Die Teilnehmer des 19. Generalkapitels der Comboni-Missionare, das vom 1. bis 30. Juni in Rom stattfindet, traten am Nachmittag des 24. Juni in die Wahlphase für den Generaloberen und seinen Rat ein. Am Morgen des 25. Juni haben die Kapitulare mit großer Mehrheit Pater Tesfaye Tadesse Gebresilasie, den Generaloberen der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu, im Amt bestätigt. In den kommenden Tagen werden sie mit der Wahl der vier Generalräte beginnen.
Da bei einigen Comboni-Missionaren der Kuriengemeinschaft, darunter zwei Kapitulare, ein positiver Covid-Test festgestellt wurde, hat Kardinal João Braz de Aviz, Präfekt des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, darauf verzichtet die Kapitulare zu besuchen und der Feier des Herz-Jesu-Festes am Freitag, 24. Juni vorzustehen. Anstelle der Kardinals hielt der Moderator, P. Gonzalo Fernández in der Kapitels-Aula eine Meditation, um die Kapitulare in den Wahlprozess einzuführen und die Versammlung zum Nachdenken und Beten anzuleiten. Um 12 Uhr feierte er dann die Heilige Messe mit den Mitgliedern des Generalkapitels. Bei dieser Gelegenheit dankten die anwesenden Comboni-Missionare dem Herrn für ihre missionarische Berufung und legten im Vertrauen auf das Herz Jesu auch die Erneuerung ihrer Ordens-Gelübde ab.
In seinem Vortrag erinnerte Pater Gonzalo daran, wie Jesus Autorität verstand und ausübte, indem er die vier Merkmale der Führung Jesu (leben, dienen, einbeziehen und begleiten) im Lichte von Markus 10,42-45 entwickelte:
Dann rief Jesus sie zu sich und sagte zu ihnen: ‚Ihr wisst, dass die, die als Herrscher der Völker gelten, über sie herrschen und ihre Führer sie unterdrücken. Aber bei euch soll es nicht so sein; sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, der soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.‘
Dabei erinnerte er unter anderem an das, was in den Canones 618 und 619 des Kirchenrechts über die Oberen und die für die Leitung der Institute zuständigen Räte, gesagt wird:
Can. 618 – Die Oberen sollen im Geist des Dienstes die Macht ausüben, die sie von Gott durch den Dienst der Kirche erhalten haben. Indem sie also in der Erfüllung ihres Amtes dem Willen Gottes gehorchen, sollen sie ihre Untertanen als Kinder Gottes leiten und deren freiwilligen Gehorsam mit Achtung vor der menschlichen Person erwecken, sie bereitwillig anhören und ihre übereinstimmende Zusammenarbeit zum Wohl des Instituts und der Kirche fördern, unbeschadet ihrer eigenen Autorität, zu entscheiden und zu befehlen, was zu tun ist.
Can. 619 – Die Oberen sollen ihr Amt präzise ausüben und zusammen mit den ihnen anvertrauten Ordensleuten danach streben, in Christus eine brüderliche Gemeinschaft aufzubauen, in der Gott über alles gesucht und geliebt wird. Sie selbst sollen daher ihre Mitbrüder häufig mit dem Wort Gottes nähren und sie zur Feier der heiligen Liturgie anleiten. Sie sollen ihnen ein Vorbild sein, indem sie Tugendhaftigkeit pflegen und die Gesetze und Traditionen ihres Instituts einhalten; sie sollen ihnen das, was sie persönlich brauchen, in angemessener Weise zur Verfügung stellen; sie sollen die Kranken besuchen und ihnen die notwendige Pflege zukommen lassen; sie sollen sich um die Bedrückten kümmern, die Ängstlichen trösten und mit allen geduldig sein.
Schließlich nannte er einige Kriterien, die zu beachten sind. „Allzu oft“, sagte er, „entsprechen die Kriterien, nach denen wir Menschen auswählen, eher Gewohnheiten, Vorurteilen und Idealprofilen als den Kriterien Gottes. Im Wahlprozess ist es ratsam, sich von dem zu lösen, was uns offensichtlich erscheint, um die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Der beste Lebenslauf ist nicht immer die beste Garantie für eine Leitung des Dienstes und der Berufungspastoral“.
