geboren am 16.12.1944 in Bad Mergentheim /D
Zeitliche Gelübde: 02.02.1964
Ewige Gelübde: 01.02.1970
verstorben am 06.05.2019
beigesetzt in Ellwangen/D


Bruder Hermann Engelhardt stammte aus Laudenbach/Baden-Württemberg und erblickte am 16. Dezember 1944 das Licht der Welt. Da sich sein älterer Bruder Franz (er ist leider viel zu früh im Alter von nur dreißig Jahren in Südafrika gestorben) im Seminar der „Herz-Jesu-Missionare“ in Bad Mergentheim auf den Missionsberuf vorbereitete, schloss Hermann sich ihm 1956 nach dem Abschluss der Volksschule an. Nach vier Jahren Oberschule aber entschloss er sich, Brudermissionar zu werden. Nachdem die Generalleitung 1960 eine Niederlassung in Palencia/Spanien eröffnet hatte und eine Brüdergruppe eingezogen war, wurde Hermann im Juni 1960 als Bruderpostulant dorthin geschickt und von Bruder Paul Zeller spirituell und beruflich begleitet. Anfang Januar 1962 kehrte er nach Deutschland zurück, um am 2. Februar in Josefstal das Noviziat zu beginnen, das er am 2. Februar 1964 mit den ersten zeitlichen Gelübden abschloss.

Vorbereitungszeit und Einsatz in der Heimatprovinz

Bruder Paul Zeller war von Beruf Gärtner. Wohl deswegen entschied sich auch Hermann, diesen Beruf zu ergreifen. Bruder Paul blieb für immer in jeder Hinsicht Hermanns großes Vorbild, von dem er oft mit Liebe und Dankbarkeit erzählte. Von ihm „erbte“ er wohl auch die Liebe zur Gärtnerei, zu Pflanzen und Blumen, zur Natur. Nach dem Noviziat besuchte Hermann die Berufsschule für Gärtner in Regensburg und hatte einen Lehrvertrag mit einer Gärtnerei in Neumarkt/Oberpfalz und war während dieser Zeit Mitglied unserer Hausgemeinschaft im Missionsseminar St. Paulus. Es war die Zeit, in welcher man in der Kongregation sehr darauf bedacht war, dass alle jungen Brüder und Bruderkandidaten eine gute handwerkliche Ausbildung bekamen. Er schloss die Ausbildung mit der Gesellenprüfung ab. Die Gärtnerei wurde seine Lebens- und Lieblingsarbeit. Er liebte seinen Beruf und übte ihn stets mit Eifer und großer Sachkenntnis aus.

Nach Abschluss der Lehre kehrte Bruder Hermann nach Josefstal zurück und arbeitete dort als Gärtner von 1966 bis 1973. Nach kurzen Einsätzen in Brixen und Mellatz wurde er 1974 nach Brixen versetzt, wo er bis zu seiner Aussendung nach Südafrika 1976 auch für den Garten verantwortlich war. Bruder Hermann war aber nicht nur Gärtner. Wegen seines offenen und angenehmen Charakters wurde er bald zum Begleiter und Ausbilder der Lehrlingsgruppe in Josefstal und später in Milland ernannt. In beiden Gemeinschaften waren Lehrlingsgruppen mit verschiedenen Berufszweigen. Bruder Hermann verstand es, mit den Lehrlingen auf Augenhöhe zu bleiben und zu reden. Er war ein absolut verlässlicher Gesprächspartner, wodurch er in vielen seiner Schützlinge markante Spuren hinterließ, sowie eine Verbindung fürs ganze Leben selbst dann noch unterhielt, wenn sie längst ihre eigenen Wege eingeschlagen hatten. Ziel der Lehrlingsgruppen war damals, den Jugendlichen bei ihrer Berufsfindung zu helfen und auch eine Entscheidung herbeizuführen, ob sie als Brudermissionar eintreten oder wieder ihre eigenen Wege gehen möchten. In diesem Sinne hat Bruder Hermann bestens gearbeitet.

Am 1. Februar 1970 weihte sich Bruder Hermann in Josefstal durch die ewigen Gelübde für immer Gott und der Mission.

Missionar in Südafrika

Zwanzig Jahre waren seit Hermanns Eintritt ins Seminar von Bad Mergentheim vergangen. Er war nun 32 Jahre alt und bereit und reif, in die Mission zu gehen. Nach dem Besuch eines Sprachkurses in England konnte er am 23. November 1976 in die südafrikanische Mission ausreisen. Sein erster Einsatz war die große Missionsstation Glen Cowie. 22 Jahre seines Missionsdienstes schenkte er dieser Mission. Schon bald wurde ihm dort die Verantwortung für den Garten übertragen. Langsam baute er ihn zu einem Musterbetrieb aus, erweiterte ihn, stellte Arbeiter ein, bildete sie aus, half den Leuten selber Gemüsegärten anzulegen und begleitete sie dabei mit Rat und Tat. Für den Absatz der Gartenerträge war bestens gesorgt. Er belieferte das Krankenhaus, die Krankenpflegeschule, das Mädcheninternat, die Schwesterngemeinschaft, das Missionspersonal und Leute der Umgebung jeden Tag mit frischem Gemüse. Der Garten konnte auf diese Weise wesentlich zum Unterhalt der Mission und der Missionsarbeit beitragen.

