Am Freitag vor dem 1. Adventsonntag war es wieder soweit: ganz der alten Tradition entsprechend, hat das Nürnberger Christkind mit blonden Locken und riesigen Flügeln auf der Empore der Frauenkirche wieder den berühmten „Nürnberger Christkindlesmarkt“ eröffnet. Tausende Bürger der Stadt und Gäste von überall waren dabei, als die 17-jährige Benigna Munsi als Christkind den Weihnachtsprolog sprach und damit Staunen und Glückseligkeit versprühte.
Aber etwas war in diesem Jahr anders: erstmals ist sie nicht blond, denn sie hat einen Vater, der aus Indien stammt. Prompt hat das bei einigen ausländerfeindlichen Gruppen zu Unmut und Hasskommentaren geführt. Außerdem ist sie katholisch und seit 12 Jahren Ministrantin in der Pfarrei St. Bonifaz. Mit dieser kleinen „Erneuerung“ wird deutlich, dass Weihnachten nicht an Äußerlichkeiten hängt, denn der Herr ist für alle gekommen. Das „echte Christkind“ macht keinen Unterschied zwischen den Völkern, Kulturen und Hautfarben.
Advent und Weihnachten sind also mehr als gefühlte Glückseligkeit. Der Sammelruf der ersten Christen war schon immer: „Jesus Christus ist der Herr!“, und zwar der ganzen Schöpfung. Diesem kosmischen Christus rufen wir zu Beginn des Advents zu: „Maranatha – Komm, Herr Jesus!“ Diese frohe Erwartung macht unser ganzes Leben als Personen und als Kirche zu einem einzigen großen Advent.
Pater Karl Peinhopf
Bildnachweis: Christine Dierenbach/Stadt Nürnberg