geboren am 11.05.1914 in Baustetten/D
Zeitliche Gelübde: 09.09.1933
Ewige Gelübde: 17.04.1938
Priesterweihe: 29.06.1938
verstorben am 15.05.2001
beigesetzt in Ellwangen/D


„Pater Wilhelm nahm nur mehr ungern an Versammlungen teil, da er schwerhörig geworden war. Seinen Abschied jedoch hat er gut geplant: Er starb während der Provinzversammlung, so dass eine starke Gruppe von Mitbrüdern an seinem Begräbnis teilnehmen und für ihn beten konnte.“ Diese Worte sprach der Provinzobere Pater Silvester Engl beim Begräbnisgottesdienst des geschätzten Mitbruders. Am 29. Juni 1998 hatte er sein diamantenes Priesterjubiläum gefeiert. Vor sechzig Jahren wurde er zusammen mit Bischof Anton Kühner (die beiden waren nicht verwandt) in Brixen zum Priester geweiht. Beide Mitbrüder stammten aus Baustetten/Bachenau bei Heilbronn, Diözese Rottenburg-Stuttgart. Wilhelm erblickte das Licht der Welt am 11. Mai 1914, nur wenige Tage nach seinem Landsmann Anton.

Beide traten 1926 ins Missionsseminar der Comboni-Missionare von Ellwangen ein und besuchten das Gymnasium der Stadt. Gemeinsam begannen sie am 9. September 1931 das Noviziat in Milland/Brixen und legten am 9. September 1933 die ersten zeitlichen Gelübde ab. Am Priesterseminar von Brixen studierten sie Philosophie und Theologie. Am 17. April 1938 folgten die ewigen Gelübde und am 29. Juni des gleichen Jahres erhielten sie im Dom von Brixen die Priesterweihe.

Der Neupriester wurde gleich zum Pfarrer von Neuses bei Bad Mergentheim ernannt. Nur auf diese Weise konnte er die Einberufung und den Kriegsdienst vermeiden. Nach dem Krieg arbeitete er in der Missionarischen Bewusstseinsbildung und als Erzieher im Seminar von Bad Mergentheim. Im September 1948 wurde er nach Rom zum Studium des Kirchenrechts geschickt, das er 1951 mit dem Doktorat abschloss.

Pater Wilhelm erhielt nun endlich Sendung nach Südafrika. Ende 1952 kam er dort an und begann in Maria Trost mit dem Studium der Zulu-Sprache. Die Kenntnis dieser Sprache erlaubte es ihm später, in Zulu-Pfarreien auszuhelfen, wann immer er gebraucht wurde. 1954 holte ihn Bischof Johann Riegler nach Lydenburg und ernannte ihn zum Kanzler, zu seinem Sekretär und zum Pfarrer.

Im Juni 1955 verlegte Bischof Riegler seinen Bischofssitz nach Witbank. Pater Wilhelm begleitete ihn als stellvertretender Generalvikar und als Sekretär. Nach dem allzu frühen Tod des Bischofs wurde Pater Wilhelm zum Diözesanadministrator ernannt. Im Mai 1956 wurde Pater Anton Reiterer zum neuen Bischof von Witbank ernannt. Pater Kühner erzählte oft und mit viel Liebe von Bischof Riegler. Die zwei müssen sich anscheinend sehr gut verstanden haben.

Auch Bischof Anton Reiterer schätzte wie sein Vorgänger die Fähigkeiten von Pater Wilhelm und ernannte ihn zu seinem Sekretär und 1964 zu seinem Generalvikar. Bischof Reiterer war bekannt wegen seiner Gastfreundschaft und lud gerne zum 10.00 o’clock tea ein. Sr. Martina und Pater Kühner waren dabei seine guten Helfer. Wer immer im Bischofshaus zu einem kurzen Besuch einkehrte, wurde freundlich aufgenommen, und Pater Kühner erzählte dann meistens seine neuesten Witze.

Pater Kühner arbeitete die meiste Zeit hinter den Kulissen. Seine Aufgabe war es, den Bischof und die Mitbrüder in den Pfarreien zu unterstützen. Er versah seinen Dienst in ganz unauffälliger Weise, denn er wollte nicht auffallen. Er vermied es immer, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und erwartete nie Anerkennung. Seine Aufgabe war es auch, die monatlichen Dekanatskonferenzen zu planen. Er bereitete die Themen für die Teilnehmer vor. Es ging immer um Fragen aus dem Kirchenrecht oder der Moraltheologie. Die Themen wurden bei den Treffen diskutiert, und die einzelnen Gruppen mussten die Fragen beantworten. Erst beim nächsten Treffen wurden die Antworten bekannt gegeben und mitgeteilt, ob sie „römisch“ genug waren. Pater Wilhelm gab auch das Blatt „Catholic Home“ heraus, mit dem die Leute über die Entwicklung und die Beschlüsse der Diözese informiert wurden. Er beantwortete Briefe und bestätigte immer pünktlich deren Eingang im bischöflichen Büro. Pater Kühner tat sich schwer, Verantwortung auf sich zu nehmen, war aber immer bereit, mitzuarbeiten und auszuhelfen. Er liebte ein geselliges Milieu und pflegte Freundschaften. Er brauchte einen regelmäßigen und überschaubaren Job.

1961 nahm er am Generalkapitel in Deutschland teil, wurde zum Generalrat gewählt und zum Hausoberen von Milland ernannt. Aber schon nach kurzer Zeit verzichtete er auf alle Ämter, kehrte nach Südafrika zurück und nahm seine Arbeit an der Seite des Bischofs wieder auf. Die jungen Mitbrüder von Milland waren sehr betrübt über seinen Entschluss, denn er wurde dort sehr gut aufgenommen, und man erhoffte sich unter ihm den Anfang einer neuen Ära.

Im Februar 1983 wurde Bischof Anton Reiterer 75 Jahre alt und reichte in Rom seinen Rücktritt ein. Pater Kühner tat sich schwer, sich mit der neuen Diözesanverwaltung und dem neuen Personal im Bischofshaus zurechtzufinden. Zudem starb Sr. Martina von den Grazer Schulschwestern, die jahrelang den Haushalt des Bischofs geführt hatte, eine Woche nach dem Rücktritt von Bischof Reiterer. Deswegen kehrte er 1986, nach einem kurzen Aufenthalt in Maria Trost, nach Deutschland zurück. Er wurde der Hausgemeinschaft Josefstal zugeteilt und zog später ins Seniorenheim nach Ellwangen, wo er ein neues Zuhause fand. Wegen seiner nachlassenden Gesundheit konnte er nicht mehr durchgehend einen Dienst übernehmen, aber er verrichtete kleinere Dienste im Haus, solange es ging. Gegen Ende seines Lebens konnte er sich nicht mehr an Unterhaltungen beteiligen und zog sich immer mehr in seine eigene Welt zurück. Am 15. Mai 2001 ist Pater Wilhelm in Ellwangen verstorben. Im städtischen Friedhof fand er an der Seite seiner Mitbrüder die letzte Ruhestätte.

R.I.P.

Pater Georg Klose