Während Europa nur zaghaft gegen die Flut von Plastikartikeln vorgeht, haben die Länder Afrikas drastische Maßnahmen gegen Einweg-Plastiktüten ergriffen, die am weitesten verbreitete Form von Plastikmüll. Kunststoffabfälle zählen weltweit zu den gefährlichsten Schadstoffen. Sie verschmutzen die Ozeane, bedrohen die Meeresumwelt und gelangen schließlich als Mikroplastik in die Nahrungskette.

Afrikas Städte ertrinken in Plastikmüll. Die Säcke werden vom Wind überall hingetragen und landen auf Bäumen und Straßen, in Flüssen und Seen, in der Kanalisation und an Stränden. Die einzigartig schönen Landschaften, Strände und Naturparks Afrikas wurden von einer Mülllawine entstellt.

Nach UN-Schätzungen werden weltweit jährlich bis zu fünf Milliarden Plastiktüten in Umlauf gebracht. Die Europäische Union hat Leitlinien für den Umgang mit Kunststoffabfällen veröffentlicht. Diese sind jedoch nicht bindend, und daher sind sie nicht wirklich effektiv. In einigen Ländern haben Handelsunternehmen und Geschäfte freiwillig eine geringe Gebühr für Plastiktüten eingeführt, die dazu beigetragen hat, die Anzahl zu reduzieren.

Da die Abfallentsorgung und das Recycling in Afrika schlecht entwickelt sind, ist das Problem dort sichtbarer. Die Regierungen versuchen, die Plastikflut mit rechtlichen Maßnahmen einzudämmen. Weltweit haben 127 Länder Gesetze zur Regulierung der Verwendung von Plastiktüten eingeführt. In diesem Bereich ist Afrika führend. 34 der 55 afrikanischen Länder haben die Herstellung und den Gebrauch von Plastiktüten gesetzlich geregelt oder vollständig verboten. Diese strenge Politik gilt insbesondere für Länder mit schnell wachsender Tourismusindustrie. Der Kontinent hat dem Rest der Welt ein Beispiel dafür gegeben, wie das Problem wirksam angegangen werden kann.

Die Erfolgsgeschichte einiger afrikanischer Länder ist für die anderen afrikanischen Länder und die Welt insgesamt Ansporn, das Zeichen zum Einsatz zu geben. Ruanda war das erste afrikanische Land, das 2008 ein Verbot von Plastiktüten verhängte. Es gilt sogar für Touristen. Heute hat Kigali den Ruf, die sauberste Stadt Afrikas zu sein. Kenia hat Plastiktüten strikt verboten und drakonische Strafen verhängt. Wer Plastiktüten herstellt, importiert oder verwendet, riskiert Gefängnisstrafen von bis zu vier Jahren oder eine Geldstrafe von bis zu 30.000 Euro. Tansania ist dem Beispiel seiner Nachbarn gefolgt und hat drastische Strafen für die Produktion und den Verkauf sowie die Einfuhr und den Export von Plastiktüten verhängt.

Malawi hat 2015 die Herstellung von Plastiktüten verboten. Lokale Hersteller klagten gegen die Entscheidung, aber der Oberste Gerichtshof bestätigte sie. Maßgeblich war die Sorge, dass Mikroplastik von Fischen im Malawisee aufgenommen wird und damit in die Nahrungskette gelangt. Die Strände im Senegal, die viele Touristen anziehen, werden zunehmend durch billigen Plastikmüll verschmutzt.

Strengere Gesetze, härtere Strafen und häufige Polizeikontrollen sollen dem Problem Einhalt gebieten. Ägypten hat vor kurzem nicht nur Taschen, sondern auch die Verwendung von Plastikstrohhalmen, Geschirr und Besteck aus Kunststoff entlang der Küste des Roten Meeres verboten. Andere Länder, die Verbote durchgesetzt haben, sind Mauretanien, Marokko und Niger.

Recycling ist in der Regel zu kompliziert und zu teuer für die Stadtverwaltungen in Afrika, aber es gibt hier und da originelle Initiativen. In Südafrika hat das britische Unternehmen Macrebur eine Methode entwickelt, um Plastiktüten einzuschmelzen und als Teilersatz für Teer zu verwenden. In der Gemeinde Jeffreys Bay wurde die erste „Plastikstraße“ gebaut. In vielen Ländern recyceln Jungunternehmer Plastikabfälle, um neue Produkte zu produzieren.

In Südafrika sind es Hüte, Handtaschen und Besen, in Kenia haltbare Zaunpfosten, in Tansania Matratzen und Teppiche, in Äthiopien und im Senegal modische Schuhe aus alten Reifen. In der Westsahara errichtete ein junger Mann ein Haus aus sandgefüllten Plastikflaschen. In Kenia bauten die Menschen sogar ein Schiff aus recyceltem Kunststoff und Flipflops, das nach Sansibar segelte. Die Liste ist endlos!

Es bleibt jedoch noch so viel zu tun. Die Herausforderung von Plastikabfällen erfordert uneingeschränktes Engagement und verbindliche Regelungen aller regionalen Verbände auf der ganzen Welt. Die gelisteten afrikanischen Länder haben einen guten Kampf begonnen, der von ihren Gegenübern in anderen Regionen aufgenommen werden muss, und die Welle muss sich fortsetzen.

Die EU muss ihre Haltung zu verbindlichen Regelungen voranbringen und aufgrund der Produktions- und Konsumkapazitäten ihrer Mitgliedstaaten Vorreiter sein. Die EU kann sich nicht auf die Position als Zaungast bei der Plastikmüllschlacht zurückziehen, und nichts in ihrer Politik darf darauf hindeuten.

Pater Wolfgang Schonecke