Schwester Isabelle Kahambu Valinande, eine kongolesische Comboni-Missionarin, lebt nach einigen Jahren in Mexiko nun in Texas (USA). Sie erzählt die Geschichte ihrer Berufung.

Ich wurde in Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) geboren, und da mein Vater Forstingenieur war, verbrachte ich meine Kindheit in verschiedenen Teilen des Landes. Ich lernte die Comboni-Schwestern 2001 kennen, als ich meinen Schulabschluss in Lubero, im Heimatdorf meiner Großeltern, machte.

Ich stamme aus einer großen christlichen Familie mit sieben Mädchen und einem Jungen. Mein Name ist Kahambu, ein Name, der eng mit der Tatsache zusammenhängt, dass ich das vierte Kind in der Familie war. Ich habe nie daran gedacht, in einen Orden einzutreten, und schon gar nicht als Missionarin. Es war meine Schwester Fabiola, die mich ermutigte, diesen Weg einzuschlagen. Sie hatte die Comboni-Missionare in Kisangani kennen gelernt. Gleich bei unserem ersten Treffen war ich beeindruckt von dem, was ich über ihren Gründer, den heiligen Daniel Comboni, einen mutigen Missionar, erfuhr.

Die Comboni-Missionare folgen mit ihrer Arbeit seinem Beispiel, sie setzen sich für die Rechte der Armen einsetzen und bilden Jugendliche aus. Ich war neugierig darauf, mehr über Comboni zu erfahren. Die Geschichte der Eroberung Afrikas hat mich sehr beeinflusst, und es war unglaublich, dass der heilige Daniel Comboni die Situation in einem ganz anderen Licht sah als die Eroberer, Kolonisatoren und Entdecker, die auf ihren persönlichen Vorteil bedacht waren. Es beschäftigte mich sehr, aber ich sprach mit niemandem darüber und sagte auch nicht, dass ich Ordensschwester und Missionarin werden wollte.

Unter dem Einfluss meiner Schwester Fabiola begann ich, die Berufungsgruppe in meiner Pfarrei vom Guten Hirten zu besuchen, wo der Pfarrer uns ermutigte, Kontakt mit der Kongregation aufzunehmen, der wir uns anschließen wollten. Damals lernte ich einen jungen Mann namens Gervais Mutsopi kennen, der heute als Comboni-Missionar in Kenia tätig ist. Er lud mich ein, an einem von den Comboni-Schwestern in Butembo organisierten Treffen teilzunehmen.

An einem Samstag nach der Schule nahmen wir unsere Fahrräder nahmen und fuhren zu der Veranstaltung. Diese Begegnung veränderte mein Leben. Ein kongolesischer Missionar sprach so tiefgründig über das Leben des heiligen Daniel Comboni, als hätte er ihn persönlich gekannt und alles erlebt, was er getan hat. Seine Erfahrung hat mich tief bewegt, und ich wollte mehr über diesen Mann erfahren, der Afrika liebte. Drei Worte blieben mir im Gedächtnis haften, Worte, die auch jetzt noch die Motivation für mein Ordensleben als Comboni-Missionsschwester sind: Leidenschaft, Comboni und Afrika. Der heilige Daniel Comboni hatte eine große Leidenschaft für Afrika.

Der Missionar berichtete in seinem Vortrag, dass Comboni das einzige überlebende Kind einer Familie mit acht Kindern war. Trotz allem brachte er das Opfer, seine alternden Eltern zu verlassen, um Afrika zu evangelisieren. Diese Entscheidung musste er von Anfang bis Ende teuer bezahlen, aber seine Leidenschaft versetzte ihn in die Lage, alles um des Kontinents willen auf sich zu nehmen. Als ich nach Hause zurückkehrte, sagte ich mir: „Comboni hat seine Liebsten um Afrikas willen verlassen… warum sollte ich das nicht auch tun?“ Das war der Augenblick meiner Bekehrung, der Augenblick, der mein Leben veränderte.

Ich arbeitete und studierte drei Jahre in Butembo, bevor ich die erste Phase der Ausbildung begann. Danach war ich vier Jahre im Postulat: drei davon in Bangui (ZAR) und eines in Nairobi (Kenia), um Englisch zu lernen. Danach absolvierte ich das zweijährige Noviziat in Namugongo (Uganda).

