In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben die Comboni-Missionare in Afrika über die zahlreichen Artikel für Zeitschriften und die in Büchern verbreiteten Fachstudien hinaus 63 Grammatiken, 88 Wörterbücher, 114 Katechismen, 23 Bücher der Heiligen Geschichte, 54 Gebetbücher und 137 Schultexte – Lehrpläne, Lesebücher, Arithmetik, Geschichte, Geographie, etc. – verfasst.
Dabei muss man betonen, dass dieses umfangreiche Werk nicht die Bilanz einzelner Ordensleute war, sondern einer Tätigkeit, die durch den täglichen Kontakt mit Menschen, durch die gestellten Fragen, aufmerksames Zuhören und leidenschaftliche Beobachtung genährt wurde.
Wenn ein Missionar in ein sogenanntes „Missionsgebiet“ geschickt wird, ist es seine wichtigste Aufgabe, die Sprache und die Kultur der Menschen zu lernen. Die Kenntnis der Sprache ist von wesentlicher Bedeutung, denn es ist der Auftrag des Missionars, das Evangelium zu verkünden. Grundlage dieser Bemühungen ist eine Haltung der Anerkennung und Wertschätzung für die Menschen und für ihre Kultur mit der Fähigkeit, christliche Wahrheiten zu verstehen und zu „verinnerlichen“.
Ein Missionar ist ein „Mann des Wortes“. Aber das Wort Gottes muss in der Umgangssprache der Menschen vermittelt werden. Daraus erwächst die Notwendigkeit, es in die Landessprache zu übersetzen, was nicht einfach ist. „Wie übersetzt man Jahwe, Tempel, Heiden, Sünde, Gnade, rechtfertigen, retten? Was tut Gott, wenn er vergibt?“. Diese Aussage eines Comboni-Missionars, des verstorbenen Bischofs Giuseppe Sandri, der zusammen mit einem Team von Einheimischen einige Bücher der Bibel in die südafrikanische Xitsonga-Sprache übersetzte – Teil eines umfangreichen Projekts der südafrikanischen Bibelgesellschaft zur Bibelübersetzung – zeigt die Schwierigkeiten auf, wenn man die Bibel in die ausdrucksstarke Ordnung der Bevölkerung übertragen will.
Vor dem II. Vatikanischen war der Katechismus das Buch für die christliche Bildung, insbesondere der Katechismus von Pius X. in der gekürzten Fassung von 1912. Die Bibelübersetzungen beschränkten sich auf einige „biblische Geschichten“, die als „Hilfe“ für die im Katechismus enthaltenen Glaubenswahrheiten dienen sollten. Die ersten Übersetzungen ganzer Bücher der Bibel sind das Werk von Missionaren aus den Reformierten Kirchen.
Die Übersetzung der Bibel im katholischen Bereich zählt zu den Früchten des II. Vatikanischen Konzils, begünstigt durch das neue Klima der ökumenischen Offenheit und durch die Wiederentdeckung des Heiligen Buches im christlichen Leben. Die Übersetzung in lokale Sprachen ist das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung von Missionaren verschiedener christlicher Kirchen. Außerdem werden die so genannten deuterokanonischen und apokryphischen Schriften in die Bibel aufgenommen, d.h. die Bücher des Alten Testaments, die nicht Bestandteil des hebräischen Kanons sind und nicht von den Reformierten Kirchen anerkannt werden, aber zur katholischen Überlieferung gehören (Ester – auf Griechisch – Judit, Tobit, Erstes und Zweites Buch der Makkabäer, das Buch der Weisheit, Jesus Sirach, Baruch, Brief des Jeremia, und einige Passagen, die dem Buch Daniel hinzugefügt wurden).
Interessant ist die Schilderung von Bischof Sandri, wie es mit der Bibelübersetzung weiterging: „Selbst nachdem die wahre Bedeutung des hebräischen oder griechischen Textes ergründet wurde, war es notwendig, sie im aktuellen Xitsonga auszudrücken.“
In meiner Erfahrung in Afrika – ich habe dreißig Jahre in Uganda und Kenia gearbeitet – war ich immer erstaunt über den Wunsch der afrikanischen katholischen Christen, die Bibel zu lesen und über ihr Wissen, was biblische Fakten und Charaktere betrifft. Dieses Bestreben wurde sicherlich vom Beispiel der vielen Christen aus anderen Kirchen hervorgerufen, für die die Bibel das wesentliche Werkzeug für das Gebet und die christliche Bildung ist. Jetzt ist die Bibel in den Häusern der Menschen, sie wird in der Familie und bei verschiedenen Anlässen gelesen. Die Geburt eines Kindes, eine Hochzeit, eine Beerdigung, ein Besuch bei einem Kranken werden von den Mitgliedern einer kleinen Gemeinschaft mitgetragen, und es gibt immer einen Katecheten, der bereit ist die Anwesenden in der Reflexion einer Bibelstelle anzuleiten.
Vor allem ist die Bibel das Instrument des Gebets und der Bildung in den kleinen christlichen Gemeinschaften, wo man meditiert, betet, einander Überlegungen mitteilt und das anwendet, was das Heilige Buch für das Leben im Heute zu sagen hat. Das Wort Gottes hilft den Menschen, die Gegenwart Gottes in ihrem Leben zu erkennen, und schenkt ihnen jene Hoffnung, die sie darin bestärkt, die schwierigen Bedingungen, mit denen sie zu kämpfen haben, zu verbessern. Die Worte Jesu geben Kraft sich zu wehren und sich angesichts der Schwierigkeiten und Tragödien des Lebens nicht entmutigen zu lassen.
P. Mariano Tibaldo MCCJ