geboren am 15.01.1927 in Eglingen/D
Zeitliche Gelübde: 13.11.1948
Ewige Gelübde: 25.02.1952
Priesterweihe: 15.03.1953
verstorben am 27.11.1979
beigesetzt in Mellatz/D


Ein Nachruf von Pater Adolf Kampl, Rektor des Missionshauses Mellatz

Am Dienstag, dem 27. November 1979, starb Pater Josef Fischer an einem Herzversagen. An jenem Tag hatte er morgens bei den Schwestern im Altersheim Opfenbach das Ordensfest von der Wunderbaren Medaille gefeiert. Darnach hatte er zu Hause sein Auto gewaschen und fahrtüchtig gemacht. Vor der Abfahrt hatte er sich noch mit einem Bruder länger in seinem Büro unterhalten und war guter Stimmung gewesen. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte er das Haus verlassen, ohne sein Zimmer und Büro abzuschließen. Er war nach Peiting bei Schongau gefahren, um eine Förderin vom „Werk des Erlösers“ zu besuchen. Er hatte dort in der Familie eine Brotzeit vorgesetzt bekommen und sich unter anderem noch über die bevorstehende Reise des hl. Vaters in die Türkei unterhalten. Seine letzte Bemerkung war gewesen, dass der Papst auch an Rückgratschmerzen litte. Dann war er plötzlich aufgesprungen, hatte nach Luft geschnappt und das Fenster öffnen wollen, war aber nicht mehr dazugekommen, sondern zusammengesunken. Der herbeigerufene Arzt konnte nur mehr den Tod durch Herzversagen feststellen. Der sofort verständigte Kaplan von Peiting sprach die Scheidungsgebete und stand der Familie bei, die über das Vorgefallene zutiefst erschrocken war.

Vorausgegangen war, dass Pater Josef Fischer im Oktober drei Wochen lang eine Aushilfe in der Pfarrei Nesselwang übernommen hatte. Die Arbeit dort, vor allem in der Schule, hatte ihn sehr angestrengt; mindestens einmal in der Woche war er nach Mellatz zurückgekommen, um die eingelaufene Post zu beantworten. Wegen dieser Aushilfe hatte er auch nicht an der Provinzversammlung im Oktober teilnehmen können. Seinen Freunden hatte er gesagt, dass er dringend Erholung brauche. Er ging dann auch viel in die frische Luft und machte Waldläufe. Er dachte weniger an Herzbeschwerden als an seinen Bandscheibenschaden und war auf Diät und auf den guten Zustand seiner Lunge bedacht. Er hat sich eher selbst kurieren wollen und in letzter Zeit nicht auf seinen allgemeinen Gesundheitszustand untersuchen lassen; er hat mehr die Hilfe von Heilpraktikern, Teespezialisten, Reform- und Kurhäusern in Anspruch genommen, als sich von Fachärzten behandeln lassen.

Pater Josef Fischer ist geboren am 15. Januar 1927 in Eglingen, Bistum Rottenburg, als neuntes Kind des Schmiedemeisters Josef Fischer und seiner Frau Walburga, geb . Raach. 1933-1938 besuchte er die Volksschule an seinem Heimatort. Am 20. April 1938 trat er in das Missionsseminar St. Joseph in Ellwangen (Jagst) ein und besuchte das dortige Gymnasium. Am 9. November 1943 wurde er als Flakhelfer zum Reichsarbeitsdienst und am 30. November 1944 zur Wehrmacht eingezogen.

Am 15. Juni 1945 wurde er aus der amerikanischen Gefangenschaft entlassen. Er setzte seine Gymnasialstudien in Ellwangen fort und bestand am 10. Juli 1946 die Reifeprüfung. In seinem Abschlusszeugnis steht folgende Beurteilung zu lesen: „Josef Fischer war von zurückhaltendem Wesen, tat still und fleißig seine Pflicht und bemühte sich nach Kräften.“ Im Herbst 1946 trat er in Bamberg ins Noviziat der Gemeinschaft der Comboni-Missionare ein und wechselte 1948 ins dortige Scholastikat. Er besuchte die theologisch-philosophische Hochschule in Bamberg. Am 23. Februar 1952 legte er die Schlussprüfung in der Theologie mit der Gesamtnote 1 ab. Am 15. Marz 1953 wurde er ebenda zum Priester geweiht.

Nach einem halbjährigen Einsatz als Kaplan in der Nähe von Bamberg bekam et Sendung nach Südafrika. Dort wirkte er auf den Stationen von Maria Trost, Barberton, Lydenburg und Middelburg. Nach einem schweren Nervenzusammenbruch kehrte er 1959 nach Deutschland zurück. Als er sich hier wieder erholt hatte, wurde er am 1. Juni 1959 als Propagandist im Noviziatshaus Mellatz angestellt. Zwanzig Jahre lang versah er diese Aufgabe, die ihm nicht leichtfiel, weil zur gleichen Zeit dann auch von Mellatz aus die Spanienaktion aufgebaut wurde.

