Pater Hilmar Gulba gehörte zu den ersten Schülern, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Wunsch, Priester zu werden, ins Josefinum in Ellwangen kamen. Geboren am 5. September 1933 in Ratibor in Oberschlesien, hatte er nach dem Krieg mit Mutter und Geschwistern seine Heimat verlassen müssen. Dreizehn Jahre alt war er, als er mit seinem jüngsten Bruder Werner im Januar 1946 ins Josefinum kam, zunächst nach Josefstal, denn das Seminar in der Stadt war noch im Wiederaufbau nach der Zerstörung vor dem Kriegsende. Hilmar erzählte noch später, wie sie damals die Ziegel des abgebrannten alten Gebäudes abklopften, um sie wieder als Baumaterial verwenden zu können. Der alte Pater Lehr gab ihnen Nachhilfeunterricht, damit sie die Klasse am Gymnasium besuchen konnten, die ihrem Alter entsprach. Im Seminar in Ellwangen war er nicht nur ein guter Schüler, sondern auch ein sehr guter Fußballer und auch Organist. Dazu hatte er später in Peru allerdings fast keine Gelegenheit mehr, denn Orgeln gibt es in den Kirchen dort fast keine.
Nach dem Abitur 1954 trat er ins Noviziat der Comboni-Missionare in Bamberg ein und legte dort nach dem Studium der Philosophie und Theologie am 6. Januar 1960 die ewigen Gelübde ab und wurde am 17. Juli des gleichen Jahres zum Priester geweiht. In Bamberg war er Leiter der Choralschola des Scholastikats, die oft auch Gottesdienste im Dom mitgestaltete. Nach der Priesterweihe kam er nach Peru, wo er insgesamt 48 Jahre vor allem im Hochland der Anden im Einsatz war.
1958 hatte der Heilige Stuhl in Peru eine Reihe von Apostolischen Prälaturen errichtet, eine davon war die von Tarma. Diese wurde den Comboni-Missionaren (damals noch MFSC) anvertraut. Es brauchte nun junge Mitbrüder zum Aufbau der Seelsorge. Pater Gulba gehörte zu den ersten, die dort ihre Pastoralarbeit aufnahmen. Die meiste Zeit hat er in der Diözese Tarma gearbeitet, meistens in Pfarreien auf Höhen um die 4000 Meter, so in Junin, in Huariaca, in Palca und anderen. Es handelte sich um sehr ausgedehnte Pfarreien mit vielen Dörfern. Neben der Seelsorgearbeit bemühte er sich, auch auf sozialem Gebiet den Leuten zu helfen, wenn auch nicht immer mit Erfolg. So begann er mit einer Fischzucht, versuchte es mit einer Goldmine, aber beide Initiativen verliefen gleichsam im Sand.
1977 wurden die Comboni-Missionare angefragt, ob sie für einige Jahre einen Mitbruder für die Militärseelsorge freistellen könnten. Pater Gulba, der gerade auf Heimaturlaub und immer für Neues offen war, erklärte sich bereit dazu. Sechs Jahre, bis 1984, war er Seelsorger in den Standorten Ellwangen und Dornstadt bei Ulm. In diese Zeit fielen auch Einsätze im Ausland, unter anderem in Nordamerika. Doch auf Dauer wollte er diesen Dienst nicht übernehmen. Deswegen kehrte er 1984 wieder nach Peru zurück. Er hatte aber noch lange Kontakt vor allem zu ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
In Peru erlebte er auch die schlimme Zeit des Terrors des „Sendero Luminoso“ (Leuchtender Pfad). Er und sein Mitbruder Pater Eduard Falk entgingen im Dezember 1989 nur sehr knapp einem Attentat. Sie überfuhren eine in der Straße vergrabene Mine, ohne dass diese hochging. Hundert Meter danach wurden sie von den Terroristen mit gezückter Waffe angehalten. Die Terroristen merkten aber bald, dass die beiden nicht die von ihnen erwarteten Personen, sondern Priester waren und ließen sie wieder frei, nahmen aber das Auto mit. Als sie dann sehen wollten, warum die Mine nicht hochgegangen war, explodierte sie und tötete zwei von ihnen. Diese Erfahrung hinderte die beiden Mitbrüder nicht, als Seelsorger und Missionare im Bergland von Peru ohne Unterbrechung weiterzuarbeiten.
Pater Hilmar und überhaupt seine Familie waren in vielen Dingen eher unkonventionelle Menschen und, wie schon gesagt, offen für Neues. Ganz deutlich konnte man das bei seinem Goldenen Priesterjubiläum im Juli 2010 in Mannheim erleben. Beim Festgottesdienst assistierten ihm unter anderen auch zwei seiner Nichten, die evangelische Pfarrerinnen sind. Unkonventionell war er manchmal auch in der Missionsarbeit, vor allem in seinem sozialen Engagement. Er probierte immer wieder auch neue Wege und Methoden, auch wenn es nicht immer klappte.
Seine letzte Lebensphase verbrachte er in der Gemeinschaft von Huánuco. Im Oktober 2022 kam er mit 89 Jahren und gesundheitlich angeschlagen nach Deutschland zurück und starb am 26. Juni 2023 im Hospiz in Ellwangen.
R. I. P.
P. Reinhold Baumann