Die Comboni-Missionare sind dankbar dafür, dass sie von vielen Menschen unterstützt werden – im Gebet, durch Spenden oder tätige Mithilfe. Zu denen, die sich für eine gewisse Zeit aufmachen, um in einem unserer Projekte mitzuarbeiten, gehören Margareta und Michael Köllinger aus Amberg. Sie berichten von ihren Erfahrungen in Matany (Uganda).
Den Glauben leben, den Auftrag zur Nächstenliebe ernst nehmen und konkret werden lassen, sich entschieden an die Seite der Armen stellen und mit ihnen solidarisch sein – vor etwa drei Jahren wurde uns immer drängender bewusst, dass es für diesen Aufruf an uns als Christen auf Dauer nicht ausreichen würde, immer nur von unserem Überfluss abzugeben, ohne dabei je unsere „Komfortzone“ verlassen zu haben; und so machten wir uns auf eine Suche, die uns nach Gottes Willen letztendlich zu den Comboni-Missionaren, zu Bruder Günther Nährich, zum St. Kizito Hospital Matany und zu den Menschen in Karamoja führen sollte.
Wir – das sind Dr. Michael (Facharzt für Gastroenterologie) und Margareta Köllinger, beinahe 60 Jahre alt und nach der Familienzeit mit drei Kindern und dem Tod unserer Eltern nun noch einmal offen und frei für neue Wege.
Unser Wunsch war es, einen Ort zu finden, wo Menschen sich aus der Kraft ihres Glaubens engagieren und an dem wir mit ihnen zusammen den Zweiklang „ora et labora“ leben könnten. Wichtig war uns darüber hinaus ein Arbeiten und Dienen mit großem Respekt vor der je eigenen Kultur der Menschen – Mission nicht als Aufdrängen und Überstülpen des neuen Glaubens und Ausrotten möglichst aller alten Traditionen und Bräuche (diese Art des Missionierens stellt den Begriff heute für die meisten unter Generalverdacht), sondern als Da-Sein, als Wahrnehmen und Achten der Menschen mit ihren Rechten und ihren Werten, ihren Bedürfnissen und Nöten, und als entschiedenes und zugleich demütiges Handeln.
Es ist wohl einer besonderen Fügung und Führung zu verdanken, dass wir im Frühjahr 2018 mit den Comboni-Missionaren in Nürnberg und unmittelbar darauf dank der Möglichkeiten der elektronischen Kommunikation mit Bruder Günther in Matany in Kontakt kamen. Schnell wuchs schon auf diesem Weg eine schöne Verbundenheit – wir spürten eine herzliche Offenheit und fühlten uns willkommen. Nach einer persönlichen Begegnung in Ellwangen, bei der wir auch Dr. John Bosco Nsubuga, den Chefarzt des St. Kizito Hospitals, kennenlernen durften, stand unser Entschluss fest, uns für und in Matany zu engagieren.
Unser erster, dreiwöchiger Einsatz erfolgte im März 2019 – ein erstes sich-Herantasten unsererseits an die Lebenswirklichkeit in Karamoja und die Möglichkeiten und Grenzen der Arbeit im St. Kizito Hospital. Neben der medizinischen Seite unseres Aufenthalts – mit einem gegenseitigen Lehren und Lernen – und der Mitarbeit im General Store (Margareta) standen die Begegnungen mit den Menschen im Mittelpunkt… es ging um ein sich-Kennenlernen und darum, ein Gespür füreinander zu entwickeln, um ein gemeinsames Beten und Arbeiten, um Geben und Nehmen. Wir waren beeindruckt, mit welchem Stolz und Überlebenswillen, mit welcher Kraft und Würde die Menschen in dieser Region extremen Mangels ihr Leben gestalten. Besonders beschenkt fühlten wir uns auch von ihrem starken Glauben und ihrer ansteckenden Glaubensfreude – wo bei uns in unserer übersättigten Welt voller Zerstreuung und Ablenkung oft kein Platz bleibt für ein tiefes Verbundensein mit Gott, das den Alltag prägt und durchdringt.
Als Mitarbeitende spürten wir in der Gemeinschaft diese große Kraft, die uns trug und dabei half, uns von Armut und Leid nicht lähmen zu lassen. Es hat uns beschenkt zu sehen, wie viele Menschen sich leise und beharrlich dafür einsetzen, für die Menschen und mit den Menschen in Karamoja die Lebensbedingungen und die medizinische Versorgung zu verbessern, und wir konnten erleben, welch überragende Bedeutung das St. Kizito Hospital für Matany und weit darüber hinaus hat.
Auf Wunsch der Ärzte von St. Kizito diente unser zweiter Einsatz im Januar vor allem dazu, im Hospital eine Endoskopie-Einheit einzurichten, mit der künftig eine bessere Diagnostik und Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen möglich sein soll. Die Beschaffung der Geräte in Deutschland und der Transport nach Matany wurden von einem ganzen Netzwerk engagierter Menschen bewerkstelligt: Hilfreich waren berufliche Kontakte und das Knowhow und die tätige Mithilfe so Vieler, die durch ihr teils jahrzehntelanges Engagement zu Spezialisten geworden sind, wenn es darum geht, Hilfsgüter zu verpacken, zu verladen, mit den nötigen Papieren zu versehen und über bürokratische Hürden und den Zoll zu bringen.
Letztendlich erreichten die Geräte Matany genau einen Tag nach unserer Ankunft und damit gerade rechtzeitig, um sie zu installieren und dann die Grundlagen der Technik der Gastroskopie, Handhabung und Hygiene einführen zu können. Weitere Schulungen sollen folgen, auch für die schwierigere und aufwändigere Technik der Koloskopie. Gerne wollen wir uns weiter in und für Matany einbringen, wo auch immer unser Engagement sinnvoll und hilfreich erscheint.
Unsere Hoffnung ist, in naher Zukunft einmal für mehrere Monate nach Matany kommen zu können. Mit all unseren Privilegien, unserem deutschen Pass und dem Rückflugticket in der Tasche werden wir uns wohl niemals auch nur annähernd in die Menschen in Karamoja hineinversetzen und ihr Leben am eigenen Leib spüren können. Ein längerer Zeitraum wird es aber dennoch möglich machen, sich näher zu kommen, sich tiefer auf das Leben in Karamoja einzulassen und all das zu intensivieren, was uns über alle Unterschiede hinweg verbindet.
Margareta und Michael Köllinger
Fotos: Margareta Köllinger und Comboni-Missionare