Valesca Auer und Regina Braunmiller waren seit August 2019 als Missionarinnen auf Zeit (MaZ) im Dorf Alenga in Uganda. Ursprünglich war der Einsatz bis Juli 2020 vorgesehen, doch dann kam die Corona-Pandemie dazwischen. Hals über Kopf mussten die beiden Mitte März zurück nach Deutschland reisen, bevor die Reisefreiheit ganz eingeschränkt wurde. Hier schreiben sie, wie sie die Situation in Uganda erlebt haben:
Von den Szenarien aus Deutschland aber auch aus anderen Ländern der Welt, die von der Corona-Krise betroffen sind, haben wir anfänglich in Uganda nicht viel mitbekommen. Durch Freunde oder die Familie bekam man immer mal wieder Nachrichten, doch das Leben in Alenga lief weiter so wie bisher. Deshalb dachten wir: „Ach, das wird schon nicht so schlimm sein, hier in Uganda hört man ja noch gar nichts davon.“ Doch gegen Ende Februar bekamen wir immer häufiger Benachrichtigungen auf dem Handy, die uns berichteten, wie schnell die Zahlen der Infizierten beispielsweise in Italien anstiegen, was dort für Maßnahmen ergriffen wurden und wie die Lage gerade in Deutschland aussieht.
Das erste Mal wurden wir vom Ausmaß der Pandemie richtig konfrontiert, als der Besuch von Reginas Familie Anfang März kurz bevorstand. Wir bekamen nur wenige Tage vor deren Besuch vom Auswärtigen Amt eine Warnung, dass es zu Einreisebeschränkungen mit 14-tägiger Quarantäne bei Touristen/Ausländern nach Uganda kommen könne, doch es stand zu dem damaligen Zeitpunkt noch nichts Genaueres fest. Am Tag vor dem Abflug ihrer Familie kam dann die endgültige Warnung, dass Einreisende aus Deutschland sich bei der Ankunft am Flughafen in eine 14-tägige „Selbst-Quarantäne“ begeben müssten. Selbstverständlich konnte Reginas Familie unter dieser Voraussetzung nicht kommen. Natürlich war dies ein kleiner „Schlag“ für uns, denn logischerweise hatten wir schon überlegt, was wir mit ihnen machen könnten und wir haben uns auch schon gefreut, ihnen unser Zuhause und unsere Arbeit zu zeigen.
Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir noch die Hoffnung, dass Valescas Schwester und Reginas Familie uns vielleicht im Mai, wenn sich die Situation beruhigt hätte, noch besuchen kommen könnten. Aber so langsam breitete sich bei uns auch ein ungutes Gefühl aus. Wir verfolgten in den darauffolgenden Tagen häufiger die Infektionszahlen von Deutschland und uns wurde bewusster, dass das Corona-Virus nicht nur eine Sache von ein paar Wochen sein würde.
Als unsere Familien und Freunde dann auch berichteten, dass viele Menschen in Deutschland die Nudelregale in Supermärkten leerkaufen, um sich Zuhause isolieren zu können, da haben wir dann schon wahrgenommen, dass die Lage ziemlich ernst sein muss und die Menschen wirklich Angst haben, auf die Straße zu gehen. So langsam schlich sich dann auch bei uns der Gedanke ein, dass das Virus hoffentlich nicht nach Afrika und Uganda kommt und wir womöglich noch früher nach Hause fliegen müssen. Dieser Gedanke wurde von uns aber schnell wieder verdrängt. Davon wollten wir absolut gar nichts wissen!
Die Tage vergingen und auch die Menschen vor Ort, also in Alenga, fingen immer mehr davon an, über Corona zu sprechen. Gerade auch weil Father Alberto, ein Italiener, die Situation in Italien sehr mitnahm und er auch in der Kirche darüber berichtete. Bei uns beiden kam immer mehr ein ungutes Gefühl auf, und die Gedanken an eine verfrühte Heimreise wurden immer präsenter.
Trotzdem blieb die Hoffnung, gerade weil Uganda schon Anfang März Maßnahmen ergriffen und für alle Einreisenden eine zweiwöchige Selbstquarantäne erteilt hatte. Zudem gab es natürlich Kontrollen am Flughafen in Entebbe, dass die Menschen mit Symptomen sich sofort in Quarantäne begeben müssen.
