Nicht nur in Deutschland, Österreich und Italien, sondern in vielen weiteren Staaten in Europa und weltweit ist der 1. Mai der Tag der Arbeit. Entstanden ist dieser Feiertag Ende des 19. Jahrhunderts in den USA, als zehn Stunden oder mehr am Tag gearbeitet werden musste, die Löhne niedrig waren und an Urlaub, Weihnachtsgeld oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht zu denken war. Auch heutzutage demonstrieren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an diesem Tag für Arbeitsrechte. Als Reaktion auf die meist sozialistisch geprägte Arbeitnehmerbewegung erklärte Papst Pius XII. im Jahr 1955 den 1. Mai zum Gedenktag Josefs des Arbeiters. Der Ehemann Mariens und Nährvater Jesu wird als Patron der Arbeiter verehrt.
Um bei jungen Leuten ein Verständnis für die oft harte Arbeit zu wecken, die in einkommensschwachen Berufen geleistet werden muss, veranstalteten die Comboni-Missionare von Portugal veranstalteten Anfang April in Caldas da Rainha ein Workcamp mit Einwanderern. Unter dem Motto „Entdecke dich selbst in der Brüderlichkeit“ hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, das Lagerleben kennenlernen und „Stereotypen abbauen“.
„Es ist schwierig wegen der Arbeit selbst, wir waren in den Gewächshäusern und es ist sehr heiß, es ist harte Arbeit. Für die Einwanderer, die weit weg von ihren Familien sind, ohne Komfort oder Unterstützung, die nicht nach Hause zurückkehren können, ist es noch komplizierter. Das zu verstehen, in die Schuhe der anderen zu schlüpfen, ist nicht einfach. Was für mich von dieser Erfahrung bleibt, ist die Akzeptanz der anderen in ihrem Wesen, ohne Urteil oder Stereotypen“, erklärt Sara Maia.
Das Workcamp fand in einem Gewächshaus mit Blumen und Pflanzen statt, in dem andere Einwanderer bei der Ernte von Süßkartoffeln, Tomaten und Blumen arbeiten. Ana Sofia stammt aus Mafra, ist 18 Jahre alt und hat, da sie das Landleben kennt, „nicht mit einer so schwierigen Erfahrung gerechnet“. „Es ist eine fordernde Erfahrung, anders, obwohl ich aus einem Dorf komme und an die Landwirtschaft gewöhnt bin. Aber bei diesem Tempo war es eine große Anstrengung mit dem Gefühl, dass ich in ein paar Stunden vor Erschöpfung sterben werde, und diese Einwanderer machen das jeden Tag. Ich denke, es erfordert enorme Kraft“, verrät sie.
Rafael, 21 Jahre alt, fügte hinzu, dass die Workcamp-Erfahrung in ihm „gemischte“ Gefühle geweckt habe. „Ich kam mit einer anderen Erwartung an das, was ich vorfinden würde. Es schien, als wäre ich nutzlos, aber dann habe ich verstanden, dass die Dinge nicht so laufen, wie wir es uns wünschen, und dass es einen Zweck gibt… Ich gehe erfüllt von hier weg, denn ich habe nicht nur versucht, das Leben dieser Menschen zu verbessern, sondern auch mein Leben verändert“, sagt er. Der junge Mann, der aus Apelação stammt, meinte, er müsse „lernen, in seinem Leben dankbarer zu sein“, und die Erfahrung habe ihm geholfen. Die Comboni-Missionare Pater Filipe Resende und Bruder José Manuel waren ebenfalls bei den jungen Leuten. „Es ist wichtig, den ganzen Menschen zu sehen. Diese Einwanderer bringen sehr interessante Erfahrungen mit, hier gibt es Muslime, Katholiken, Christen, Evangelikale und Orthodoxe, und alle leben in Harmonie und respektieren sich gegenseitig. Das ist eine sehr schöne Erfahrung.“
Bruder José Manuel, 57, hat bereits andere Gruppen von Comboni-Laienmissionaren bei der Süßkartoffelernte begleitet und ist sich der Schwierigkeiten der Einwanderer bewusst geworden. „Viele von ihnen kommen nach Portugal, um zu studieren, aber danach können sie sich das Studium nicht leisten und auch nicht die Schulden begleichen, die sie in ihrem Heimatland gemacht haben. Andere sind krank, können die Miete und das Essen nicht bezahlen, kommen, um zu arbeiten, und dann gibt es noch andere, sehr junge, die auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen sind, all diese Dinge zusammen“, berichtet er.
Der Comboni-Brudermissionar unterstreicht die Bedeutung von Unternehmen, die Einwanderern Chancen und Arbeit geben, damit „nicht nur die Vorstellung besteht, dass es Unternehmen gibt, die ausbeuten“. „Hier sind sie froh über die Einwanderer, sie helfen ihnen mit Kleidung und Essen. Die Arbeiter kommen oft ohne Mittagessen hier an, und das Unternehmen hilft ihnen. Es gibt all diese Fürsorge für den anderen, es geht nicht nur darum, dass sie zur Arbeit kommen, sondern sich um die Person zu kümmern. Es ist sehr wichtig, diese Arbeitsplätze zu schaffen, wo sich die Person wie in einer Familie fühlt und wo sie sich wohlfühlt. Ich denke, das ist die Zukunft der Unternehmen“, betont er.
Bruder José Manuel weist auch auf die Schwierigkeiten hin, die die Gesetze für diese Einwanderer mit sich bringen und die es den Unternehmen erschweren, Leute im Einklang mit dem Gesetz einzustellen.
SN – Ecclesia