Unsere Mission kommt von Jesus selbst, der sich als „Missionar“ seines Vaters vom Geist Gottes gesandt wusste, „den Armen eine frohe Botschaft zu bringen, den Blinden das Augenlicht zu schenken und die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen“ (Lk 4, 18-19). Er hat seine Jüngerinnen und Jünger beauftragt „in die ganze Welt zu gehen und der ganzen Schöpfung das Evangelium zu verkünden“ (Mk 16,15). Was sie mit Jesus erlebt hatten, das sollten sie weitererzählen. Sie haben sein „Lebensprojekt“ unter den Menschen in die Tat umgesetzt. Ja, die „Mission“ hat immer und bis heute mit Jesus selbst zu tun. Wer ihm begegnet, der folgt seinen Spuren und stellt sich – wie er –in den Dienst der Menschen.

Auch wir Comboni-Missionare stellen uns in der Welt von heute den Herausforderungen des Missionsauftrags Jesu. Wir lassen uns dabei von einigen Zielvorstellungen leiten.

  • Wir bleiben nicht daheim. Wir gehen in die Welt hinaus. Schon unsere Ausbildung erhalten wir oft in einem anderen Land. Wir leben und arbeiten in internationalen Gemeinschaften, weil wir die Begegnung mit Menschen einer anderen Kultur als Bereicherung erleben und nicht als Bedrohung empfinden.
  • Wir gehen vor allem zu den Menschen und Bevölkerungsgruppen, die an den Rand gedrängt werden. Deshalb findet man uns an den verarmten Peripherien der großen Städte. Wir arbeiten in Afrika unter Hirten- und Nomadenvölkern, in Lateinamerika unter indigenen Minderheiten und Afroamerikanern und setzen uns in Europa unter anderem für Migranten ein.
  • Meist sind wir Missionare heute in der Verkündigung des Evangeliums nicht mehr an vorderster Stelle. Längst haben in den Kirchen des Südens neben einheimischen Bischöfen und Priestern zahlreiche Frauen und Männer als Katechisten und Gemeindeleiterinnen in zahlreichen pastoralen und sozialen Diensten die Verantwortung für die Mission vor Ort übernommen. Wir sitzen noch mit ihnen im gleichen Boot, aber wir steuern nicht mehr. Unsere Mission ist erfüllt, wenn lokale Führungskräfte den Aufbau und die Begleitung der christlichen Gemeinden übernehmen. Aber wir bleiben auch, wenn es darum geht, für Versöhnung, Gerechtigkeit, Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten.
  • Nicht wenige von uns Comboni-Missionaren bleiben auch dann bei den Leuten, wenn Unruhen oder Krieg, soziale Gewalt, Rassismus, Krankheit und Epidemien das Leben bedrohen. Manche haben das mit ihrem Leben bezahlt und sind so zu Märtyrern geworden. Sie bleiben für uns ein Zeichen für bedingungslose Treue zum Evangelium.
  • Wir begegnen den kulturellen und religiösen Werten der Menschen, unter denen wir leben und arbeiten, mit Respekt und Wertschätzung, weil wir davon überzeugt sind, dass es der Geist Gottes ist, der überall dort am Werk ist, wo Menschen nach Gott suchen und sich in ihrer je eigenen Kultur und Lebenswelt das Evangelium zu eigen machen.
  • Wir stehen auch im Europa von heute vor großen Herausforderungen. Wir wenden uns gegen eine Haltung globaler Gleichgültigkeit, wenn das an Millionen von Menschen begangene Unrecht nicht mehr wahrgenommen wird, wenn die Ressourcen unseres Planeten ausgebeutet und Menschenwürde mit Füßen getreten werden. In unseren Medien versuchen wir, über hoffnungsvolle Aufbrüche in den Ländern des Südens zu berichten und dort zu helfen, wo in schwierigen sozialen Situationen eine Hilfe nötig ist. Ebenso helfen wir beim Aufbau einer eigenständigen Ortskirche.

Als Missionare sind wir Teil einer global vernetzten Glaubens-, Solidar- und Gebetsgemeinschaft, in der Menschen als Schwestern und Brüder und als Töchter und Söhne Gottes an der Leidenschaft Gottes für die Welt Anteil haben und füreinander Verantwortung übernehmen.

P. Franz Weber