Nach meiner Ordensprofess wurde ich nach Mexiko versetzt, wo ich neun Jahre lang an drei verschiedenen Orten lebte. Ein Jahr verbrachte ich in Guadalajara, wo ich mit Kranken und älteren Menschen sowie in der Pfarrei arbeitete. In Costa Chica, im Bundesstaat Oaxaca, widmete ich mich zwei Jahre lang einem afro-mexikanischen Jugendpastoralprojekt. Das war eine schöne Erfahrung, bei der ich die Freude am missionarischen Leben spürte. Ich ließ es zu, dass ich geleitet wurde, und ich lernte viel von den jungen Menschen. Ich konnte mich auch wirklich in die Gegebenheiten des Landes hineinzuversetzen und mich für Neues und Anderes öffnen, während ich das, was von mir kam, weitergab.

In der Diözese Puerto Escondido gab es nicht genügend pastorale Mitarbeiter und zu wenige Priester, was dazu führte, dass viele Jugendliche nicht ausreichend begleitet werden konnten. Unsere Pfarrei in Huaxolotitlán hatte etwa 32 Gemeinden und nur einen Priester, der im Laufe des Jahres nicht alle Orte besuchen konnte. Deshalb organisierten die Gemeinden die Feier ihres Glaubens selbst. Ich war eine von vier Schwestern, und wir teilten das Pfarreigebiet unter uns auf. Während ich die Menschen begleitete, war ich tief bewegt von ihrem Glaubenszeugnis.

Ich muss gestehen, dass diese Situation mich überraschte, da ich weiß, dass Mexiko auf über 500 Jahre Evangelisierung zurückblickt. In meiner Diözese Butembo-Beni gibt es viele Priester und gläubige Gemeinden. Obwohl die Verkündigung des Evangeliums noch nicht lange zurückliegt, begleiten ausgebildete Pastoralreferenten die christlichen Gemeinden, und die Feiern sind sehr beeindruckend. In Costa Chica musste ich allerhand Aufgaben erledigen. Sonntags ging ich in verschiedene Gemeinden, um das Wort Gottes zu feiern. Tief bewegt hat mich auch die Feier von Beerdigungen.

Traditionell werden die Verstorbenen nicht ohne Segnung beerdigt, also suchen die Menschen einen Priester, eine Ordensschwester oder einen Katecheten auf. Sie meinen, dass diese Menschen „näher bei Gott“ sind und dass ihre Gebete und Segnungen die Verstorbenen näher zu Gott bringen. Es gibt ein Ritual, das eine Mischung aus afrikanischen und einheimischen Traditionen darstellt. Sobald ein Mensch stirbt, wird der noch warme Körper auf den Boden gelegt und mit Mutter Erde in Kontakt gebracht. „Von der Erde kommen sie, und zur Erde kehren sie zurück“, sagen sie.

Wenn der Körper kalt ist, glauben sie, dass Mutter Erde ihn aufgenommen hat. Dann schmücken sie den Ort mit Ringelblumen und Kalk und legen den Leichnam zur Vorbereitung auf die Totenwache auf ein Bett. Danach gehen sie in die Kapelle, die für Katholiken heilig ist, und feiern das Requiem. Anschließend versammelt sich die Gemeinschaft zum gemeinsamen Essen. In den Gemeinden, in denen ich gearbeitet habe, gibt es auch den Brauch, eine Novene mit Gebeten für die glückliche Ruhe des Verstorbenen abzuhalten. Ich schätzte diese Art, das Leben und den Tod von Menschen zu feiern, sehr.

Schließlich habe ich sechs Jahre lang in Mexiko-Stadt gelebt. Während meines Studiums der Religionswissenschaften widmete ich mich dort der missionarischen Bewusstseinsbildung und der Arbeit mit Migranten. In der Casa Mambre half ich ihnen bei Behördengängen und beim Erlernen der Sprache, vor allem denjenigen, die aus Afrika kamen. Im Cafemir-Zentrum arbeitete ich an der psycho-spirituellen Begleitung und manuellen Therapie von Migranten mit, um ihre soziale Integration zu erleichtern.

Jetzt bin ich in den Vereinigten Staaten, wo wir eine Gemeinde in Texas eröffnen werden, um unsere Arbeit mit Jugendlichen und Migranten fortzusetzen.

Comboni Missionaries‘ Team