Pater Anthony Kibira ist Pfarrer der Pfarrei Our Lady of Africa Mbuya in Kampala. In seiner Funktion als Vizeprovinzial der Comboni-Missionare in Uganda nahm er am 19. Generalkapitel in Rom teil. Zum Programm gehörte eine Audienz bei Papst Franziskus.

„Wir können vieles tun: Initiativen, Programme, Kampagnen… vieles; aber wenn wir nicht in Ihm sind und wenn Sein Geist uns nicht durchdringt, ist alles, was wir tun, nichts in Seinen Augen, das heißt, es ist nichts wert für das Reich Gottes. Wenn wir dagegen wie Reben am Weinstock sind, geht der Saft des Geistes von Christus in uns über, und alles, was wir tun, bringt Frucht, denn es ist nicht unser Werk, sondern es ist die Liebe Christi, die durch uns wirkt. Das ist das Geheimnis des christlichen Lebens und insbesondere der Mission, überall, in Europa wie in Afrika und auf den anderen Kontinenten“.

Papst Franziskus bei der Audienz für die Teilnehmer des 19. Generalkapitels der Comboni-Missionare am 18. Juni 2022 im Vatikan

Als ich die Worte hörte, die der Papst während der Audienz am Samstag, dem 18. Juni, an uns Kapitelsteilnehmer richtete, wurde mir meine menschliche, religiöse und priesterliche Erfahrung im Dienst der Mission wieder bewusst. Und ich freue mich, sie zu teilen.

Ich stamme aus Uganda, habe aber mein Theologiestudium an der Karl-Rahner-Fakultät der Jesuiten an der Universität Innsbruck abgeschlossen. Nach meiner Priesterweihe im Jahr 2005 wurde ich für meinen ersten missionarischen Einsatz in die Deutschsprachige Provinz der Comboni-Missionare (DSP) entsandt. Ich bekam die Möglichkeit, in der Jugend- und Berufungspostoral zu arbeiten. Es war eine sehr schöne Herausforderung, eine echte Erfahrung der Begegnung und des Kontakts mit jungen Menschen. Es war nicht einfach, die Jungen und Mädchen für eine liturgische Feier zu gewinnen, aber zusammen mit meinem „Team“ habe ich gelernt, dass persönliche Kontakte sehr wichtig sind. Natürlich haben wir die Einladung an einzelne junge Leute weitergegeben, die wiederum ihre Freunde einluden.

Auch wenn manche Erfahrungen entmutigend waren, erinnere ich mich an die vielen Begegnungen mit jungen Menschen, die mir vertrauten und ihre Lebensgeschichte erzählten, die vor allem von ihrer Suche nach Sinn geprägt war. Ich bin stolz darauf, mindestens drei Priesteramtskandidaten in der Diözese begleitet zu haben.

Nach meinem Aufenthalt in Europa verbrachte ich einige Zeit in Rom, wo ich mich auf die Ausbildung von Ordensleuten und Priestern an der Päpstlichen Gregoriana Universität vorbereitete. In dieser Zeit hatte ich die Gelegenheit, Werkzeuge zur Berufungsfindung und -begleitung zu erwerben. Dann begann ich die Ausbildungsmission in unserem Postulat in Jinja (Uganda).

Es war sehr bereichernd, die jüngeren Mitbrüder zu begleiten. Es war gut, deren Berufungsgeschichten zu teilen und zur Klärung verschiedener Fragen beizutragen. Ich wurde gebeten, die Schüler mit der Heiligen Schriften vertraut zu machen. Es war ein sehr interessantes Abenteuer, denn ich konnte den zukünftigen Missionaren einen ersten Vorgeschmack auf das Wort Gottes geben. Ich kann sagen, dass ich diese Erfahrung als Ausbilder wirklich genossen habe. Sie dauerte jedoch nur vier Jahre. Dann wurde mir die Redaktion unserer Missionszeitschrift „Leadership Magazine“ anvertraut.

