Ein warmer Morgen in Khartum. Im dichten chaotischen Verkehr kommen wir nur langsam voran. Unser Ziel ist eine technische Schule, aber wir sind uns nicht sicher, wo sie sich genau befindet. Dann halten wir an, um einen jungen Burschen zu fragen, der am Straßenrand Wasser verkauft. Sobald er das Wort Comboni hört, zeigt er uns sofort den Weg. Kurioserweise wird die Schule, die wir besuchen werden, von den Salesianern geführt. „Im Sudan sind alle katholischen Schulen als Comboni-Schulen bekannt, obwohl es vielen nicht bewusst ist, dass der heilige Daniel Comboni der erste Bischof des damaligen Vikariats Zentralafrika mit Sitz in Khartum war, und jeder verbindet die katholischen Bildungseinrichtungen mit seinem Namen“, erzählt uns der spanische Comboni-Pater Jorge Naranjo.

1867 erarbeitete Bischof Daniel Comboni seinen Plan für die Wiedergeburt Afrikas. Er stellte die Bildung in den Mittelpunkt seiner Arbeit und eröffnete eine Reihe von Schulen im Sudan. Comboni starb 1881 im Alter von fünfzig Jahren. Vier Jahre später führte Mohammed Ahmed Al-Mahdi (1844-1885) erfolgreich Krieg gegen die osmanisch-ägyptische Militärregierung und errang einen bemerkenswerten Sieg über die Briten. Dann gründete er einen islamischen Staat, der die christliche Präsenz auslöschte. Seine Nachfolger, die „Mahdisten“ genannt und von seinem Nachfolger (khalīfa) Abd Allāh al-Taʿāysh angeführt wurden, wurden 1898 von den Briten besiegt. Bald darauf konnten die Missionare nach Khartum zurückkehren.

1900 wurden in Omdurman die ersten beiden Schulen nach der islamischen Revolution eröffnet: die Comboni-Knabenschule und die St. Joseph’s Mädchenschule. Noch heute setzen beide Schulen ihre Bildungsarbeit fort. Die Mädchenschule heißt jetzt Comboni Girls‘ School, und es gibt 160 Mädchen im Kindergarten, 915 Schülerinnen in der Grundschule und 97 in der Sekundarstufe. Die Schulleiterin, Comboni-Missionsschwester Cristina Maestroni, sagt uns: „Nach der Zahl der Aufnahmeanträge zu urteilen, die wir jedes Jahr erhalten, können wir sagen, dass die Schule wegen ihres Bildungsstandards hoch angesehen ist.“

Pater Jervas Mayik, Schulleiter der Knabenschule, betont: „Die Schule galt schon immer als Kompetenzzentrum. Wir haben jedes Jahr viele Bewerbungen.“ Um auf so viele Anfragen reagieren zu können, haben die Comboni-Missionare drei große Schulen in den Vororten von Khartum eröffnet. Pater Salvatore Marrone, Leiter der Schulen, erklärt: „Tatsächlich entstanden die Schulen am Stadtrand in den achtziger Jahren als Notlösungen, als der Krieg im Süden einen enormen Zustrom von Südsudanesen nach Khartum und Omdurman mit sich brachte. Mit der Zeit haben wir es geschafft, die Bildungssituation zu ordnen und zu konsolidieren. Im Moment beläuft sich die Zahl der Schüler, Jungen und Mädchen, auf 1424.“

Heute besuchen allein in der Erzdiözese Khartum rund 26.000 Schüler die 59 Schulen, die den Namen Comboni tragen. Unter den verschiedenen Bildungseinrichtungen sticht das Comboni College of Khartoum (CCK) hervor. Das CCK begann als Qualitäts-Sekundarschule. Die britische Kolonialregierung genehmigte die Schule mit einem 1929 verfügten Erlass nur für nicht-sudanesische Schüler. Noch im selben Jahr wurde sie mit gerade einmal fünfzehn Schülern eingeweiht. Die Schule hatte sofort Erfolg, und die damaligen Schulbehörden begannen, Druck auf die britische Regierung auszuüben, damit sudanesische Schüler die Schule besuchen durften. Die Briten gaben 1936 nach, und die Sudanesen meldeten sich massenhaft an: Viele von ihnen sollten später einen Teil der Gesellschaft bilden, die 1956 die Unabhängigkeit erreichte.

