17. November 2023
Auf Einladung von P. John Baptist Keraryo Opargiw, dem Provinzoberen der Comboni-Missionare in Südafrika, nahmen Pater Hans Maneschg und Bruder PeterNiederbrunner an der Eröffnung der Hundertjahr-Feier unserer Präsenz teil. Beide hatten dort mehrere Jahrzehnte auf verschiedenen Posten gearbeitet. Pater Maneschg schildert seine persönlichen Eindrücke von der Reise.
Im Jahr 2015 habe ich Südafrika verlassen und eine neue Aufgabe in Brixen übernommen. In dieser Zeitspanne hatte sich Vieles geändert hatte, in der südafrikanischen Gesellschaft als ganzer, aber dann auch im kirchlichen Bereich und im Kreis von uns Comboni-Missionaren. Zurzeit sind in Südafrika 24 Mitbrüder im Einsatz, die sechzehn verschiedenen Nationalitäten angehören.
Ein Höhepunkt und zugleich ein guter Einstieg war für mich die Feier in Maria Trost. Damit wurde das Gedenkjahr eingeläutet, das von Oktober 2023 bis Oktober 2024 dauern wird. Feiern und Begegnungen sind vorgesehen für die größeren Zentren, wo wir präsent sind: Johannesburg und Pretoria (beide in der südafrikanischen Provinz Gauteng) sowie Pietermaritzburg, der Hauptstadt der Provinz KwaZulu-Natal.
Jubiläumsfeierlichkeiten in Maria Trost
Die Feier in Maria Trost fing mit einem Besuch auf dem Friedhof an, wo viele unserer Mitbrüder begraben sind. Der Provinzial P. John Baptist gab einen aktuellen Impuls, indem er den inneren Zusammenhang zwischen „Erbe“ aus der Vergangenheit und dem Weg in die Zukunft als doppelte Herausforderung hervorhob.
Pater Fabio Baldan, ehemaliger Provinzial von Südafrika und gegenwärtiger Provinzial von Italien, blickte auf die Entfaltung der missionarischen Präsenz der Kirche in Afrika. Ausgehend von Combonis Vorläufern ging er auf die persönliche Erfahrung, Vision und Plan des Gründers ein, sowie auf die Entwicklung nach seinem Tod und dem Mahdi-Aufstand bis zur Wende, die mit der Teilung des Instituts hereinbrach. Fabio verstand es, die politische und soziale Dimension zu beleuchten, die diesem Prozess innewohnte. Es gelang ihm, sich in die Schwierigkeiten hineinzuleben, die die Pioniere, fünf Brüder und neun Priester erfuhren, als sie aus dem Sudan nach Südafrika auswanderten. Gerade Südafrika, das Land der Apartheid, sollte dann Jahrzehnte später zum Ort werden, wo der Wille und die Sehnsucht nach Wiedervereinigung heranreiften.
Neben diesem Aufenthalt in Maria Trost gelang es mir dann noch einige Orte und Gemeinschaften zu besuchen, mit denen ich mich besonders verbunden weiß. Ich wunderte mich darüber, wie die eigenen Mitbrüder und Freunde mich wiederholt davor warnten, zu Fuß umherzugehen. So hatte ich gelegentlich das Gefühl, in meiner Bewegungsfreiheit beschränkt zu sein. Das war vor acht Jahren in dem Maß nicht der Fall.
Besuch in der Diözese Pretoria
Der Besuch im Gebiet der Erzdiözese Pretoria durfte nicht fehlen. In Hammanskraal, 40 Kilometer nördlich von Pretoria, hatte ich vor 49 Jahren meinen missionarischen Dienst in Südafrika begonnen. Ich wünschte, die Anlage des damaligen preisgekrönten Priesterseminargebäudes (für ‚Nicht-Weiße‘!) wiederzusehen. Es war aber nicht nur Priesterseminar, sondern ein Teil davon war zur Zeit der Apartheid auch ein wichtiger Ort der Begegnung. Inzwischen wurde es aus finanziellen Gründen von der Kirchenleitung an öffentliche Institutionen veräußert.
Im knapp 50 Kilometer entfernten Vorort Silverton besuchte ich die älteste Niederlassung der Comboni-Missionare in der Erzdiözese Pretoria. Zur Zeit der Apartheid lag diese uns anvertraute Pfarrei im ‚weißen‘ Gebiet, etwas später übernahmen die Comboni-Missionare im Township von Mamelodi die Pfarrei „St. Peter Claver“, wo ich auch Jahre lang in der Seelsorge mitgearbeitet habe. Es freut mich, dass inzwischen die Pfarrei von Silverton eine integrierte Gemeinde für Menschen aller Rassen geworden ist. Schon seit vielen Jahren stehen afrikanische Mitbrüder der Pfarrgemeinde vor.
Manches hat sich geändert
Beunruhigend fand ich den Besuch am Ort, wo ehemals unser „Comboni Study Center“ stand. Diese Niederlassung war vorgesehen als Zentrum der Berufspastoral und als Ausbildungsstätte für unsere Kandidaten (Postulanten). Schrittweise wurden die Gebäude erweitert und neuen Zwecken zugeführt, vor allem als Haus der Begegnung für Mitbrüder, für Provinzversammlungen und schließlich auch für das Comboni-Jahr der Fortbildung. Die mit großer Mühe und mit hoffnungsvoller Erwartung unternommene Bautätigkeit blieb ohne Nachhaltigkeit. Die technische und industrielle Entwicklung hat vor unseren Toren nicht Halt gemacht. Wir wurden überrumpelt und von der industriellen Expansion geradezu ‚verschlungen‘. In Pretoria war ich für viele Jahre im Einsatz. Das nationale Priesterseminar im Stadtteil Waterkloof war mir noch sehr vertraut.
In der letzten Woche meines Aufenthaltes besuchte ich unser Scholastikat in Pietermaritzburg. Die gegenwärtigen Leiter der Gemeinschaft sind Pater Aldo Sierra, ein mexikanischer Mitbruder, der in Innsbruck Theologie studiert hat und Pater Joseph Maku aus Uganda, der gleichzeitig als Professor in Cedara und als Hausverwalter tätig ist. Pater Endrias Shamena Keriba, ein äthiopischer Mitbruder, ist Seelsorger der Pfarrei „St. Joan of Arc“, in deren Gebäuden und Anlagen das Scholastikat sich befindet. Dieses pastorale Umfeld wie auch die internationale Atmosphäre zuhause und auf der Hochschule sind wertvolle Dimensionen der missionarischen Ausbildung unserer Kandidaten.
Begegnung mit alten Freunden
Auf dem Weg nach Pietermaritzburg kehrte ich auf der großen Missionsstation von Mariannhill ein, wo ich Anfang Februar 1974 meine erste Nacht auf afrikanischem Boden verbracht hatte. Hier hielten sich einige unserer ersten Missionare auf, als sie 1924 aus dem Sudan nach Südafrika gekommen waren, um Zulu zu lernen. In Johannesburg beendeten wir – Br. Peter und ich – unseren Besuch. Am Abend vor dem Rückflug durfte ich noch im Media Center der Paulus Schwestern deren Hauptfest „Gesù Divin Maestro“ mitfeiern. Das war ein schöner Abschluss! Ich bin dankbar, dass es während des Besuches zu vielen guten Begegnungen mit guten Freunden der Comboni-Missionare kam, die kostbare Erinnerungen wie ein neues Geschenk in mir aufleben ließen.