Ich war auf diese Aufgabe überhaupt nicht vorbereitet. Natürlich macht mir das Schreiben Spaß. Außerdem habe ich durch diese Missionszeitschrift die Comboni-Missionare kennengelernt. Es war 1991, und ich besuchte das Kleine Seminar der Diözese. Nach 27 Jahren würde ich die Redaktion einer Zeitschrift übernehmen, die für meine missionarische Berufung sehr wichtig gewesen war. Ich trug den Wunsch in mir, dass einige junge Menschen von den veröffentlichten Missionserfahrungen inspiriert werden. Durch sie ist es in der Tat möglich, den Menschen nicht nur unsere Mission, sondern auch die der Weltkirche näher zu bringen. Unser Magazin macht auf Ereignisse im Land und in der Welt aufmerksam, die sonst in Vergessenheit geraten würden. Es ist uns wichtig, dass Fragen der Menschenrechte und der Gerechtigkeit objektiv und kritisch dargestellt werden. Ich arbeitete immer noch an der Zeitschrift, als mir die ugandische Provinz im März 2019 eine weitere Aufgabe zuwies, nämlich die Pfarrei Our Lady of Africa Mbuya.

Obwohl diese Aufgabe für mich einen neuen Einsatz bedeutete, war ich froh, dass ich die Möglichkeit hatte, am konkreten Leben der Menschen teilzunehmen. Die Gemeinde Mbuya besteht seit fünfzig Jahren. Im Jahr 2019 feierten wir unser goldenes Jubiläum. Das war meine erste Herausforderung, denn ich musste mich auf dieses Jubiläum vorbereiten. Die Gemeinde hat etwa 20.000 Mitglieder und kann zu Recht als „Vereinte Nationen“ bezeichnet werden, da fast alle Sprachgruppen des Landes vertreten sind. Die Menschen kann man in drei soziale Klassen einteilen: Es gibt sehr reiche Menschen, andere, die man als „Arbeiterklasse“ bezeichnen könnte, und am unteren Ende stehen die Slumbewohner. Unsere Aufgabe ist es, seelsorgerisch für alle verfügbar zu sein. Am meisten Aufmerksamkeit widmen wir natürlich den Ärmsten in den Slums.

Unsere Pfarrei nimmt eine Vorreiterrolle bei der Begleitung von Menschen mit HIV/AIDS ein. Diese Initiative (‚Reach out Mbuya‘) wurde 2001 ins Leben gerufen. Jedes Jahr erreichen wir über achttausend Menschen, die von dieser Krankheit betroffen sind. Die Klinik verfügt über vier Behandlungszentren. Wir sind gerade dabei, zwei weitere außerhalb Kampalas zu eröffnen. Ganzheitliche Pflege hat vielen Menschen Hoffnung gegeben. Neben der medizinischen Versorgung versuchen wir auch, Waisenkinder zu versorgen, indem wir ihr Schulgeld bezahlen. Die Ergebnisse sind bereits greifbar. Und wir sind allen dankbar für die Unterstützung, die es uns ermöglicht, diesen Dienst fortzusetzen.

Die Covid-19-Pandemie war ein sehr einschneidender Moment in meiner Gemeindearbeit. Über verschiedene digitale Medien haben wir einen regen Kontakt mit unseren Gemeindemitgliedern und vielen anderen Menschen gepflegt. Neben der geistlichen und seelsorgerischen Begleitung unserer Gemeindemitglieder haben wir beschlossen, die am stärksten Betroffenen mit Lebensmitteln zu versorgen. Diese Tätigkeit hat uns viel Freude bereitet. Wir haben die besser gestellten Gemeindemitglieder mobilisiert, um den Benachteiligten zu helfen. Dank dieser Unterstützung konnten wir eine „Lebensmittelbank“ einrichten, mit der wir über zehntausend Lebensmittelpakete ausgeben konnten.

Mit der Wiedereröffnung der Kirchen haben wir das Bedürfnis, ein neues Leben zu beginnen: Es ist, als ob wir jeden Tag Ostern feiern würden! Es ist an der Zeit, voranzukommen. Unsere Solidarität als Pfarrgemeinschaft ist stärker geworden, und mit der Inspiration von Papst Franziskus sind wir bereit, uns gemeinsam auf den Weg zu machen.

P. Anthony Kimbowa Kibira in L’Osservatore Romano

 

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