„Die Auswahl der Menschen durch Gott für sein Projekt“, betonte Pater Gonzalo, „folgt einer anderen Logik“. Eine gute Führungspersönlichkeit müsse unter anderem folgende Eigenschaften haben:
- Verwurzelt im Herrn und in der Liebe zum Institut.
- Das Bewusstsein für die eigenen inneren Bewegungen und die Fähigkeit, die unvermeidlichen Spannungen zu ertragen.
- Die Fähigkeit, anderen zuzuhören und das eigene Leben für das Gemeinwohl zu teilen.
- Die Fähigkeit, gemeinsam mit anderen die Zukunft vorauszusehen.
- Die Fähigkeit, gemeinsam mit der Kirche zu träumen.
- Leidenschaft für die Mission.
- Personenbezogenheit und Sorge um das Wohlergehen anderer.
- Die Fähigkeit, aufrichtige Gespräche zu führen.
Dann wies er auf einige Kontraindikationen hin:
- Messianismus: Retter, der alle Probleme lösen und alle Antworten haben wird.
- Starrheit in Wahrnehmung und Einstellung.
- Vorurteile gegenüber Menschen aus anderen Kulturen.
- Schwierigkeiten bei der Wertschätzung der Würde von Unterschieden.
- Wenig innerer Raum, um Spannungen zu bewältigen, impulsiv.
- Egozentrisch, selbstbezogen.
- Naive Seele: schätzt Unwissenheit als Tugend.
- Kurzsichtigkeit: Interesse an schnellen und unmittelbaren Lösungen
- Unternehmerische Einstellung zum Leben und zu Beziehungen.
- Übertriebene Aufgabenorientierung in der Führung.
- Sie sind mehr den Ideologien (Ismen) als dem Evangelium verpflichtet.
- Zu diplomatisch.
Und einige Versuchungen, die es zu vermeiden gilt:
- Eine Person zu wählen, die meinen Interessen oder denen meiner Provinz oder Kontinents am besten dient.
- Eine Leitung zu wählen, die meinen Lebensstil nicht zu sehr in Frage stellt und es mir ermöglicht, so weiterzumachen wie bisher.
- Eine Person zu wählen, die zu meinem Freundes- oder Bekanntenkreis gehört.
P. Gonzalo schloss: „Die Leitung eines religiösen Instituts erfordert Kompetenz und Exzellenz, aber da es sich um die Begleitung von Menschen handelt, ist es besser, sich für Reife und nicht nur für einen beeindruckenden Lebenslauf zu entscheiden. Die Wahl der Leitung in einer Gemeinschaft von Personen des geweihten Lebens ist eine Entscheidung Gottes, ein Geschenk Gottes. Gott ist der Hauptakteur. Wir sind nur Vermittler, um die Menschen im Herzen Gottes zu entdecken, nur Vermittler, um die Brüder und Schwestern auszuwählen, die Gott bereits erwählt hat. Wir sind notwendige Vermittler, aber wir können den Willen Gottes entdecken. Gott legt uns ins Herz, wofür wir uns entscheiden sollen, aber wir müssen die Freiheit haben, auf ihn zu hören. Es ist sehr wichtig, dass ich meine Verantwortung als Vermittler ernst nehme und herausfinde, was Gott will und nicht, was mir lieber ist.
Am Freitagnachmittag trafen sich die Mitglieder des Kapitels in Sprachgruppen, um sich mit Blick auf die Wahl des Generaloberen zu beraten, gefolgt von einer Zeit der Stille und des gemeinsamen Gebets in der Kapelle. Der Tag endete mit einem Abendessen unter freiem Himmel.
Am Samstagmorgen wurde Pater Tesfaye Tadesse Gebresilasie, 52, mit großer Mehrheit zum Generaloberen der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu wiedergewählt.
Am Morgen des Sonntags, 26. Juni, kam S.E. Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, auch wegen der Covid-Infektionen nicht, wie geplant, zu den Comboni-Missionaren, sondern hielt seinen Vortrag elektronisch.
