Als Abschluss der in diesem Jahr zweiten Mitgliederversammlung des „Förderkreises Daniele Comboni – EineWeltHaus“ zeigte ein Mitglied eine PowerPoint Präsentation der Reise nach Graz im Herbst. Über vierzig Frauen und Männer aus der Mellatzer Weggemeinde hatten sich dafür entschieden – auch in Erinnerung an den „Dialogtreff“ mit der dortigen Comboni-Gemeinde in Messendorf.

Zwei Teilnehmer geben im Folgenden ihre Eindrücke wieder.

Fröhlich gelaunt im guten Miteinander, stimmten wir uns nach einer leckeren Frühstückspause mit „Peter`s Brünnele“, einem alten steirischen „Gstanzl-Lied“, auf unser Ziel Graz in der Steiermark ein, und alle teilnehmenden Mellatzer jodelten kräftig mit. Die wunderschöne Fahrt quer durch die imposante österreichische Bergwelt, die Mittagspause am Mondsee mit einem kleinen Verdauungsspaziergang und die Besichtigung der beeindruckenden Klosteranlage Admont mit der größten Klosterbibliothek der Welt (als achtes Weltwunder beworben) gestalteten den Tag kurzweilig und hochinteressant. Die Wiedersehensfreude war groß, als uns Pater Josef Altenburger, der selbst viele Jahre in Mellatz wirkte, am Hotel empfing. Beim anschließenden Abendessen konnte man spüren, wie die Tageserlebnisse in jedem einzelnen Teilnehmer nachwirkten.

Mehr oder weniger ausgeschlafen startete die gesamte Gruppe pünktlich bei strahlendem Sonnenschein unter der Führung von Pater Josef und unserer Top-Busfahrerin in Richtung Weststeiermark in die Marktgemeinde Thal am Beginn des weststeirischen Jakobsweges. Hier erwartete uns eine sehr extravagante, ausgefallene Kirche, zusammengefügt aus der alten Dorfkirche und einer Kirche „der ganz anderen Art“. Die Jacobi-Kirche wurde von Prof. Ernst Fuchs zwischen 1992-94 im Stil der Wiener Schule des Phantastischen Realismus mit der alten Taufkirche des Ehrenbürgers Arnold Schwarzenegger zu einem sehr extremen Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Prof. Fuchs wollte das himmlische Jerusalem abbilden und verarbeitete aufgrund seiner jüdischen Herkunft auch viele jüdische Elemente, wie z.B. Menorah, Widderhorn und Tetragramm. Die unzählig vielen Kieselsteine wurden von zahlreichen Gemeindemitgliedern gewaschen und verlegt. Verarbeitet wurden diese außergewöhnlichen Eindrücke bei einer kleinen Meditation in der alten Dorfkirche.

Weiter ging die Fahrt: vorbei am berühmten Lippizaner-Zuchtgestüt (für Wiener Hofburg) – drei Runden im Kreisverkehr ausgegeben von unserer Busfahrerin – und einem feinen Mittagessen erreichten wir unser nächstes Ziel auf dem Jacobiweg. Die Barbarakirche in Bärnbach, erbaut 1948-50, neu gestaltet 1987 von dem Künstler Friedensreich Hundertwasser, empfängt uns als ein buntes, fröhliches und lebensbejahendes Gotteshaus . Das Innere der Kirche lädt zur Stille und zum Gebet ein und zeigt Werke vieler österreichischer Künstler. Beeindruckt von Formen, Farben und goldenen Kugeln lauschten wir unter dem Strahlenkranz-Kreuz den Erklärungen unserer Führerin.

Schließlich entspannten wir uns bei einer Tasse Kaffee in der Nähe des herrlichen Moses-Brunnen aus unzähligen Kiesel-und Glassteinen oder im Pfarrgarten, dessen Bepflanzung das Leben Jesu Christi widerspiegeln soll. Die faszinierende Naturkulisse des Murtales wurde nun in ein warmes Licht der untergehenden Abendsonne getaucht, und wir freuten uns nach einem Spaziergang durch die Weinberge auf eine zünftige Brotzeit in der „Buschenschenke“. Hier klang der erlebnisreiche Tag mit viel „Sturm“, Gaudi und Musik aus.

Der Samstag war zunächst ganz der Geschichte und den reichhaltigen Kunstmonumenten der Stadt Graz gewidmet unter der Führung einer äußerst kompetenten Führerin. Erlebenswertes und Sehenswertes in Fülle – die Zeit war zu kurz, um das alles in sich aufnehmen zu können. Als Abschluss war noch Gelegenheit zu einer privaten Erkundung in der steirischen Landeshauptstadt bzw. zu einem erholsamen Kaffee.

Am späteren Nachmittag fuhren wir nach Messendorf zum Missionshaus der dortigen Combonis. P. Josef Altenburger führte uns durch das neugestaltete Domizil der Hausgemeinschaft – das frühere „Afrika-Haus“. Br. Hans Eigner als Baufachmann und Adi Bachler als künstlerischer Ausgestalter haben hier Meisterarbeit geleistet. Adi Bachler, der auch das Altarbild für Mellatz geschaffen hat, erklärte uns – trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung – persönlich seine künstlerischen Werke. In Begegnung mit einigen Gemeindemitgliedern und durch P. Josef gewannen wir einen Einblick in die besondere Situation der durch Industrieexpansion herausgeforderten Stadtrandgemeinde von Messendorf. Die Betreuung von Asylanten, die jetzt im ehemaligen Wohntrakt der Combonis untergebracht sind, hat die Caritas übernommen. Trotzdem ist P. Altenburger neben seiner Funktion als Missio-Chef der Diözese Graz und als Gemeindepfarrer stark gefordert.

Am Sonntagvormittag feierten wir dann in der Grazer Stadtpfarrkirche mit einer relativ kleinen Zahl von Gottesdienstbesuchern unter Leitung des Grazer Bischofs, ansprechend gestaltet von Mitarbeitern von P. Josef, die Heilige Messe. Besonderer Anlass war die Eröffnung des „ Monats der Weltmission“. Nach dem Stehempfang folgte ein sehr informativer Kurzvortrag zum Thema „Mission – Missionar-Sein“.

Da damit unsere Heimfahrt schon etwas spät terminiert war, mussten wir das Salzkammergut und Salzburg links liegen lassen – aber ein meditativer Impuls, ein steirischer Apfel in der Hand und eine Mozartkugel auf der Zunge ließen uns selbst einige Staus auf der Autobahn überstehen.

Es waren vier reiche Kultur-, Erlebnis und Begegnungstage. Die Fahrt hat allen sehr gut getan: Neue, intensive, herzliche Begegnungen, eine Gemeinschaft, die neu miteinander vertraut geworden ist, eine Weggemeinde, die wie eine große Familie auf dieser Fahrt erlebt werden konnte.

Pater Werner Nidetzky