geboren am 02.01.1885 in Wien/A
Zeitliche Gelübde: 15.08.1902
verstorben am 07.01.1905
beigesetzt in Brixen/I
Am 7. Januar 1905 vormittags verschied im Missionshaus Milland der Mitbruder und Scholastiker Karl Wangler. Sein Tod kam zwar nicht unerwartet, aber er erfüllte alle mit tiefer Trauer. Er wurde am 2. Januar 1885 in Wien als Sohn eines höheren Postbeamten geboren. Sein Großvater brachte ihm die ersten Gebete bei. Sein Vater erzog ihn zu treuer Pflichterfüllung in der Schule und später beim Besuch des Gymnasiums.
Im Alter von 15 Jahren fühlte er den Beruf zum Missionar. Er war ein großer Verehrer der Muttergottes und war als Student der Marianischen Kongregation beigetreten. Nach Überwindung vieler Schwierigkeiten wurde er am 26. Juli 1900 als Kandidat in Milland aufgenommen. Am 5. August des gleichen Jahres konnte er bereits das Noviziat beginnen. Seine Charaktereigenschaften, seine Entschlossenheit und seine Festigkeit in den Schwierigkeiten berechtigten zu den schönsten Hoffnungen. Er offenbarte ein gesundes Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Zudem zeichneten ihn kindliche Offenheit und Aufrichtigkeit den Oberen gegenüber aus. War er bisher ein eifriger Marienverehrer, so bemühte er sich jetzt als Novize auch um die Verehrung des Herzens Jesu. Sein Grundsatz war: „Ein Sohn des heiligsten Herzens Jesu müsse das Herz Jesu besser kennen als alle übrigen Menschen“. So machte er große Fortschritte im geistlichen Leben. Am 15. August 1902 durfte er die Gelübde ablegen.
Die Oberen setzten großes Vertrauen in ihn, so dass sie ihn zum Präfekten der Studenten im Seminar Xaverianum ernannten. Er übernahm diese Aufgabe mit Freude und großem Eifer und war dabei sehr erfolgreich. Er selbst half ihnen beim Studium, gab Nachhilfestunden in den verschiedensten Fächern und eiferte sie zum fleißigen Studium an. Man wunderte sich, wie er den Studenten so viel Zeit widmen konnte, da er ja selbst in die Schule gehen musste. Kein Wunder, dass die Studenten des Missionshauses stets zu den besten am Gymnasium zählten.
Als am 21. Januar 1904 ein Student in seinen Armen gestorben war, fragte er die Studenten öfters, wer der nächste sein werde, der ihm im Tode folgen wird. Bei solchen Gelegenheiten zeigte er dann gewöhnlich auf sich selbst. Vielleicht hatte er es bereits vorausgeahnt, da ja seine Kräfte eine solche Arbeitslast nicht auf die Dauer tragen konnten. Ende Juli 1904 durfte er das Amt ablegen und zu seinen Mitbrüdern ins Scholastikat zurückkehren, um sich ganz dem Theologiestudium widmen zu können. Damals plagte ihn bereits ein Husten, doch achtete er nicht darauf. Es kam die Zeit der Jahresexerzitien. Da seine Kräfte den geistlichen Übungen, die er überaus genau nahm und gewissenhaft erfüllte, nicht mehr gewachsen waren, musste er sich zu Bett begeben.
Bald erholte er sich wieder, und nach Beendigung der Exerzitien besuchte er acht Tage lang die Vorlesungen im Priesterseminar von Brixen. Dann aber begann der Husten immer bedenklicher zu werden. Gegen Ende September bezog Karl das Krankenzimmer, um es nicht mehr lebend zu verlassen. Anfangs verbrachte er die meiste Zeit außerhalb seines Bettes. Er studierte weiterhin Italienisch, Französisch und Philosophie. Neben diesen Büchern lag aber auch die Nachfolge Christi und ein Büchleins seines Lieblingsheiligen Franz von Sales, den er besonders in der Demut und Sanftmut nachahmen wollte.
Sein Zustand verschlechterte sich jedoch immer mehr, so dass er beständig im Bett bleiben musste. Bald trat eine solche Schwäche ein, dass niemand mehr zu ihm zugelassen wurde. Auch seine Eltern reisten von Wien an, um ihren Sohn noch zu besuchen. Mehrere Krankheiten konnten die Ärzte heilen, aber nicht die galoppierende Lungenschwindsucht. Von den Ärzten aufgegeben, empfing er am 15. Dezember die Sterbesakramente. Am 7. Januar morgens verschlechterte sich sein Zustand so sehr, so dass er nach einem kurzen Todeskampf sein Leben dem Schöpfer zurückgeben konnte.
Am 9. Januar 1905 wurde der Mitbruder im Friedhof von Milland beigesetzt. Es war ein langer Leichenzug, der sich vom Missionshaus zur Pfarrkirche von Milland bewegte: die Eltern des Verstorbenen, die Studenten, Novizen, Scholastiker, die Mitbrüder, Vertreter der Theologen des Priesterseminars und der Ordensgemeinschaften, Gläubige der Pfarrei usw. Nun ruhen beide in nächster Nähe der Kirche: die sterblichen Überreste des Studenten, der in den Armen seines Erziehers Karl gestorben war, und der Erzieher selbst, der gleichsam dessen Schutzengel auf Erden gewesen war. Mögen beide im Frieden ruhen. (Aus “Stern der Neger”, Februar 1905)
R.I.P.