Aus dem Bericht des Missionshauses Mellatz zur Vorbereitung des Generalkapitels 1979 ergibt sich, dass sich der Wirkungsbereich von Pater Fischer auf den südlichen Teil der Diözesen Rottenburg, Augsburg und München und in Osterreich auf Vorarlberg erstreckte. Seine Hauptaufgabe war die Verbreitung des Werkes des Erlösers mit einer Auflagenhöhe von 18.000; dadurch wurde das Missionshaus in den genannten Diözesen vor allem in ländlichen Pfarreien bekannt.

An etwa zehn Sonntagen im Jahr arbeitete er bei der Werbung für Missio Aachen in der Diözese Rottenburg mit; dadurch kam er in Pfarreien, wo es ihm sonst nicht gut möglich war. Eine direkte Berufswerbung war ihm nicht möglich, weil in einem Umkreis von 80 km drei bischöfliche Seminare und vier Ordensschulen zum Studium offenstehen. So pflegte er intensiv den Kontakt zu Freunden, Wohltätern und Förderinnen; in vielen Dörfern besorgte er das Einkassieren der Mitgliedsbeiträge selber. Er war stolz darauf gewesen, dass er eine Wohltäterin gewinnen konnte, die mit DM 100.000 den Bau des Training-Center in Maria Trost in Südafrika mitfinanzieren konnte. Um seine Berichte über die Missionare aktualisieren zu können, machte er 1975 eine Informationsreise nach Lateinamerika und 1978 nach Kenia und Südafrika.

Pater Josef Fischer fühlte sich offensichtlich seit seiner Rückkehr aus Südafrika als kranker Mann. Dies bekamen viele Mitbrüder zu hören. Er selber musste sich immer wieder Mut machen: „Sorge dich nicht! Lebe!“ lautet ein Gedicht, das er aufbewahrt hat:

Frei von Krankheit fühl ich mich
Frei von Sorgen, Not und Leiden
Fühl mich frisch und jugendlich
Fühle nichts denn Glück und Freuden.

Die Gedanken all sind rein,
lebend stehe ich im Leben
und zum Wollen wird allein
ständig mir die Kraft gegeben.

Ja in allem will ich mich
stets dem Willen Gottes fügen.
Mächtig regt der Wille sich
und die Kraft zum Wagen.
Was auch immer kommen mag,
besser wird’s mit jedem Tag.

Pater Joseph war auf seine Gesundheit sehr bedacht. Frische Luft schätzte er über alles, stundenlang machte er Spaziergange und Waldläufe. Dazu stand er auch nachts auf. Mit dem Rauch und den Rauchern hatte er seine liebe Not. Dahinter stand seine Lebensphilosophie:

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.
Jenes bedrängt, dieses erfrischt:
so wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich presst,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt.

So war Pater Fischer kein leichter Mitbruder. Lärm, Rauch und vor allem die Störung seiner Nachtruhe konnte er überhaupt nicht vertragen. Wenn man ihm seine Eigenheiten gelten ließ, konnte er der liebenswürdigste und aufgeschlossenste Mitbruder sein. Er lachte herzlich und überraschte einen mit orientalischem Redeschwall. Er war ein sangesfreudiger Mensch, das machte es ihm leichter, Kontakt zu finden. In letzter Zeit machte er eine Ausbildung in Gesang mit.

Als Missionar und Priester hielt er sich an die traditionelle Theologie und Frömmigkeit. Er war informiert über die neuere Entwicklung in der Katholischen Kirche. Er lebte besonders aus der Spiritualität der kleinen hl. Theresia, der Patronin der Missionen, und ließ sich 1973 als Mitglied ins Theresienwerk in Augsburg eintragen. Er verehrte kindlich die Gottesmutter und seinen Namenspatron, den hl. Josef, und hielt deren Gedenktage hoch in Ehren. Mit gleichgesinnten Freuden der Gottesmutter von La Salette machte er in den letzten Jahren seine Urlaubsreisen nach Frankreich, England und ins, Hl. Land.

In allem stand Pater Fischer treu zur Gemeinschaft der Comboni-Missionare. Es wäre für ihn leicht gewesen, eine Pfarrei zu bekommen; er tat es bewusst nicht, sondern setzte sich im Rahmen seiner Kräfte bei der Werbung für die Gemeinschaft, für das Noviziatshaus Mellatz und für die Missionare ein. Hinter all seinem Leben und Wirken stand der schlichte, fast unangefochtene Glaube an Gott. Unter seinen Aufzeichnungen findet sich folgende:

Gott, schenke uns Gelassenheit,
das hinzunehmen, was wir nicht ändern können.
Gott, schenke uns Mut,
das zu ändern, was wir ändern können.
Gott, schenke uns Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.

Mellatz, den 29. Januar 1980.

R.I.P.