Und dann kam für uns am Montagabend, dem 16. März, doch ganz unerwartet die Nachricht, wir müssten aufgrund der Entwicklung der Corona Krise so schnell wie möglich zurück nach Deutschland fliegen, da es nicht sicher sei, wie lange Deutschland noch die Grenzen offen hätte und unsere Einreise somit nicht weiterhin gewährleistet wäre. Diese Nachricht hat uns trotz unserem unguten Gefühl wirklich schockiert, weil wir niemals erwartet hätten, dass es so schnell gehen würde. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch in ganz Uganda noch keinen einzigen bestätigten Corona-Fall. Über den ersten bestätigten Fall eines Corona-Infizierten informierte das ugandische Gesundheitsministerium am 21.03.2020.
36 Stunden nachdem wir die Nachricht bekommen hatten, waren wir schon auf dem Weg zum Flughafen.
In der Zwischenzeit mussten wir irgendwie realisieren, was da gerade passiert, unsere Koffer packen, ein paar Dinge in unserer Wohnung aussortieren und uns, so gut es ging, von den Menschen dort verabschieden. Das Verabschieden in so kurzer Zeit war aber gar nicht richtig möglich, weshalb wir wirklich nur sehr vereinzelt ganz wenigen Menschen „Tschüss“ sagen und uns bei ihnen für die schöne Zeit bedanken konnten.
Während der ganzen Rückreise kamen wir uns vor wie in einem schlechten Traum. Wir haben Lieder angehört, die wir mit unserer Zeit dort verbinden, zusammen gelacht und auch viel geweint. Wir dachten uns: „Wenn wir wieder aufwachen, werden wir wohl hoffentlich wieder in unserem Bett in Alenga liegen und alles wird wieder „normal“ sein?!“ Solche Gedanken begleiteten uns auf unserem Weg zurück nach Deutschland. In Deutschland hat sich das Leben für uns schnell wieder „normal“ angefühlt und doch gleichzeitig auch so unwirklich. Die ersten ein bis zwei Wochen war es auch noch schwierig, zu akzeptieren, wieder hier zu sein.
Mittlerweile sind wir beide aber doch auch froh, in Deutschland zu sein. Nicht, weil wir große Angst hätten, während dieser Zeit in Alenga nicht sicher gewesen zu sein, sondern weil es beruhigend ist, in einer solchen Zeit bei unseren Familien zu sein und zu wissen, dass es allen gut geht. Genauso hört man immer wieder auch von Freiwilligen, die noch in Uganda feststecken, wo mittlerweile auch das ganze soziale Leben eingeschränkt ist. Mittlerweile sind keine Bars mehr offen, öffentliche Taxis und Boda Bodas (Motorrad-Taxis) fahren nicht mehr, Schulen sind vorerst geschlossen.
Ein paar Zahlen und Fakten, wie sich die Lage in Uganda entwickelt hat:
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- 03.2020: Schulen und Universitäten wurden geschlossen
- 03.2020: erster offizieller bestätigter Corona-Infizierter
- 03.2020: Schließung des Haupt-Flughafens Entebbe
- 03.2020: Einschränkung des öffentlichen Lebens
- 04.2020: vollständiger „Lockdown“ (d.h. Ausgangssperre)
- 04.2020: die auf zwei Wochen angesetzte Ausgangssperre wird für drei Wochen erweitert (bis zum 05.05.2020)
Weitere Informationen zur aktuellen Lage in Uganda findet man auch hier.
Die aktuelle der Zahl der Corona-Infizierten in Uganda ist momentan noch verhältnismäßig sehr niedrig und liegt bei 54 positiv getesteten Fällen (Stand: Mitte April). Doch trotzdem bleibt die Angst um die Menschen und ihre Familien, die wir während unserer Zeit in Uganda kennenlernen durften, auch ein ständiger Begleiter von uns. Aber angesichts der katastrophalen Verhältnisse in anderen Ländern ist die Situation in Deutschland noch gut. Die Nachrichten aus Uganda und anderen Ländern Afrikas erschrecken uns zunehmend. Das Militär setzt die Ausgangssperren rigoros durch, oftmals mit brutaler Gewalt.
Wir beide hoffen auf ein baldiges Ende der Pandemie, wie auch der angespannten Situation!
Valesca & Regina
Hier lesen Sie die ausführlichen Rundbriefe von Valesca und Regina. Außerdem stellen sie hier Projekte vor, für die sie um Spenden bitten.