1999 hieß es von der geliebten Missionsstation Glen Cowie und vom gut funktionierenden Garten Abschied zu nehmen, in den er viel Kraft und Liebe investiert hatte. Der neue afrikanische Bischof von Witbank hatte eine andere Sicht von der Arbeit der Brüder und deren Projekten. So wurde Bruder Hermann in die Mount Frere-Mission der Diözese Kokstadt versetzt, die die Comboni-Missionare übernommen hatten, um ihre „Übermacht“ in der Diözese Witbank etwas zu reduzieren. Gleich legte er auch hier einen Garten an, beschränkte sich aber nicht auf dessen enge Grenzen, sondern stand mehr und mehr der Bevölkerung zur Verfügung und zur Seite. Jeden Tag kamen Leute zu ihm, um Gemüse, Setzlinge, Samen oder Dünger für die eigenen kleinen Gärten zu kaufen, die sie unter seiner Anleitung anzulegen begannen. Er hatte drei Arbeiter, die er gut ausbildete, so dass sie den Garten öfters auch allein führen konnten. Oft besuchte er mit einem Arbeiter Dörfer der Eastern Cape Provinz, um den Leuten Anweisungen zu geben bei der Führung ihrer kleinen Gärten. Öfters legte er an einem Tag Strecken von bis zu zweihundert Kilometern zurück, um Leuten beim Anlegen von Gärten zu helfen, ihnen Ratschläge zu geben und sie zu ermutigen.

Nach der Übergabe der Pfarrei Mount Frere an die Diözese Kokstadt 2012 wurde Bruder Hermann nach Maria Trost versetzt, die Mutterstation der Comboni-Missionare und der Diözese Witbank. Auch hier versorgte er die Mitbrüder und die Leute mit Gemüse und teilte mit ihnen seine berufliche Erfahrung. Die Station Maria Trost ist von großer Bedeutung für die Diözese Witbank wegen des Pastoralzentrums, das viel genutzt wird für Versammlungen, Exerzitien, Kurse und dergleichen. Deswegen ist dort auch ein Gemüsegarten wichtig, um den Kursteilnehmern frisches und gesundes Gemüse anbieten zu können. 2016 fand sein Aufenthalt und Missionseinsatz in Südafrika leider ein jähes Ende wegen eines beginnenden Krebsleidens.

Kreuzweg

Hermann kehrte zur Behandlung nach Ellwangen zurück, aber schon bald zeigte sich, dass die Krankheit nicht mehr zu stoppen war. So begann nun die letzte Phase seines Lebens, die er ebenso erfolgreich, gelassen und vorbildlich zu gestalten wusste. Er wurde sich bald bewusst, dass seine Krankheit sein baldiges Lebensende herbeiführen würde. Er wirkte aber weiterhin ruhig und ergeben, obwohl er wusste, dass seine Krankheit mit großen Schmerzen verbunden sein würde, je näher das Ende heranrückte. Um ihm die bestmögliche Betreuung bieten zu können, verbrachte er die letzten Lebenswochen im nahegelegenen Hospiz der St. Anna-Schwestern von Ellwangen, wo er am Abend des 6. Mai 2019 sein Leben beschloss. Er ruht nun in der Ellwanger Grabstätte der Comboni-Missionare inmitten von 72 Mitbrüdern, die ihm im Tode vorausgegangen sind.

Der Mensch und Mitbruder

Hermanns Leben und Missionseinsatz haben sich nicht im Rampenlicht der Welt abgespielt, aber wo immer er eingesetzt war, wurde er schnell bekannt und beliebt und zum Ansprechpartner für viele. Für die Mitbrüder und für alle, die mit ihm in Kontakt kamen, wurde er zu einem geschätzten Begleiter, zu einem aufrichtigen Freund und zu einem Mitbruder, auf den man sich voll und ganz verlassen konnte. Er war jederzeit bereit, auf die Bedürfnisse der Mitbrüder und der Leute einzugehen und ihnen zu helfen.

Beispielhaft waren sein Fleiß und seine Kompetenz als Gärtner. Er liebte seinen Beruf, konnte auch andere dafür gewinnen und gab sein Wissen und seine Erfahrung gerne weiter. Er pflegte gute Beziehung zu den Menschen an den Orten, wo er wirkte. Mit allen kam er zurecht, mit seinen Mitarbeitern, mit den Angestellten der Mission und den Mitbrüdern. Er unterhielt sich gerne mit seinen Besuchern im Garten, mit Jung und Alt, so dass er immer mehr Einblick gewann in deren Leben, Schwierigkeiten und Probleme. So konnte er auch vielen mit Rat und Tat beistehen und helfen. Er zeigte viel Geduld und Verständnis, wenn der Erfolg seiner Anweisungen und Ratschläge oft ausblieb.

Er hatte ein gesundes Selbstbewusstsein, machte von seinen Talenten frohen Gebrauch und schätzte die Gaben anderer. Besonders wohltuend war seine Präsenz im Alltagsleben der Gemeinschaft. Er sprach offen aus, was sich nach seiner Meinung nicht schickte, vermied aber jede negative Kritik, ließ sich nie entmutigen und auch nie verbittern. Er war menschlich, wirklichkeitsnah, ohne Allüren. Er wollte nie auffallen, aber sein ruhiges Wesen hat alle bereichert.

Sein Lebensfundament waren sein fester Glauben, seine Treue zum Gebet, seine Verfügbarkeit für die Gemeinschaft, sein froher Dienst an den Menschen. Der Mitbruder, der Nächste standen für ihn im Mittelpunkt. Er suchte nicht sich selbst, sondern war ganz selbstverständlich und spontan für den anderen da und für dessen Nöte und Bedürfnisse. Sein Leben war Gottes- und Menschendienst.

R.I.P.

Mitbrüder der DSP/RSA; Pater Alois Eder


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