Pater Hubert Grabmann ist ab 1.01.2020 neuer Provinzoberer der Deutschsprachigen Provinz und löst Pater Karl Peinhopf in der Ordensleitung nach sechs Jahren ab.
Wir haben mit ihm gesprochen:

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl, Pater Hubert!
Welche Aufgaben liegen nun vor Ihnen?
Ein wichtiges Thema ist die Anpassung unserer Strukturen an die abnehmende Zahl aktiver Mitbrüder in der DSP. Dies haben wir mit dem Umbau bzw. der Umnutzung unserer Häuser in Graz, Josefstal und Mellatz erreicht.
Eine weitere Aufgabe besteht darin, unsere Aufgabenbereiche in der Medienarbeit, der Missionsprokura und der Begleitung des WdE und der Comboni-Freunde personell zu sichern. Viele Mitbrüder, die in verantwortlichen Aufgaben wie WdE, Archiv und Seelsorge eingebunden sind, haben ein beachtliches Alter. Unsere MitarbeiterInnen werden hier mehr Verantwortung übernehmen und unsere Mitbrüder weiter mitarbeiten.
Mit unseren ehemaligen MissionarInnen auf Zeit und engagierten Freunden der Comboni-Missionare wollen wir in den kommenden Jahren enger zusammenarbeiten um den Kontakt zur Ortskirche zu halten.
Ein besonderes Augenmerk möchte ich darauf richten, die Deutschsprachige Provinz noch mehr zu internationalisieren. Wir Comboni-Missionare sind als internationale Gemeinschaft gegründet worden. Trotzdem haben viele von uns noch die Vorstellung im Kopf, Mission müsse immer von Europa ausgehen. Inzwischen hat sich aber die demographische Situation auch unserer Ordensgemeinschaft stark verändert. Die Mehrheit der Mitglieder stammt nicht mehr aus Europa.
Über die Generalleitung möchten wir Mitbrüder aus anderen Ländern zu uns holen, so dass die internationale Erfahrung einer wirklich katholischen Kirche auch unsere ordensinterne Wirklichkeit inspirieren kann.

Sie waren 10 Jahre als Missionar in Kenia. Was hat Sie dort am meisten geprägt?
Das Volk der Pokot ist traditionell Fremden gegenüber eher zurückhaltend und misstrauisch. Obwohl sie mit der modernen Welt immer wieder in Kontakt gekommen sind, haben sie ihren traditionellen, einfachen Lebensstil bis heute beibehalten. Einfache Dinge haben ihren Wert im Leben und Unwichtiges wird einfach weggelassen – das hat mich sehr beeindruckt.

Der Missionsbegriff hat sich gewandelt – Mission in Europa ist ein Stichwort. Welchen Herausforderungen müssen sich die Comboni-Missionare der DSP heute stellen?
Mission in Europa ist schon ziemlich lange ein Thema. Dabei geht es aber nicht so sehr darum, die Zahl der Kirchenbesucher um jeden Preis konstant zu halten, als vielmehr die Freude am Glauben auch hier wieder zu leben und weiterzuvermitteln. Dazu gehört auch authentisch und konsequent für eine gerechtere Welt einzutreten, und auch hier für die Armen und schwächsten Glieder der Gesellschaft Partei zu ergreifen. Mission in Europa bedeutet Vorbild zu sein für andere, die die Botschaft Jesu von einer geschwisterlichen Welt im Alltag umsetzen wollen.

Mit welchen Erwartungen sind Sie bei den Comboni-Missionaren eingetreten?
Als ich 1990 bei den Comboni-Missionaren eingetreten bin, war ich zunächst einmal begeistert von der Internationalität der Ordensgemeinschaft und der Perspektive, meinen Glauben an andere weitergeben zu können. Lebendige und fremd anmutende Liturgien, wie sie bei den Comboni immer wieder einmal gefeiert wurden, haben mich sehr berührt und ich wollte Menschen in anderen Ländern kennenlernen. Meine Erwartungen waren, dass ich vor allem aber auch von den Glaubenserfahrungen der Christen in anderen Ländern lernen würde können.

Den Orden in Europa geht der Nachwuchs aus. Wie gehen Sie mit dem Thema um?
Ich bin überzeugt, dass es heute auch in Europa noch Berufungen für missionarische Ordenschristen gibt. Eine Herausforderung ist es, dass sich junge Menschen angesichts der vielen Möglichkeiten in Beruf und Familie nicht mehr auf Lebenszeit binden möchten. Dafür müssen wir andere Modelle und Angebote entwickeln.
In der Deutschsprachigen Provinz gibt es zur Zeit keinen Kandidaten in der Ausbildung. Ein junger Mann aus Südtirol wird an Ostern 2020 für uns Comboni-Missionare zum Priester geweiht. Er ist damit das jüngste Mitglied im deutschsprachigen Raum. Es wird deshalb auch eine andere wichtige Aufgabe für mich als Provinzial sein, unsere Hausgemeinschaften zu motivieren, ansprechbar zu sein und zu bleiben, für Menschen, die diesbezüglich Interesse haben. Unser Team in Nürnberg bemüht sich auch immer wieder, Veranstaltungen anzubieten, bei denen wir mit Interessierten in Kontakt kommen. Dies könnte möglicherweise verstärkt und ausgebaut werden.
Die Internationalisierung unserer Provinz mit jungen Mitbrüdern aus anderen Ländern wird hoffentlich auch dazu beitragen, dass die Comboni-Missionare in der DSP interessant für neue Berufungen bleiben.

Interview: Ulrike Lindner