Der jetzige Schulleiter, Pater Norberto Stonfer, erinnert sich, dass „allein im CCK 24 Comboni-Missionsbrüder und -Väter tätig waren, die sich ganz dem Unterrichten verschrieben hatten. Sie boten eine sehr solide Bildung. Das waren die goldenen Jahre, die die ‚Comboni-Marke‘ begründet haben, die bis heute Bestand hat.“ Viele Jahre lang waren die Prüfungsergebnisse der CCK-Schüler die besten im Land, und die Schulabgänger fanden sofort Arbeit. Ein Beispiel für die Wertschätzung des Comboni-Kollegs gab es 1964, als die sudanesische Regierung die Ausweisung aller Missionare im Land anordnete, mit Ausnahme derer, die am College arbeiteten. Pater Norberto hat keinen Zweifel daran, dass es ehemalige Schüler des CCK waren, die sich wegen der Ausweisung an die Regierung gewandt haben.

Gegenwärtig hat die Schule 1.100 Schüler, die in arabischer oder englischer Sprache unterrichtet werden, obwohl es eine Herausforderung ist, sudanesische Lehrer mit einem guten Englischstandard zu finden. 2014 wurde eine Mädchenabteilung mit 300 Schülerinnen eröffnet, um jungen Südsudanesinnen, die aufgrund des Bürgerkriegs 2013 aus dem Nachbarland geflohen waren, die Fortsetzung ihrer Sekundarschulbildung zu ermöglichen.

Es ist wichtig, auch die Grundschule zu erwähnen, die Teil des CCK ist und 1949 gegründet wurde. Derzeit hat sie 1150 Schüler in 23 Klassen mit einer durchschnittlichen Klassengröße von 50. Der Schulleiter, Pater Diego Dalle Carbonare, sagt, dass diese Grenze festgelegt wurde, um den Standard des Unterrichts zu verbessern, „da die durchschnittliche Klassengröße in sudanesischen Schulen zwischen 70 und 80 Schülern liegt.“

Ein Drittel der Schüler sind Christen – meist aus dem Südsudan – und der Rest sind Muslime. Schüler in katholischen Schulen können entweder Christentum oder Islam wählen, anderswo ist die einzige Option der Islam. „Das soll sie zwingen, den Koran zu studieren, und es gibt auch Prüfungen, was eine Möglichkeit darstellt, Christen zur Bekehrung zu veranlassen“, erläutert Pater Diego. Möglich, dass die Dinge sich mit der Einführung des neuen akademischen Curriculums im September dieses Jahres ändern, das universeller und für den interreligiösen Dialog offen ist.

Seit 1999 legt eine Gruppe von CCK-Lehrern Wert darauf, dass die Verantwortlichen ein breit gefächertes Kursprogramm anbieten. Mit Unterstützung einiger sudanesischer Muslime und von Kardinal Gabriel Zubeir wurde das katholische Bildungsgymnasium im Sudan, das Comboni College of Science and Technology (CCST), gegründet. Von Anfang an stand das CCST Jungen und Mädchen offen, unabhängig von Herkunft oder Religionszugehörigkeit, und es zeichnet sich als Zentrum des interreligiösen Dialogs und der Begegnung aus. Es ist die einzige Universität sowohl mit Kapellen als auch mit Räumen für muslimische Gebete.  Im Lauf der Jahre hat die CCST neue Kurse eingeführt. Heute bietet sie vier Hochschulabschlüsse an, außerdem zwei dreijährige Spezialisierungskurse, Weiterbildungskurse in Italienisch, Spanisch und Englisch, Pädagogik, Informatik und, als Pionierkurs im Sudan, Palliativmedizin für Gesundheitspersonal.

Enrique Bayo