Kardinal Tagle sprach über verschiedene Themen im Zusammenhang mit dem missionarischen Leben. Anlässlich des 400. Jahrestages der Gründung von Propaganda Fide erinnerte er an die Beweggründe, die zu ihrer Gründung geführt hatten, und insbesondere an das Bemühen der Kirche, sich die Mission wieder anzueignen, indem sie das Evangelium aus dem Schatten der Kolonialisierung befreit. Er erinnerte auch daran, dass in den letzten Jahrzehnten durch tiefgreifende Veränderungen Kategorien wie evangelisierte und nicht-evangelisierte Gebiete fließend geworden sind. In diesem Zusammenhang betonte er, wie wichtig es sei, neben dem Konzept des Territoriums auch die immer komplexeren neuen menschlichen Zusammenhänge zu berücksichtigen. Er erwähnte auch die Reform der römischen Kurie mit einem starken missionarischen Schwerpunkt und insbesondere das Dikasterium für die Evangelisierung der Völker.
In der anschließenden herzlichen Debatte wurden auch andere Themen angesprochen: Die Zahlenstatistiken sind zwar wichtig, dürfen aber nicht vergessen lassen, wie wichtig die Qualität der Evangelisierung ist und ihre Fähigkeit, das Herz und die Kultur der Menschen zu erreichen. Das Phänomen, dass Christen sich verschiedenen Gruppen oder Sekten zuwenden, sollte uns zu der Frage veranlassen, ob wir in der Lage waren, diesen Menschen das zu geben, wonach sie gesucht haben. Weitere Fragen betrafen den christlichen Glauben im Kontakt mit säkularisierten und animistischen Gesellschaften, die Veränderung der christlichen Geographie mit der Verlagerung des Gewichts in den Süden der Welt und schließlich die leidvolle Erfahrung der Migrationsbewegungen. Abschließend erinnerte der Kardinal daran, dass die Wanderungsbewegungen für die christlichen Völker eine günstige Gelegenheit zur Evangelisierung darstellen und dass es wichtig ist, sie bei ihrem Glaubenszeugnis zu begleiten.
Am Montag, dem 27. Juni, wurde die Liturgie den Kapitularen der Comboni-Provinzen Mosambik (P. António Manuel Bogaio Constantino, Provinzoberer) und Südafrika (P. Burgers Jude Eugene, Provinzoberer) anvertraut. Der Eucharistiefeier stand Pater Bogaio Constantino vor, und Pater Mkhari Antony Abednego, Kapitelsdelegierter aus Südafrika, hielt die Predigt. Die Delegierten des Kapitels, die in diesen beiden Gebieten in der Region des südlichen Afrikas tätig sind, wurden ebenfalls vor den Altar gebeten.
Ebenfalls am Montag, dem 27. Juni, setzten die Mitglieder des Kapitels die Lesung und Abstimmung über die Änderungen der Lebensregel fort. Die Missionare hatten bereits am Donnerstag, den 23. Juni, den ganzen Tag dieser Arbeit gewidmet und sich dabei auf Nummer 75 der aktuellen Lebensregel konzentriert.
Am vergangenen Mittwoch, dem 22. Juni, sandte das Comboni-Kapitel eine Solidaritätsbotschaft an den Generaloberen der Gesellschaft Jesu (SJ), Pater Arturo Sosa, im Zusammenhang mit der Ermordung von zwei ihrer Brüder in Mexiko. „An alle Jesuitenbrüder“, schreiben die Missionare, „unsere tiefste Solidarität und Verbundenheit, mit Hochachtung und Gebet, nach der barbarischen Ermordung der Patres Javier Campos Morales und Joaquin César Mora im Norden Mexikos zusammen mit der Person, die sie mit großer Hingabe vor der Aggression eines Bewaffneten zu schützen versuchte“.
Aus denselben Gründen schickten die Kapitulare auch eine Botschaft an Pater Stanley Lubungo, den Generaloberen der Missionare von Afrika (M Afr), „nach der barbarischen Ermordung von Pater Michael Mawelera Samson vor einigen Tagen in Tansania, in der Diözese Mbeya, und dem Tod von Pater Francis Kangwa, ebenfalls in Tansania, unter noch unklaren Umständen“.