Am 19. Juli 2018 ist in Arequipa in Peru Pater Jakob Wellenzohn gestorben. Vor sechs Jahren ist er bei der Feier der Heiligen Messe zusammengebrochen und lag seither im Wachkoma. Zwei Frauen aus Arequipa waren abwechselnd bei ihm, 24 Stunden am Tag. Pater Jakob stammte aus  Kortsch-Schlanders in Südtirol. Am 17. Januar 1932 geboren, kam er 1952 ins Xaverianum in Brixen. Nach dem Noviziat in Bamberg und dem Studium in Brixen wurde er 1959 in Brixen zum Priester geweiht. 1962 ging er nach Peru und blieb dort praktisch sein Leben lang.

Tätig war er die meiste Zeit im extremen Hochland zwischen 4000 und 4600 Metern Höhe, darunter in der Minenstadt Cerro de Pasco und in Ninacaca, mit einer der ältesten und schönsten Kirchen Perus, mit Stroh bedeckt, ein nationales Denkmal. Später, nach seiner Zeit, brannte sie ab, wurde aber wieder aufgebaut. Die ersten Jahre besuchte er die Dörfer mit dem Pferd, später mehr mit dem Auto. 1979 kam er in die etwas niedriger gelegene Stadt Arequipa, wo er bis zu seinem Tod wirkte.

Er hatte einen sechsten Sinn

Das war der äußere Rahmen seines Lebens. Aber er war schon ein besonderer, außergewöhnlicher Seelsorger. Geprägt war er stark von der charismatischen Bewegung, und die Leute sagten, er habe einen „sechsten Sinn“. Er selber sagte, er hätte etwas gespürt in dem Moment, als sein Mitbruder, Pater Karl Krapf, 1964 am späten Abend tödlich verunglückte. Als seine Mutter starb, hätte er die Glocken seiner Heimatkirche gehört, und oft hätte er gespürt, wenn er neben jemand saß, was ihr oder ihm körperlich oder seelisch fehlte.

Man kann dazu stehen, wie man will. Er hat nie Kapital daraus geschlagen, hat immer einfach und bescheiden gelebt. Er betete dann für die Leute und habe dann, wenn sie es wünschten, die Hände aufgelegt. So kamen, vor allem in Arequipa, mit der Zeit immer mehr Menschen. Sie standen Schlange vor dem Haus, wollten bei ihm beichten und dass er ihnen die Hände auflege. Wenn er in die Dörfer oder Armenviertel der Stadt kam, war er umringt von Kindern und anderen Leuten. Er fuhr eine Camionetta mit einer Ladefläche hinten. Sie war meist voll mit Leuten, die ihn baten, sie mitzunehmen.

Er, der so vielen geholfen hat, musste ein langes Krankendasein erleiden. Ob er etwas gespürt oder mitbekommen hat, was um ihn herum vorging? Wir wissen es nicht. Manche mögen diesem sechsten Sinn gegenüber skeptisch sein. Viele Menschen schätzten ihn, denn alles an ihm war stimmig und authentisch.

Pater Reinhold Baumann