Es geht es um die Frage: Wie kann Gottes Reich bei uns mehr und mehr Gestalt annehmen? Es beeindruckt, welche Kraft das Evangelium in den Händen der Armen entwickelt und mit wieviel Phantasie und Hingabe die Menschen ihren Glauben leben. So geschieht es, dass eine Familie mit schon fünf oder mehr Kindern auch noch die Kinder der verstorbenen Nachbarin aufnimmt. Ohne viel Aufsehens geschieht in Afrika viel Hilfe und soziale Arbeit, von der kaum berichtet wird. Und genau dort wird der Glaube zu einem Fest, der das Leben besser und schöner macht.

Br. Hans Eigner