Foto: Kinder in Nicaragua


Manchmal werde ich gefragt; wo es mir am besten gefallen hat. Peru ist für mich, wie man so sagt, die erste Liebe: die Religiosität und Einfachheit der Menschen, aber auch das Meer, die Wüste, die Berge, der Urwald, die Kultur. In Chile spürte ich nicht dasselbe. In Nicaragua gefiel mir die Herzlichkeit der Menschen. Ich denke, es ist das Spiegelbild von dem, was man ausstrahlt. Vor allem war ich als Priester gereifter und wurde viel mehr gebraucht: für Exerzitien, Besinnungstage, Bibelstunden, in Schulen und für Gespräche mit Menschen in Krisen. Schwierig waren nur die letzten zwei Jahre, in denen die Regierung gegen die Kirche vorging.

Wenn ich auf meine fünfzig Priesterjahre zurückschaue, muss ich sagen, ich hatte ein erfülltes Leben. Als junger Priester ging ich durch Krisen, aber Gott erlaubte das, damit ich reifen konnte. Da lernt man verzeihen und um Verzeihung bitten, manchmal still sein, nicht alles zu sagen, man lernt mit dem Herzen beten und die Predigten gut vorbereiten, man lernt den Menschen in ihren Nöten zuhören und auf Gott zu vertrauen. Das hält einen jung.


Pater Paul Pezzei war mit Unterbrechung 17 Jahre in Peru, dann drei Jahre in Chile tätig. Nach einem kurzen Einsatz in Südtirol wurde er für acht Jahre nach Nicaragua gesandt. Seit August 2019 arbeitet er in Nürnberg und Neumarkt/Opf.