Foto: Besprechung in der Pfarrei M. Fatima in Bangui
Als ich frisch zum Priester geweiht war, kam ein älterer Mann zu mir und sagte: „Mein Sohn, du bist bei uns herzlich willkommen. Aber denk daran, dass deine Predigten für uns nichts bedeuten, wenn du uns nicht in unseren Häusern besuchst. Du wirst unsere Lebensweise, unsere Freuden und unsere Schmerzen nur kennenlernen, wenn du zu uns kommst. Wir werden nicht kommen, um nur einem Priester zuzuhören, sondern einem Freund und Bruder. Und du wirst nicht nur wie ein Priester zu uns sprechen, sondern auch wie ein Freund und Bruder.“
Diese Erfahrung hat mich die Mission anders sehen lassen. Sie ist eine Berufung, auf andere zuzugehen, unabhängig von ihrem Glauben, ihrer Tradition und Herkunft. In meinen ersten vier Jahren als Missionar lebten in unserer Gemeinde etwa 6.000 Kriegsvertriebene verschiedener Religionen. Wir mussten gemeinsam überlegen, wie wir Trinkwasser und Lebensmittel beschaffen und wie wir den Kindern helfen, mit der Gewalt fertig zu werden.
Unsere alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen tragen wesentlich zur Evangelisierung bei. Mission ist Beziehung zu den Mitmenschen und zur ganzen Schöpfung.
Pater Moses Alir Otii aus Uganda war nach dem Studium in Innsbruck und Paris zehn Jahre in der Zentralafrikanischen Republik tätig. Seit 2022 lebt er in Österreich. Er ist Kaplan im Seelsorgeraum Graz-Südost und absolviert ein Doktoratstudium.